(46:22, CD, digital, Third Star Records, 2021)
In gewissen Fan-Kreisen dürfte das Label 7D Media ein gern gehörter Begriff sein, haben deren Verantwortliche doch Alben von Artisten wie Trey Gunn, Security Project, Markus Reuter, Stick Men etc. veröffentlicht. Nun gibt es ein Sublabel namens Third Star Records, und der geneigte Fan ist neugierig, was dort so alles im Programm ist.
Zum Beispiel das Debütalbum „Out of Control“ des Italieners Marco Mattei, der auf diesem Album hauptsächlich als Gitarrist agiert, mit Ausnahme des Abschlusstitels sämtliche Songs komponiert hat und für die Produktion verantwortlich zeichnet. Wer nun aufgrund der oben gefallenen Namen beispielsweise crimsoneske Musik erwartet, wird sich gerade zu Beginn des Albums wundern und sich möglicherweise der entsprechenden Erwartungshaltung geschuldet enttäuscht abwenden, denn zunächst klingt das Ganze wenig progressiv und eher nach Pop-Rock und Singer/Songwriter Material. Auf dem dritten Track (‚More Intense‘) mag der Fan des melodischen Prog aufhorchen, denn auf der recht ruhigen Nummer klingt das Vorgetragene wie eine Mischung aus Martigan und Simon Phillips. Wesentlichen Anteil daran hat der Gastsänger Dave Bond. Glaubt man, nun im Prog-Bereich angekommen zu sein, wird der Hörer gleich im nachfolgenden Track wieder auf den Boden der Realität zurück geholt, denn des Italieners Motto scheint zu sein, lieber auf eine extreme Variabilität und Mischung denn auf Kontinuität zu setzen – was natürlich polarisieren dürfte. In diesem Falle schließt sich eine reine Folk-Nummer mit Gesang, akustischer Gitarre und Flöte an, hier liegt man eher bei Magna Carta oder Tir Na Nog, gefolgt von Southern Rock mit Steel Gitarre.
Doch auch das ist nur ein kurzer Ausschnitt, denn schon folgt mit ‚Anymore‘ eine straighte Rock Nummer, an das sich ein starkes Instrumental anschließt, auf dem Mattei diverse Gitarren bedient, unter anderem auch eine Bouzouki. Und spätestens bei ‚Void‘ wird klar, dass hier kompetente Musiker zu Werke gehen. Auf diesem Highlight des Albums wird zur Mitte des Albums mit einem Gesang, der mal kurz an Strawbs erinnert, ein hochklassiger Instrumentalteil eingeleitet, der in der Machart etwas an Steven Wilsons Über-Album „Hand.Cannot.Erase“ erinnert – unter anderem durch gewaltiges Schlagzeugspiel – wer ist denn das? Tatsächlich, ein bekannter Name: Chad Wackerman! Die Rhythmusgruppe wird durch Fabio Trentini vervollständigt, auch kein Unbekannter.
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Mattei behält sein Muster bei, es folgt darauf gleich wieder ein ganz anders gearteter Song. Diesmal mit der nicht minder prominenten Rhythmusgruppe Marotta und Levin – Namen also, die dann doch den obigen Bezug zu anderen 7D-Media-Artisten widerspiegeln. So auch im vorletzten Track, dem kurzen Instrumental ‚Hidden Gems‘, das dann tatsächlich etwas von Frippschen Soundscapes hat. Mit ‚Gone‘ schließt eine Blues-Nummer in Trio-Besetzung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug das Album ab.
Hier nun die vollständige Auflistung aller beteiligten Musiker:
Marco Mattei – electric bass / bowed electric bass / electric guitars / guitar loops / acoustic guitars / bouzouki / shaker / programming / resonator / percussion effects / samples / vocals
Jerry Marotta – drums / percussion / slit drums
Pat Mastelotto – drums
Clive Deamer – drums
Matt Crain – drums
Chad Wackerman – drums
Gianni Pierannunzio – drums
Salvatore Mennella – drums
Tony Levin – electric bass
Fabio Trentini – electric bass
Gabriele Bibbi Ferrari – electric bass
Marco Planells – sitar
Paul Johnson – flute / whistle
Duilio Galioto – synthesizer / Wurlitzer
Paolo Gianfrate – keyboards
Rob Wakefield – violin
Diederik van den Brandt – pedal steel
Max Rosati – lead electric guitar
Mauro Munzi – reverse piano
Dave Bond – vocals / mandolin / backing vocals
Matthew Brown – vocals
Felix Brandt – vocals
Barak Seguin – vocals
Richard Farrell – vocals
Arianna Mattei – intro vocals
Matilde Mattei – shaker
Dass auf diesem interessanten Debütalbum verschiedene Sänger zu hören sind, fällt nicht sonderlich ins Gewicht und wirkt keinesfalls störend – es fehlt lediglich diesbezüglich ein eindeutiges Erkennungsmerkmal. Gravierender dürfte aber die Tatsache sein, dass der Protagonist die unterschiedlichsten Genres bearbeitet und so für eine enorme Bandbreite sorgt. Das mag der Hörer beeindruckend und klasse finden, anderen mag die klare Linie fehlen. Der Schreiberling kann sich nicht so recht entscheiden und hat entsprechend auch so seine Schwierigkeiten bei der Vergabe einer Punktzahl. Letztendlich werden Highlights wie ‚Void‘ stärker gewichtet und somit eine zweistellige Punktzahl erreicht. Vielleicht fokussiert der Italiener ja beim nächsten Album etwas mehr auf eine bestimmte Ausrichtung – die Fähigkeiten dazu stehen außer Frage.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Abbildungen: Marco Mattei