Monosphere – The Puppeteer

Monosphere – The Puppeteer(39:59; Vinyl, CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 2021)
Monosphere aus der rheinland-pfälzischen Hauptstadt Mainz ziehen mit “The Puppeteer” konsequent ihr Ding durch. Dies gilt sowohl thematisch als auch musikalisch. Denn bei “The Puppeteer” handelt es sich nicht einfach nur um ein Album mit textlichem Konzept. Seine Entstehung ist vielmehr die Konsequenz aus “The Concept Album In Progressive Metal”, der Bachelorarbeit von Schlagzeuger und Haupt-Songwriter Rodney Fuchs. Dieser stellte nämlich fest, dass es bisher noch keine wissenschaftliche Untersuchung zum Entstehungsprozess eines Konzeptalbums gegeben hatte. So beschloss er die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und zusammen mit seinen Bandkollegen nicht nur ein Konzeptalbum zu schreiben, sondern diesen Prozess auch wissenschaftlich zu begleiten und zu analysieren (Nachzulesen in einer 94-seitigen Abschlussarbeit auf der Homepage der Band).
Der Plot des Albums ist relativ Komplex und kann am ehesten als Thriller verstanden werden. Es geht einerseits um eine zwielichtige Organisation, Verhaltenskontrolle und -manipulation, andererseits um Liebe, eine Affäre, Eifersucht und schließlich Mord. Und natürlich um die alles entscheidende Frage, die sich der Protagonist am Ende stellt: ob seine Frau, die er inflagranti beim Sex erwischt und danach ermordet hat, nicht vielleicht von der bösen Organisation indoktriniert worden war. Das Album ist dabei in zwei Teile aufgegliedert. Die Tracks 1 bis 7 erzählen dabei die Geschichte in chronologischer Reihenfolge, aus der Sicht des Protagonisten. Ab Track 8 wechselt die Perspektive, der zweite Teil des Albums beleuchtet die Sicht der Ehefrau auf die Geschehnisse.

Aber auch musikalisch gehen Monosphere keine Kompromisse ein, sondern liefern einen wahren Rundumschlag. Denn die Rheinhessen lassen in ihre Spielart des Progressive Metals eine Vielzahl musikalischer Genres einfließen; der Hauptteil davon der metallischen Art. Dass der Fünfer seine Wurzeln in Deathcore und Melodic Hardcore hat, ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Dass Post Rock, Black Metal, Mathcore und Metalcore zu weiteren Einflüssen des Quintetts zählen genausowenig. Doch Monosphere bieten dem Hörer keineswegs einfach nur 40 Minuten lang die volle metallische Breitseite. Sondern sie gestalten ihr Album durch Elemente aus Post Rock, Klasik, Neo Klassik und Minimal Music abwechslungsreich und interessant. Es ist eine stilistische Vielfalt die stellenweise fordernd wirkt, jedoch zu allen Zeiten nachvollziehar ist und in ständigem Fluss bleibt. Zwar gestaltet sich das Album dabei nicht immer zwingend mitreißend, doch den Faden verliert man als Hörer trotzdem nicht.

Schon der Auftakt in Form von ‘Sheer Strings’ ist gelungen, denn mit dem wabernd-sphärische Instrumental gelingt es Monosphere, eine unheimlich anmutende Spannung aufzubauen, die sich im überganglos anschließenden ‘The Puppeteer’ entlädt. Was folgt, ist ein musikalisches Gewitter aus Metalcore- und Death-Elementen, das die post-rockige Grundatmoshäre des Stückes deutlich verdunkelt
Dass der Platz- bzw. Ober-Hirsch Nils Wittrock beim nächsten Stück “The Luminary” mitmischt, fällt erst beim zweiten Hören auf, zu ungewohnt ist es, englischsprachigen Gesang aus seinem Munde zu hören. Doch steht hier, wie auch bei der Platte als Ganzes, weniger der Gesang im Mittelpunkt, sondern vielmehr das Wechselspiel aus Technik und Härte auf der einen sowie Melodien und Atmosphäre auf der anderen Seite.

Ein Wechselspiel, das umso besser funtioniert, je größer die Kontraste zwischen den verschiedenen Aspekten sind. Doch stellen komplett Metal-fremde Interludes bei den ersten Stücken eher die Ausnahme dar und sind wie beispielsweise bei ‘The Disconnect’ zumeist sehr kurz geraten und gegen Ende eines Liedes zu finden.
Und so ist es mit ‘The Lover’ erst Track Five, der nicht mehr dem beschriebenen Muster folgt. Denn anstatt den Hörer musikalisch zu überrollen, badet ihn das Stück mit seiner finsteren Stimmung, seinen Piano-Klängen und Kevin Ernsts geflüsterten Gesang in schwerster Melancholie. Eine Stimmung die sich auch dann nicht verändert, als Growls einsetzten und das Stück deutlich an Härte zulegt. Und abwechslungsreich geht es weiter, ob mit musikalischer Dampfwalze wie bei ‘The Verdict’ oder schwelgerisch-post-metallisch wie in ‘The Marionette’, einem Stück, welches stark an The Ocean erinnert.

‘No Strings Attached’ markiert den Beginn des zweiten Teils der Platte und ist rein instrumental gehalten, wie schon “Sheer Strings”. Das Stück dient dabei jedoch weniger dem Spannungaufbau, sondern hat ganz im Gegenteil eine sehr beruhigende Wirkung. Eine Stimmung, die im anschließenden ‘I Am to Blame’ aufgegriffen wird und sich langsam aber sicher dahingehend verändert, das sich das Stück zu einem kleinen Post-Metal-Sturm verdichtet. Und so wird “The Puppeteer” in der zweiten Hälfte insgesamt immer progressiver, wohingegen die Core-Elemente, die den ersten Teil von “The Puppeteer” bestimmen, in den Hintergrund treten.

Zudem gestaltet sich die Platte zum Ende hin stilistisch immer vielfältiger. Doch Härte büßt “The Puppeteer’ hierdurch nicht ein. Denn auch die jeweils dreiteiligen Stücke ‘I Am In Control’ (im ersten Part wieder mit Nils Wittrock am Gesangsmikro) und ‘I Am In Conflict’ sind für zart-besaitete Menschen nur eingeschränkt geeignet. Für Freunde progressiver Klänge, die es auch mal etwas Härter mögen, jedoch umso mehr, denn das Album geht weitaus abwechslungsreicher zu Ende, als es gestartet war.
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, KR 12)

The Puppeteer by Monosphere

Tracklist:
1. ‘Sheer Strings’ (1:26)
2. ‘The Puppeteer’ (2:11)
3. ‘The Luminary’ (2:49)
4. ‘The Disconnect’ (2:13)
5. ‘The Lover’ (4:59)
6. ‘The Verdict’ (2:41)
7. ‘The Marionette’ (3:45)
8. ‘nNo Strings Attached’ (1:36)
9. ‘I Am To Blame’ (2:57)
10. ‘I Am In Control I’ (3:21)
11. ‘I Am In Control II’ (2:25)
12. ‘I Am In Control III’ (0:54)
13. ‘I Am In Conflict I’ (1:33)
14. ‘I Am In Conflict II’ (2:10)
15. ‘I Am In Conflict III’ (5:10)

Monosphere – The Puppeteer (Eigenveröffentlichung, 26.11.21)
Credit: QuintenQuist

Besetzung:
Kevin Ernst (Gesang)
Max Rossol (Gitarre)
Valentin Noack (Gitarre)
Marlon Palm (Bass)
Rodney Fuchs (Schlagzeug)

Gastmusiker:
Nils Wittrock (Gesang – Tracks 4 & 10)

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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Monosphere zur Verfügung gestellt.