(52:38, Vinyl (DoLP), CD, Digital, Southern Lord/Pomperipossa Records, 2022)
Dass die Schwedin Anna Michaela Ebba Electra von Hausswolff zu den ganz großen Stimmen der Rock- und Popmusik des 21. Jahrhunderts gehört, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Kaum anders ist es zu erklären, dass ihre Alben in der Musikpresse durchweg mit Lorbeeren versehen worden sind, ganz gleich welchem musikalischen Genre ein Medium sich eigentlich verbunden fühlt. Dass auch die Konzerte der Skandinavierin ein unvergleichliches Erlebnis darstellen sollen, konnten bisher allerdings nur diejenigen bestätigen, welche einem der Auftritte der Musikerin einmal live beiwohnen durften. Bis jetzt, denn mit “Live At Montreux Jazz Festival” gibt es nun endlich eine erste Live-Aufnahme der Künstlerin.
Entstanden im Jahre 2018, ist dieses Album ein Ton-Dokument des Abends, als Anna von Hausswolff und ihre Mitstreiter beim legendären Jazz-Festival des schweizerischen Städtchens Montreux für die australische Musikerlegende Nick Cave und seine Bad Seeds eröffnen durften. Albin Oskarsson, ein Freund Anna von Hausswolffs, hatte bereits im Jahre 2013 versucht, die Musikerin auf die Bühne des Festivals zu hieven. Erfolglos. Als dann Jahre später unerwarteterweise eine Einladung für das Großereigniss eintraf, war Oskarsson tragischerweise bereits verstorben. Er konnte also den Auftritt von Hausswolffs nicht mehr miterleben, was der argen Schmerz bereitete.
The tragedy that Albin was still not around to share the excitement with me gave me sorrow. But, through the magic of music comfort came. The show was an emotional turmoil of ecstasy and grief, shared with an incredible audience and atmosphere.
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Die Tragödie, dass Albin immer noch nicht da war, um die Aufregung mit mir zu teilen, bereitete mir Kummer. Die Show war ein emotionaler Aufruhr von Ekstase und Trauer, der mit einem unglaublichen Publikum und einer unglaublichen Atmosphäre geteilt wurde.
Es sind tiefgreifende Emotionen, welche an diesem Abend freigestzt wurden und welche, unglaublicherweise mit dieser Live-Aufnahme eingefangen werden konnten. Denn wo die Studioaufnahmen der Stücke Anna von Hausswolffs schon unter die Haut gehen, dringen diese Aufnahmen bis in Mark und Gebein vor. Dabei ist es vor allem das unglaubliche Vibrato in der Stimme der Sängerin, welches beim Zuhörer abwechslend wohlige Wärme und frostige Eiseskälte aufkommen lässt.
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Im Mittelpunkt des Abends standen die Stücke des damals aktuellen Albums “Dead Magic” (2018) und seines Vorgängers “The Miraculous” (2015). Zwei Platten, die Anna von Hausswolff mit kompletter Band aufgenommen hatte. Ganz im Gegenteil zu ihrer letzten Scheibe “All Thoughts Fly” (2020), einem klassischen Solo-Album, das von der Künstlerin ganz alleine an der Orgel eingespielt worden ist.
Doch wo Anna von Hausswolff auf ihren Alben wie eine gleißende Sonne wirkte, um die sich ihre Musikerkollegen wie kleine Planeten drehten, erstrahlen diese auf “Live At Montreux Jazz Festival” einem leuchtenden Sternenhaufen gleich. Und Anna von Hausswolff in dessen Mitte als pulsierender Neutronenstern.
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Dass es sich bei diesem Auftritt um etwas ganz besonderes gehandelt haben muss, wird bereits bei ‘The Truth The Glow The Fall’ klar, das den Auftakt des Albums bildet. Denn auch ohne die Möglichkeit zu haben, Anna von Hausswolff und ihre Begleitband vor sich zu sehen und das Publikum neben sich zu spüren, versetzt bereits dieses Stück, den Zuhörer in die Lage, die Magie dieses Abends nachzuerleben. Es ist ein Zauber, der für über 50 Minuten anhält und bis zum abschließenden ‘Come Wander With Me Deliverance’ in seiner Intensivität weiter zunimmt.
Dass es das abschließende ‘Gösta’, bei dem Anna und ihre Schwester Maria von Hausswolff im Duett singend durch das Publikum geschritten sein sollen, um die Halle zu verlassen, nicht auf dieses Album geschafft haben, ist dabei schmerzhaft, nach einer so starken Darbietung allerdings auch zu verkraften. Denn wer in Montreux nicht mit dabei gewesen ist, der wird bei diesem Live-Mitschnitt sicherlich nichts vermissen.
Bewertung: 12/15 Punkte (FF 12, KR 11, KS 12)
Tracklist:
1. ‘The Truth The Glow The Fall’ (8:33)
2. ‘Pomperipossa’ (3:35)
3.’ The Mysterious Vanishing Of Electra’ (7:11)
4. ‘Ugly And Vengeful’ (19:07)
5. ‘Kållans återuppståndelse’ (5:59)
6. ‘Come Wander With Me / Deliverance’ (15:13)
Performed by:
Anna von Hausswolff (vocals, organ, acoustic guitar, octatrack)
Maria von Hausswolff (vocals)
Filip Leyman (synth, percussion)
Ulrik Ording (drums)
Karl Vento (electric guitar)
Joel Fabiansson (electric guitar)
David Sabel (bass)
Justin Grealy (sound engineer)
Diskografie (Studioalben):
“Ceremony”(2013)
“The Miraculous” (2015)
“Dead Magic” (2018)
“All Thoughts Fly” (2020)
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Rezension: “All Thoughts Fly” (2020)
Rezension: “Dead Magic” (2018)
Rezension: “The Miraculous” (2015)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Rarely Unable zur Verfügung gestellt.