Schl@g! – III Ambiguity of Wisdom

Schl@g - III - The Ambiguity of Wisdom (AmygdaLand/JFK, 19.11.21)(61:11, Digital, CD, AmydaLand/Just For Kicks, 2021)
SCHLömer & AGthe haben es wieder getan. Dirk Schlömer kennt man als Gitarristen der letzten Ton Steine Scherben-Inkarnation, danach von Neues Glas aus alten Scherben, vor allem aber als Macher hinter den Projekten Das Zeichen, Ornah-Mental und natürlich Schl@g. Carsten kennt man von den beiden letztgenannten Gewerken sowie natürlich als enorm produktive Edelfeder bei uns und anderen.

Was kann man denn über den Drittling einer Band sagen, die sich auf Bandcamp selbst u.a. mit folgenden Tags bzw. Attributen belegt: Afrobeat, Doom, Rock, Alternative, Krautrock, Space Rock? Vielleicht lässt man sie am besten weiter selbst zu Wort kommen:

III Ambiguity of Wisdom is a dark album. It confirms the situation of humanity on this planet: In-sane! Testimonials are sampled: philospher Slavoj Zizek is dancing his thoughts onto the title track, Alan Watts, the english mystic prophesies the Decline of America – kind of lunatic, this tour de force – 6 of the 9 included tracks clock between 7 to 10 minutes and each of is a little drama…dark, but founded on a strong groove, this is neo-shaman’s music, ready to drive out the demons!

Ambiguity of Wisdom by Schl@g!

Das mit der Tanzbarkeit und den starken Grooves kann hierorts unmittelbar bestätigt werden. Das Titelstück beginnt neben O-Tönen des slowenischen Philosophen Slavoj Zizek mit einem jener unaufhaltsam vorwärts stampfenden Rhythmen, die auch frühe Alben von Electric Orange bis heute so unwiderstehlich machen. Doch ob das wirklich für knapp acht Minuten Spannungsbogen ausreicht? Sowas von! Zumal die rhythmisierten Vocal Samples, E-Gitarre, “Glockenspiel” und ein reiches Percussion-Instrumentarium an der Oberfläche kaum merklich, aber unter dem beharrlich weiter marschierenden Rhythmus sehr wohl spürbar ständig neue kleine Akzente setzen.

‘Wasser wartet.’ ist ja mal ein durchaus origineller Titel. Was erwartet uns da nur? Statt mit immerhin vorstellbaren “Murmelndes Bächlein”-Field recordings konfrontiert es uns mit Dschungel-Atmosphäre, Led Zep-Streichern und erneut so einem überhaupt nicht zum Warten aufgelegten und auf Prokrastinieren einstimmenden Beat.

‘America is dying and the world will pay the price’ diagnostiziert Track 3 nun trocken. Und unterlegt das sogleich mit World-Leader-Samples, konterkariert von einer lockenden Querflöte, später auch von herrlich lang ausklingender Fuzz Guitar. Der Autor kennt Menschen persönlich, die zu diesem Stück (und dem kompletten Album) mehrere Nächte durchtanzen könnten.

Auf dem völlig anders gearteten, luftig-fröhlichen ‘Freedom & Peace Of Mind’ kehrt die sanft zerrende Lead-Gitarre zurück, während das Kopfkino Blumenkinder einspielt, die sich um ein Lagerfeuer am Strand herum wiegen. Und lieben.

Genug vom hippie-seligen Eskapismus, denn als Nächstes bedroht uns alle eine üble Verunreinigung, ja Ansteckung (‘Miasma’). Die Groove-Wellen rollen weiter einem unbekannten Horizont entgegen. Doch die gesamte Stimmung hat sich geändert, ist bedrohlich, ja aggressiv, teils auch sehnsüchtig (der Akustikgitarrenpart) geworden.

Der Anfang von ‘Minsky – Moment’ lebt unter anderem von einer kinderliedhaft simplen, aber wunderbar funktionierenden Piano-Figur, während uns unser fliegender Schl@g-Teppich allem Ohrenschein nach bis nach Persien und in Tausendundeine Nacht gebracht hat…

Dit Janze hier hat hoffentlich schon genügend Appetit gemacht, sich einmal selbst mit “III” zu beschäftigen. Die Erfahrung mag ambig, wird aber in jedem Falle lohnend sein.
Bewertung: 11/15 Punkten

Line-up:
Dirk Schlömer – Vocal, Guitars, Keyboards, Bass, Programming
Carsten Agthe – Percussion, Wave Drum, Cymbals, Samples, Choir
Philipp Steidl – Drums on ‘Minsky – Moment’

Surftipps zu Schl@g/Dirk Schlömer:
dirk-schloemer.com/Homepage
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Abbildungen: Schl@g / AmygdalaLand