(31:10; Vinyl, CD, Digital; Perseverance Media Group, 2022)
Play-Taste drücken… Vier Sekunden Drum-Intro… und schon ertönt George ‘Corpsegrinder’ Fisher mit einem gnadenlosen Schrei aus den Lautsprechern und fegt dem Hörer voller Inbrunst die Schuppen vom Kopf. Die prägnante Stimme des Cannibal-Corpse-Frontmannes, liebevoll ‘Der Nacken’ genannt – man beachte den erstaunlich massiven Hals – wird begleitet von einem rasanten Blastbeat, ehe der Song in einen mitreißenden Hardcore-Rhythmus übergeht.
Cannibal Corpse meets Hatebreed. Eine ziemlich gute Idee!
Wenn ein Urgestein des Death Metal, nach 27 Jahren als Sänger bei der größten Death Metal Band meint, ein Solo-Album produzieren zu müssen, dann kann es sich entweder weit von der bisherigen Machart entfernen oder aber genau aus dem gleichen Holz geschnitzt sein. Fishers Solo-Album ist kein kreativer Ausbruch aus dem Genre. Es erinnert stark an Cannibal Corpse. Jedoch entfällt das technische Extrem, das seine Hauptband ausmacht, und weicht dem Einfluss von Hardcore und Thrash Metal. Genauer gesagt fließt hier hörbar der Stil von Produzent Jamey Jasta, Frontmann und Sänger der Hardcore-Metal-Band Hatebreed, mit ein. Dieser Mix macht das Album unerwartet groovig und eingängig. Wo Cannibal Corpse ihre Hörerschaft mit hoch technischen Gitarrenriffs bombadiert und versucht, das letzte Quäntchen Brutalität aus ihren Songs heraus zu kitzeln, liegt der Fokus hier auf mitreißende Grooves und der reinen Freude am oldschool Death Metal. Das Attribut ‘Technical’ sucht man hier vergeblich, aber dafür gibt es eine der markantesten Stimmen im extremen Metal der letzten drei Jahrzehnte.
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Die Songs alternieren zwischen klassischem Death Metal (‘Acid Vat’), Thrash Metal (‘Vaguely Human’) und Hardcore (‘Crimson Proof’), was das Album angenehm abwechslungsreich macht. Für seine Abstammung hat die Platte zudem einen überraschend melodischen Einschlag (‘Master of the Longest Night’), weshalb es sich auch relativ gut an- und durchhören lässt.
Finanziert wurde das komplette Projekt von den Fans, die vorab Beteiligungen im Online-Shop in verschiedenen hohen Stufen kaufen konnten. Wer sich beteiligte, wurde als Supporter in der Dankesliste (25$), oder sogar als Co-Executive-Producer namentlich aufgeführt (250$). Vielleicht ermöglichte gerade diese Vorgehensweise die recht gut klingende Produktion. Die Gitarren klingen satt, der Bass ordentlich präsent, und es wirkt an keiner Stelle überproduziert. Soundtechnisch eher Back to the Roots statt überfetten Gitarren und einem übertriebenen Soundgewand, wie es heutzutage im Genre oft der Fall ist.
Das Album ist mit seinen 31 Minuten recht kurz geraten. Es hat dafür aber auch keine Längen und bringt alles, was es zu sagen hat, auf den Punkt. Auch wenn es dem Genre nichts Neues hinzufügt, funktioniert es wunderbar. Hier gibt es keine Verschnaufpausen. Jeder Song lädt ein, den Kopf gnadenlos in rhythmischen Vertikalbewegungen zu beschleunigen. Physikalische Gesetzte lassen sich nun mal nicht aushebeln. Wer im Vorfeld gedacht hatte, hier wird einem ein umgelabeltes Cannibal-Corpse-Album vorgelegt, der lag definitiv falsch. Eine Ikone des Death Metals tobt sich hier aus, ganz ohne technisches Gefrickel und komplizierte Songstrukturen. “Corpsegrinder” ist ein Werk, das scheinbar aus reiner Leidenschaft und Spaß entstanden ist. Was auch das recht kitschig, trashige Cover andeutet, welches Fisher als Zombie-zerreißende Comicfigur zeigt. Mehr will und soll dieses Album auch nicht sein. Dafür ist es ein verdammt knackiges und unkompliziertes Werk, welches einfach nur wunderbar klingt und funktioniert.
Auch wenn hier keine wirkliche Innovation und versierte Songwriter-Kunst geboten wird, muss ich dem Album diese hohe Wertung zusprechen. Obwohl der musikalische Anspruch auf BetreutesProggen.de normalerweise etwas anders orientiert ist, muss man sich letzten Endes auf sein Gefühl berufen und nach den Kriterien des hier zugrunde liegenden Genres bewerten. Und diese sagen: Death Metal auf den Punkt. So wie er sein muss! Respect the Neck!
Bewertung: 12/15 Punkte (MK 12, KR 12)
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Tracklist:
1.’ Acid Vat’ (feat. Erik Rutan)
2. ‘Bottom Dweller’
3. ‘On Wings of Carnage’
4. ‘All Souls Get Torn’
5. ‘Death is the Only Key’
6. ‘Crimson Proof’
7. ‘Devourer of Souls’
8. ‘Defined by Your Denise’
9. ‘Master of the Longest Night’
10. ‘Vaguely Huma’
Besetzung:
George “Corpsegrinder” Fisher – Vocals
Charlie Bellmore – Guitar/Bass
Nick Bellmore – Drums
Gastmusiker:
Erik Rutan (Cannibal Corpse)
Surftipps zu Corpsegrinder:
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von BreakingTheLawPR zur Verfügung gestellt.