(58:46, Digital, CD, Off, 2022)
Stilll/Off Records
Pierre wärrr?
Na, därrr:
Pierre Vervloesem is one of the most prolific musicians/producers on the Belgian scene. He has played the guitar on over 300 albums and produced 33 CDs under his own name. He collaborated with Bill Laswell, Spencer Chrislu (Frank Zappa), Charles Hayward (This Heat), Wim Vandekeybus, Jan Fabre, Marc Ribot, David Byrne, Josse de Pauw, Jimi Tenor, Morgan Agren, among others. For 29 years he was Peter Vermeersch’s travelling companion in the bands X-Legged Sally and Flat Earth Society with whom he toured the world.
Quelle: Womex.com
Insofern ist der erfolgsverwöhnte Albumtitel einerseits natürlich – wie könnte es bei diesen Musikrichtungen und beim “belgischen Frank Zappa” Vervloesem auch anders sein? – zutiefst sarkastisch. Und andererseits einfach nur zutreffend, wenn man kommerziellen Erfolg vergisst und künstlerische Triumphe betrachtet. “30 Years Of Success” ist eine Retrospektive über drei Dekaden – insofern versammelt das begeisternde Album größtenteils bereits veröffentlichtes, aber nicht leicht zugängliches Material. Die P.V. unterstützende “Group” besteht aus Bruno Vansina (Teun Verbruggen, Rat), Nicolas Dechêne (Univers Zero) und Renaud van Hooland (Vegetal Beauty).
Der Reigen hebt hier ungemein passend an mit dem mit einem Trommelwirbel wie im Zirkus beginnenden ‘Belgian Triumphalism’, einen harmonisch-gewagten und dabei doch melodischen Jazz-Rocker, der manchem Fan von “Roxy & Elsewhere” Freudentränen in die Augen treiben könnte – allerspätestens bei Pierres E-Gitarrensolo ab 2:30.
Nach der Funk-Fusion-Lehrstunde ‘2 Degrees’ wird es Zeit für etwas lateinamerikanische Rhythmik, Nicolas’ unwiderstehlichen Basslauf, die wohl gewollt fies-käsigen Synthie-Sounds und das absolut wahnsinnige Gitarrensolo von ‘Brajil’.
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Der jetzt seitens Renaud an den Start gebrachte Groove von ‘Exposé’ sowie die Horror-Dissonanzen von Brunos Saxophon- und Synth-Soli markieren einen der eindeutigen Höhepunkte des Albums – anstrengend vielleicht, aber am Ende auch triumphierend.
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Kaum ein Zappa-Album der mittelspäten Phase ohne Reggae-Einflüsse. Bei diesem Quartett heißen die ‘Mental Mento’ und wirken wirklich wie ein frischer Wind. Auch Jeff-Beck-Fans können hier auf ihre Kosten kommen.
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Der an Heftigkeit zulegende Jazz-Rocker ‘Hop Hop Hop’ taugt sicher nicht nur zum österlichen Eiersuchen.
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Das leicht irreführend betitelte ‘Low’ ist mit knapp acht Minuten nicht nur der Longtrack dieser Werkschau. Sondern bietet auch ein besonders zappaeskes, getragenes Gitarrensolo zum Abfliegen.
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‘Twist’ ist schnell, wild, free. Und schnell vorbei.
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Das ist aber nicht schlimm, denn mit ‘Nullo Problemo’ grooved jetzt der verführerischste Track der CD überhaupt auf uns zu. Aus einem zunächst jazzrockigen Riff entwickelt sich die Nummer zu einem wahren “Teufelsblues”, etwa der Art ‘Dazed And Confused’ meets ‘Brush with the Blues’. Allerdings mit Jazz-Abflügen in den Soli.
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‘One Of These Doris Days’ sei nur kurz wegen des dem Progressive Rock zuzwinkernden Namen erwähnt. ‘Zgrol’ bringt fast ganz zum Ende des Albums hin rasende Unisono-Läufe. Wild, aber gleichzeitig sehr ironisch und daher auch so zappaesk.
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Beeindruckende Retrospektive eines hierorts leider immer noch viel zu wenig bekannten Virtuosen und seiner gleichrangigen Mitstreiter.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Abbildung: Off Records / ZigZagWorld