Die 2019er Aufnahme “Terraformer” war ein wahrer Brocken von Studio-Album gewesen, der dem Namen Longplayer mit fast anderthalb Stunden Spielzeit alle Ehre gemacht hatte. Obwohl die Platte sowohl musikalisch als auch spieltechnisch überzeugt hatte, glich das Zuhören aufgrund der Korrelation von Komplexität und Länge doch einer Tour de Force.
Mit “Plague Accommodations” gehen Thank You Scientist nun einen anderen Weg. Sie legen eine EP vor, die mit lediglich vier Stücken und einer Dauer von nur gut 20 Minuten aufwartet. Leider, muss man da einerseits sagen, denn im Vergleich zu “Terraformer” gibt es auf “Plague Accommodation” viel weniger zu entdecken. Andererseits liegt in dieser Kürze der Scheibe auch gerade ihre Würze, da man viel weniger Elan braucht, um sich durch das Album durchzuhören. Denn wo man sich “Terraformer” ein Stück weit erarbeiten musste, ergibt sich einem “Plague Accommodations” fast wie von selbst.
Viel Neues gibt es bei dem sieben-köpfigen Ensemble aus Rochelle Park im US-Bundesstaat New Jersey dabei nicht zu hören, was aber auch gar nicht nötig ist. Bei ihrem ohnehin schon breiten Klangspektrum aus Progressive Metal, Jazz Rock, Funk, Fusion und Big Band Sounds ergeben sich nämlich schier unendliche Möglichkeiten, die Ingredienzen in unterschiedlicher Kombination zusammenzuführen. Das den Auftakt bildende ‘Gigglebutton’ dient dabei als Appetizer für die folgenden Stücke, ganz ähnlich wie schon ‘Wrinkle’ auf “Terraformer”, wirkt in seinem Charakter jedoch funkiger als sein Vorgänger und dadurch auch stimmungsanregender. ‘Creature Comfort’ dagegen hat eine recht gelassen-loungige Grundstimmung, bleibt aufgrund seiner Grooves jedoch der tanzbarste Track auf der EP. Der abschließende Titelsong vereint hingegen alles, wofür das Septett bisher bekannt gewesen ist und führt die unterschiedlichen Stile in der vielleicht ausgewogensten Mischung zum typischen Thank You Scientist-Sound zusammen.
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Neuigkeiten lieferten Thank You Scientist dagegen auf andere Art und Weise, insbesondere ihre Schlagzeuger*in. So gab diese im Oktober 2020 bekannt, dass sie trans sei und fortan Faye genannt werden möchte. Eine Offenbarung, die von der Fanbasis durchweg mit positivem Feedback aufgenommen wurde. Ganz im Gegensatz zu ihrer Entscheidung, Thank You Scientist zu verlassen und sich in Zukunft auf ihr Hyperpop-Projekt Trust Fund Ozu zu konzentrieren. Eine Bombe, die im November 2021, kurz vor der Veröffentlichung dieser EP, platzte und den ein oder anderen Fan traurig stimmte. Warum wird schnell klar. Dafür bauch man sich nur ‘Soul Diver’ anzuhören, die Single der hier vorliegenden EP. Denn es ist insbesondere Faye Fadem, die bei diesem Stück auftrumpft und den Fans mit einer Bravourleistung am Schlagzeug den Arsch versohlt. Ein Stück, das trotz seiner Bläsereinsätze und Jazz-Momente zum härtesten gehört, was die Amerikaner bisher aufgenommen haben.
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Schwachpunkte kann man auf “Plague Accommodations” keine ausmachen. Überraschungen allerdings auch nicht. Doch wie schon gesagt: wirklich notwendig sind ja sie nicht, bei einer Band, die auf solch hohem Niveau agiert.
Bewertung: 12/15 Punkte
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Tracklist:
1. ‘Gigglebutton’ (1:55)
2. ‘Creature Comfort’ (5:30)
3. ‘Soul Diver’ (6:51)
4. ‘Plague Accommodations’ (6:02)
Besetzung:
Salvatore Marrano (Vocals)
Tom Monda (Guitar)
Ben Karas (Violin)
Cody McCorry (Bass)
Joe Gullace (Trumpet)
Sam Greenfield (Sax)
Faye Fadem (Drums)
Gastmusiker:
Ian Gray (Trombone)
Sam Gellerstein (Bass Trombone)
Kevin Grossman (Percussion and Trash)
Diskografie (Studioalben):
“Maps of Non-Existent Places” (2012)
“Stranger Heads Prevail” (2016)
“Terraformer” (2019)
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Konzertbericht: 14.02.20, Mainz, Schon Schön
Rezension: “Terraformer” (2019)
Abbildungen: Thank You Scientist