(55:42; Vinyl (2LP), CD, MC, Digital; Atomic Fire Records, 2022)
Melodic Death Metal, Finnish Folk Metal und Progressive Metal. Es sind diese drei Eckpfeiler, zwischen denen sich Amorphis seit ihren Anfangstagen in den frühen 90er Jahren musikalisch bewegen. Echte Umbrüche gab es in diesen gut dreißig Jahren nie wirklich. Denn wie die Band die Sache auch anging, die Finnen blieben sich immer treu und waren stets eindeutig als Amorphis auszumachen. Ob nun Death-lastig, wie in den Anfangsjahren oder eher progressiv, wie um die Jahrtausendwende. Zwar gab es immer wieder Entwicklungen, die nicht alle Fans mitgehen konnten, wie etwas der zwischenzeitliche Komplettverzicht auf Growls, doch wirklich enttäuscht hat die Formation aus Helsinki in all den Jahren nie. Denn seit dem ’92er Debüt-Album “The Karelian Isthmus” halten Amorphis ein überdurchschnittliches Qualitäts-Niveau, das sie bis heute nie unterschritten haben. Seit einigen Jahren scheinen sich Amorphis dabei auf einem Sound eingependelt zu haben, der alle bandhistorischen Merkmale bedient: es growlt, es folkt, es proggt und obendrauf gibt es immer wieder wunderbare Melodien.
Auch “Halo” – das mittlerweile 14. Studio-Album der Finnen – bildet da keine Ausnahme. Denn Amorphis verändern den Stil der vorran gegangenen Alben nur minimal. So gibt es musikalisch weder große Überraschungen noch herbe Enttäuschungen. Was auch konsequent ist, da es sich bei “Halo” um den abschließenden Teil einer Trilogie um das finische National-Epos “Kalevala” handelt, die 2015 mit “Under The Red Cloud” begonnen und 2018 mit “Queen Of Time” weitergeführt worden war. Lediglich in Sachen Bombast treten Amorphis mit “Halo” eine Spur kürzer als auf den letzten Werken. Obwohl wie z. B. beim Opener ‘Northwards’ immer wieder auch Chor-Passagen vorhanden sind, und obschon der Charakter der Refrains, wie bei ‘On The Dark Waters’, weiterhin hymnenhaften bleibt.
Eingängig wie eh und je bohrt sich Tomi Joutsens Klargesang dabei in die Hirnwindungen des Metal-Fans, während seine Growls den gleichen Weg mit dem Vorschlaghammer zu erreichen versuchen. Nichtsdestotrotz wirkt “Halo” als Gesamtwerk sehr homogen. Herausstechende Ecken und scharfe Kanten sucht man vergebens. Zwar haben Stücke wie das melancholische ‘The Moon’ und speziell ‘War’ mit seinem Killer-Chorus das Format, zu Fan-Lieblingen und Live-Klassikern aufzusteigen. Doch einen Über-Hit des Formats von ‘Black Winter Day’ oder ‘My Kantele’ ist auf “Halo” nicht zu finden. Doch ist das verzeihlich, bei dem Niveau, das Amorphis über die Spielzeit von kanpp einer Stunde aufrechterhalten.
Einfältig sind Amorphis deswegen aber noch lange nicht geworden, wie das abschließende ‘My Name Is Night’ verdeutlicht. Denn die Finnen konnten für dieses Stück Petronella Nettermalm verpflichten, ihres Zeichens Sängerin der schwedischen Prog-Band Paatos. Es ist die einzige Ballade auf diesem Album und gleichzeitig das einzige Lied, das durch seine Andersartigkeit auffällt. Es ist ein Kontrast, der der Band gut steht, obwohl es den einzelnen Stücken beileibe nicht an Abwechslungsreichtum mangelt.
Und so ist “Halo” ein Album, das sich wunderbar in eine großartige Diskografie einreicht. Ohne herauszustehen und ohne zu enttäuschen.
Bewertung: 11/15 Punkte (MBü 10, FF 11, MK 11, KR 12)
Tracklist:
1. ‘Northwards’
2. ‘On The Dark Waters’
3. ‘The Moon’
4. ‘Windmane’
5. ‘A New Land’
6. ‘When The Gods Came’
7. ‘Seven Roads Come Together’
8. ‘War’
9. ‘Halo’
10. ‘The Wolf’
11. ‘My Name Is Night’
Besetzung:
Tomi Joutsen (Vocals)
Esa Holopainen (Guitars)
Tomi Koivusaari (Guitars)
Santeri Kallio (Keyboards)
Olli-Pekka Laine (Bass)
Jan Rechberger (Drums)
Gastmusiker:
Petronella Nettermalm (Vocals – Track 11)
Diskografie (Studioalben):
“The Karelian Isthmus” (1992)
“Tales From The Thousand Lakes” (1994)
“Elegy” (1996)
“Tuonela” (1999)
“Am Universum” (2001)
“Far From The Sun” (2003)
“Eclipse” (2006)
“Silent Waters” (2007)
“Skyforger” (2009)
“The Beginning Of Times” (2011)
“Circle” (2013)
“Under The Red Cloud” (2015)
“Queen Of Time” (2018)
“Halo” (2022)
Surftipps zu Amorphis:
Homepage
Facebook
Instagram
Twitter
Soundcloud
YouTube
Spotify
Apple Music
Amazon Music
last.fm
Discogs
Metal Archives
Wikipedia
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Atomic Fire Records zur Verfügung gestellt.