(71:28, Deluxe Box Set, CD, Open Sky Records, 2021)
Dave Bainbridge wird vielen Genre-Spezialisten als Mastermind der großartigen Folk-Prog-Band Iona bekannt sein, die nach ihrem letzten Album “Another Realm” bisher keine weiteren Aktivitäten mehr vorzuweisen hat. Sehr zum Bedauern der doch recht großen Fangemeinde. Aber auch wenn “Another Realm” damals schon ein wenig die Puste ausgegangen war, so vermisste man doch diese wunderbare Mischung aus hochmelodischem Celtic Rock und energiegeladenen Prog Rock.

Umso erfreulicher also die Nachricht, dass Bainbridge sich 18 Jahre nach seinem ersten Solo-Album “Veil of Gossamer” und acht Jahre nach seinem letzten offiziellen Album “Celestial Fire” wieder mit neuem Material in Album-Form zurück meldet.

Entstanden ist “To The Far Away” während der Pandemie im Jahr 2020. Wie der Albumtitel suggeriert, wurde er, Dave Bainbridge, unfreiwillig mehr als acht Monate von seiner Lebenspartnerin getrennt. Die er heiraten wollte, die aber zu dieser Zeit in den USA in Baltimore lebte. Da sich dann doch letztendlich alles zum Guten wendete, ist die Botschaft des Albums in erster Linie Hoffnung. Aufwendig gestaltet mit vielen Bildern von Dave Bainbridge selbst, gibt auch das Booklet die Inspiration durch Natur und Landschaft wieder. Die Lyrics stammen größtenteils von Lynn Caldwell, einer kanadischen/irischen Dichterin und haben im Vergleich zu den letzten Iona-Lyrics keinen offensichtlichen religiösen Kontext.

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Weitere Informationen

Musikalisch erwartet den geneigten Iona-Fanboy klassische Dave Bainbridge-Musik. Also hochmelodischer, liebevoller Celtic/Folk Rock (‘To The Far Away’, ‘Fells Point’), epochaler, kraftvoller Prog Rock mit Gänsehaut-Soli (‘Ghost Light’) sowie auch klassisch angehauchte und improvisierte Stücke (‘Infinitude’). Unterstützt wird er von alten Bekannten wie Frank van Essen, der immer wieder positiv durch sein druckvolles wie akzentuiertes Schlagzeugspiel auffällt und an einigen Stellen auch wieder auf der Violine brilliert. Troy Donockley, ebenfalls ein Ex-Bandmitglied von Iona und immer noch Mitglied bei Nightwish, arbeitet ja immer mal wieder mit Bainbridge in verschiedenen Projekten zusammen und ist demnach auch keine wirkliche Überraschung bei den Musikern auf dem Album. High und Low Whistles, sowie die unvergleichlichen Uillean Pipes kommen also unweigerlich, aber immer passend und ausreichend zum Einsatz. Den Gesang übernimmt hauptsächlich Sally Minnear, die in der Vergangenheit mit Bainbridge ebenfalls an einigen Projekten beteiligt war, so auch als Live-Sängerin bei verschiedenen Aufritten, wo sie recht passabel Iona-Songs gesungen hat. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass Joanne Hogg diese Songs mal gesungen hat. Den männlichen Gesangspart auf dem Album übernimmt Ian Hornal (10CC) auch überaus angenehm (‘To Gain The Ocean’).

“To The Far Away” ist ein würdiger Nachfolger der beiden letzten Alben des überaus sympathischen Briten und bietet einmal mehr sehr kurzweiligen Celtic Prog Rock, mit klassischen Einflüssen, vielen Melodien und gewohnten Gänsehaut-Momenten. Sei es, wenn Bainbridge auf der Gitarre ein Solo zelebriert, Donockley auf der Uillean Pipe seine Reels abfeuert oder Frank van Essen mit der Violine verzaubert. Die Gästeliste der Musiker ist lang, aber hochkarätig besetzt. Auch fühlen sich die vernachlässigten Iona-Fanboys wieder ein wenig in dieser ganz speziellen Wohlfühlatmosphäre zu Hause. Bisher das erste Highlight im noch frühen Jahr.

Das limitierte Deluxe Box Set beinhaltet das normale Album und das Album im 24bit WAV-Format. Dazu gesellen sich fünf Postkarten, ein signiertes Zertifikat und ein Hardback-Foto-Buch.
Bewertung: 12/15 Punkten (MBü 12, WE 11, KS 12)

Musiker:
– Sally Minnear – Lead and Backing Vocals
– Ian Hornal – Lead and Backing Vocals
– Tory Donockley – High and Low Whistles, Uilleann Pipes, Cumbrian Voices
– Jon Poole – Fretted and Fretless Bass
– Frank van Essen – Drums, Solo Violin, Ensemble Violins and Violas
– Jonas Pap – Cello
– Nigel Cameron – Whistles on ‘To The Far Away’ and Additional whistles on ‘Sea Gazer’
– Julie Cameron-Hall – Violin on ‘To The Far Away’