(49:41, CD, Digital, Vinyl, Gentle Art Of Music, 2022)
Nachdem Kalle Wallner abseits von RPWL bislang vornehmlich mit Blind Ego seiner Leidenschaft für düsteren und harten Alternative Rock nachging, gibt’s mit “Voices” nun ein ganz klar designiertes Soloalbum. Ein dem Titel scheinbar widersprechend, größtenteils instrumentales Werk noch dazu. Aber wie zu erwarten ist bei Wallner auch im Solomodus alles etwas anders.
Die ersten Sekunden locken da noch auf eine falsche Fährte. Kühle Synthieklänge mit Tangerine Dream-Flair? Nur für dreißig Sekunden dürfen die das Geschehen dominieren, dann setzt ein ziemlich deutliches klassisches Gitarrenrock-Riff ein und wir befinden uns eher im Terrain von Steve Lukather oder Joe Satriani, die Synthies bleiben Farbtupfer. Wobei Wallner im Gegensatz zu den Erwähnten, soviel vorab, keinen Wert auf das Sprengen von Geschwindigkeits- oder Weirdness-Rekorden legt. Die “Voices” des Albums sind die melodischen Gitarrenleads, alles bleibt trotz Instrumentalarrangements klar songorientiert, auch wenn das natürlich sprachlich gesehen ein Oxymoron ist. Das Spektrum reicht von Rockern wie “Five”, das auch auf Satrianis “The Extremist” wunderbar ins Konzept gepasst hätte, über Blind-Ego-mäßiges wie “Two” und “Four” mit waschechten Alternative Metal-Riffs, bis hin zu Futter für die RPWL-Fans in “Seven.Out” – wobei das letztere aufgrund ähnlicher Melodielinie auch deutliche Erinnerungen an das ausgedehnte Schlusssolo im Scorpions-Klassiker ‘Holiday’ weckt.
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Lediglich ein Song kommt tatsächlich mit Gesang: “Three” klingt nicht nur aufgrund der Beteiligung von Subsignals Arno Menses etwas nach dessen Stammband. Feiner, melancholischer Melodic-Rock mit Hammer-Refrain, der Erinnerungen an die neueren Toto – oder eben Subsignal – hervorruft. Auch Drum-Tier Marco Minnemann hat sich auf “Voices” verewigt. Und dass Yogi Lang an den Keyboards zu hören ist, sollte auch niemanden wundern, ebenso wenig wie die kristallklare Produktion des Albums. Typische GAOM-Qualität eben.
Das Problem des Albums dürfte insgesamt auch weniger die Qualität des Dargebotenen sein, als vielmehr die Frage nach der Zielgruppe. Die Musiker-Polizei und die Technik-Fetischisten-Fraktion werden hier wie erwähnt bewusst kaum bedient. Und ob die Fans melodischer Rockmusik mit leichtem Prog-Einschlag sich ein (fast) reines Instrumentalalbum ins Regal stellen werden, bleibt auch abzuwarten. Schade, denn das Album macht wirklich jede Menge Laune, wenn man sich darauf einlässt. Immerhin: bei Wallners Fans rennt “Voices” mit Sicherheit offene Türen ein. Und da man auf das nächste RPWL-Album ja vermutlich wieder eine Weile warten muss, geht “Voices” als astreine Wartezeitverkürzung durch.
Bewertung: 11/15 Punkten (SG 11, KR 11, KS 11)
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Abbildungen: Kalle Wallner / GAOM / CMM