Quercunian Camerata – Ponce
(62:35, digital, Eigenproduktion, 2021)
Ein neuer (eher ungewöhnlicher) Bandname in der spanischen Prog-Szene: Quercunian Camerata aus Andalusien. Wobei, „Band“ ist etwas übertrieben, denn im Grunde genommen ist es das Projekt des Multiinstrumentalisten Alejandro Suárez, wie sich unschwer an der Liste der beteiligten Musiker ablesen lässt:
Alejandro Suárez – voice / choirs / keyboards / drums / bass guitar / vibraphone
Juan Sulis – acoustic guitar / electric guitar
Cristian Suárez – drums
Das Album ist in drei Akte eingeteilt, startet mit einer Overtüre und verbindet die einzelnen Akte durch kurze Interludes. Schnell wird klar, dass die Spanier recht vielseitig unterwegs sind und sich nicht nur auf eine bestimmte Spielart beschränken. In erster Linie sollte sich der Fan von Symphonic Prog angesprochen fühlen, jedoch wird auf den 14 Titeln auch Anderes geboten, so zum Beispiel Folk-Rock, mittelalterliche Elemente oder auch mal ein Ausflug in den Canterbury Bereich.
Es geht – logischerweise – mit der Overtüre los, ein dreiminütiges Instrumental, bei dem man noch nicht so recht weiß, in welche Richtung sich das Ganze wohl entwickelt, denn es lässt sowohl Wohlklang wie auch möglicherweise etwas RIO-Artiges erahnen. Doch mit dem aus fünf Songs bestehenden ersten Akt wird schon klar, hier ist dann doch eher melodischer Symphonic Prog geboten. ‚Nobleman‘ wird von zartem Gesang und akustischer Gitarre dominiert, dazu dezente Mellotronwölkchen – das erinnert ein wenig an das Debüt der italienischen Celeste. Es folgt ein Song mit spanischem Flair, auch hier dominiert die akustische Gitarre, ein Glockenspiel sorgt – nicht nur in diesem Song – für eine besondere Note. Im Gegensatz zu den meisten anderen Songs wird hier in Muttersprache gesungen.
‚Interlude I‘ leitet mit feinem Mellotronsound in den nächsten Akt über, der gleich mit einer Nummer (‚Hidden Treasure‘) überrascht, die Canterbury Elemente aufweist und eingangs mit seinem Gesangsarrangement stark an Argos erinnert. Satzgesänge, wie sie hier geboten werden, gehören ebenfalls zu den erwähnenswerten Charakteristika der Spanier. Zusätzlich sind auf diesem Song auch Bläser zu hören (oben nicht erwähnt). Darauf folgt ein Lied mit mittelalterlichen Elementen. Später klingt auch mal ein bisschen Jethro Tull durch. Und auch Gentle Giant darf hin und wieder mal in den Sinn kommen, so unter anderem im schönen ‚Mothers of Creation‘. Die Art und Weise, wie sie auf akustischer Gitarre basierende Songs mit Vibraphone, Orgel, Flöte oder Mellotron aufwerten, ist durchaus beeindruckend und mit zunehmenden Hördurchgängen setzen sich einige Melodien auch in den Gehörgängen fest. Die beiden letzten Songs zählen zu den Highlights des Albums, so wirkt ‚Aqua Aeternam‘ dank eingesetztem Synthesizer recht wuchtig, und das abschließende ‚The Farewell‘, das 2021 produziert wurde und somit den aktuellen Bandsound am besten widerspiegelt, gibt einen guten Einblick in die Musik von Quercunian Camerata.
Wie die Spanier live klingen, kann man hier erleben:
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Die Fertigstellung des Albums hat einige Jahre in Anspruch genommen, doch es hat sich gelohnt. Man darf auf weitere Taten der Truppe um Alejandro Suárez gespannt sein, denn die werden hoffentlich noch folgen.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 11)
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Abbildungen: Quercunian Camerata, Miguel Angel Rosa