Computerchemist – Parallel Thought Experiment

(72:14, digital, Eigenproduktion, 2021)
Kürzlich wurde hier das im September 2021 veröffentlichte Album ”Masks” besprochen, das eine neue Facette des britischen Musikers aufzeigte. Doch fast zur gleichen Zeit (gerade mal einen Monat zuvor) ging noch ein anderes Album von ihm an den Start, diesmal keine Kollaboration, sondern ein reines Soloalbum:

Dave Pearson – keyboards / bass / guitars / sound processing / sequencer / drum programming

“Parallel Thought Experiment” ist bereits sein 15. Album, und dieses ist meilenweit von seinen typischerweise bekannten Berliner Schule geprägten Werken entfernt. Er beschreitet hier keine neuen Pfade der Elektronischen Musik, nein – er verlässt den Bereich in weiten Teilen des Albums beinahe komplett und tobt sich in einem anderen Genre aus, nämlich seiner persönlichen Version von Krautrock. Und so spielen auch oft nicht die Keyboards die von frühen Zeiten her bekannte dominante Rolle, sondern die elektrische Gitarre. Dabei war dieser Ansatz keine spontane Idee, sondern etwas, das der Künstler schon längere Zeit mit sich herum trug, denn die acht Kompositionen stammen aus dem Zeitraum Juli 2016 bis August 2021.

Auf dem Opener ‚Triangle‘ geht es gleich erst mal mit bluesiger Gitarre los, bis dann eine Orgel hinzukommt und es zu einer typischen Krautrock Nummer wird. Im nachfolgenden ‚Tonefloat Blues‘ startet er mit schrammeliger Gitarre wiederum im Blues-Stil, doch Dave Pearson wäre nicht der Computerchemist, wenn er nicht auch in diesem Song in der Lage wäre, Mellotronsounds einzubauen, ein typisches Merkmal seiner Musik. In diesem Fall sind es zunächst Mellotron-Chöre, die immer wieder mal kurz auftauchen, später dann auch Streicher und Flöten. Das volle Programm, dazu dann noch psychedelisches Orgelspiel und man merkt, hier haben dann schließlich doch noch die Keyboards die Oberhand gewonnen.

Und so geht es weiter mit krautigen, psychedelischen, spacigen Nummern mit sehr präsenter Lead Gitarre, doch Ähnliches gilt auch für das Mellotron. Das geht sogar so weit, dass ein Stück ‚Mellotron Blues‘ betitelt wurde. Auch schön.
Der Computerchemist hat wieder etwas Feines zusammen gebraut, diesmal ist es… Kraut.
Bewertung: 10/15 Punkten

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Abbildungen: Computerchemist