Alien Weaponry – Tangaroa

Alien Weaponry-Tangaroa(1:23:00; CD, Vinyl, Digital; Napalm Records, 2021)
Frischen Wind in die Metalszene zu bringen, ist gar nicht mal so schwer. Man bedient sich einfach fast schon ausgetrockneter Sub-Genres und haucht ihnen neues Leben ein. Alien Weaponry brachten allerdings nicht nur frischen Wind, sondern einen kleinen subtropischen neuseeländischen Sturm.
Groove Metal meets Crossover und Folklore?

Im nun wirklich jungen Alter von zehn Jahren schlossen sich drei Neuseeländer zusammen und gründeten die Band Alien Weaponry. Nach mehreren EPs veröffentlichten sie 2018 ihr Debütalbum ““. Dieses landete in den neuseeländischen Album-Charts, und die Band gewann schnell an Bekanntheit. Auf den großen Festivalbühnen Europas, wie beim Wacken Open Air oder Summer Breeze Open Air, machten sie sich in der Metallszene und der Fachpresse schnell einen Namen.

Groove Metal war gegen Ende der 90er bis in die 2000er-Jahre ein großes Thema. Unter dem Genre versammelten sich zum Teil ehemalige 80er-Jahre Metal-Bands, die in der Synthese von Metal, Hardcore und Rap ihren eigenen Stil fanden und sich aus der Einbahnstraße bisheriger verkrusteter Sub-Genres befreiten. Das ganze schlug damals ein wie eine Bombe. Die Thrash Metal-Band Sepultura mit ihrem Album “Chaos A.D” oder Pantera mit “Cowboys From Hell“. Neue Bands wie Machine Head, System of a Down, Ektomorf und Devil Driver kamen auf, und auf den einschlägigen Musiksendern liefen nun neben Klingelton-Werbespots immer häufiger auch Songs der Vertreter des neu aufstrebenden Metal-Subgenres.

Alien Weaponry liefern mit “Tangaroa” ein Album ab, das sich bestens im ehemaligen Sog des Groove Metal und Crossover wiederfinden lässt. Doch das nur im Groben.
Denn die Neuseeländer, die alle erst Anfang 20 sind, lassen die traditionelle Musik der Maori, der Ureinwohner Neuseelands einfließen. Ein Teil der Songs ist sogar komplett in der Sprache der Maori verfasst und behandelt deren Geschichte.
Rhythmisch und melodisch ergibt dieser Einfluss einen komplett eigenständigen Charakter. Zudem lassen die Jungs von Alien Weaponry es ein ganzes Stück ruhiger angehen als die üblichen Vertreter des Genres. Hier wird keine übermächtige Wall of Sound aufgebaut. Die Gitarren klingen differenziert und der Gesang ist leicht und unaufgeregt. Die Band lässt ihrer Musik viel Luft zum Atmen.
Tragender Bestandteil ist der immer wandelnde Rhythmus der Truppe. Tempo- und Dynamikwechsel, Stopps und perkussive Details runden die Songs ungemein ab.

Das beste Beispiel dafür liefert der Opener ‘Titokowaru’. Ein eigentlich schweres Metal-Riff, das aber durch das indigen klingende Drumspiel, und den zurückhaltenden klaren Gesang gänzlich entschärft wird. Der Rhythmus bei ‘Hatupatu’ zieht einen direkt an, und mit ‘Ahi Ka’ steht einem ein maorischer Hardcore-Titel gegenüber. In gerade mal drei Songs eines Albums zeigt die Band schon mehr Vielfalt als manch andere in ihrem gesamten Backkatalog.

Auf der einen Seite Pro, auf der anderen Kontra.
Denn an so mancher Stelle könnte man sich durchaus mehr Energie wünschen. Man erhofft sich immer wieder einen Ausbruch aus dem verkopften Konstrukt. Die Gitarren wirken hin und wieder leider zu gedrosselt und verhalten. Selbst in lauten Songteilen kommt selten der passende Druck auf. Die als Breakdowns gedachten Passagen verlieren sich dynamisch fast komplett.

Tangaroa by Alien Weaponry

Die Stärken von Alien Weaponry liegen ganz klar bei den vertrackten Rhythmen und den überraschend vielfältigen Klangkonstrukten. An so mancher Stelle wäre etwas mehr metallische Durchschlagskraft wünschenswert gewesen.
Dennoch veröffentlichen Alien Weaponry mit “Tangaroa” ein interessantes Album, das frischen Wind auf die Billings der Festivals bringen dürfte. Als Einheizer auf der kommenden Tournee von Gojira dürfte die Band ein leichtes haben.
Bewertung: 8/15 Punkten (FF: 10, MK 8, KR 9)

Credit: Piotr Kwasnik 

Tracklist:
1. ‘Titokowaru’
2. ‘Hatupatu’
3. ‘Ahi Kā’
4. ‘Tangaroa’
5. ‘Unforgiving’
6. ‘Blinded’
7. ‘Kai Whatu’
8. ‘Crooked Monsters’
9. ‘Buried Underground’
10. ‘Dad’
11. ‘Īhenga’
12. ‘Down the Rabbit Hole’
13. ‘Tangaroa’ (radio edit)’
14. ‘Buried Underground'(radio edit)
15. ‘Hatupatu’ (radio edit)
16. ‘Titokowaru’ (radio edit)
17. ‘Ihenga’ (radio edit)

Besetzung:
Lewis Raharuhi de Jong – Lead Vocals, guitar
Tūranga Porowini Morgan-Edmonds – Bass guitar, backing vocals
Henry te Reiwhati de Jong – drums, backing vocals

Diskografie (Studioalben):
Tū” (2018)
“Tangaroa” (2021)

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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Napalm Records zur Verfügung gestellt.