(50:34, CD, Vinyl, Digital, Artoffact/Membran, 2021)
Das muss man sich erst einmal geben. Eine russische Band, die ins ukrainische Kiew übersiedelte, später nach Estland umzieht und ihre Texte in Finnisch interpretiert. Bei Kauan scheint alles möglich. Begeisterten die Wahl-Esten in diesem Jahr schon mit ihrem Statement in eiskaltem Postrock’n Metal „Ice Fleet“, auf das sich alle einigen konnten, gibt es nun einen Live-Mitschnitt ihrer Komplettaufführung des ‚Frühwerks‘ „Sorni Nai“. Zieht man in Betracht, dass dieses 2015 erschien, die Anfänge der 2005 gegründeten Kauan aber im 2007er Debütalbum „Lumikuuro“ begründet liegen, hinkt der Begriff ‚Frühwerk‘ allerdings ein wenig.
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Hier vertonte man das Unglück am Djaltow-Pass, bei dem 1959 neun Skiwanderer im nördlichen Ural auf mysteriöse Weise verunglückten – tatsächlich kam man erst 2019 auf eine halbwegs nachvollziehbare Theorie, wie es zu diesem Unglück kommen konnte. Wie später bei “Ice Fleet” scheint das Mysteriöse die Band um Sänger und Multiinstrumentalist Anton Belov magisch anzuziehen. Passend zu den zelebrierten Konzepten gibt sich Kauan vom musikalischen Standpunkt aus ebenfalls höchst mysteriös und nahezu unnahbar. Hochmelodische, mit dem Nordic Folk kokettierende Elemente (Violinen und Celli gehören hierbei zum Repertoire der Band) stehen dabei im durchaus harmonischen Kontrast mit schwarzmetallischen Ausbrüchen, inklusive sympathischer Growls, die anzeigen, dass es dem Kollektiv durchaus ernst ist und die, neben den ins Finnische übersetzten Texte, die Dramatik der Inszenierung gehörig steigern. Von ambienten Nebelschwaden reicht der reichhaltige Kauan-Soundkosmos über Folk, Progressive und Postrock bis hin zu Extrem-Metal. „Sorni Nai – Live“ zeigt uns, dass dieses außergewöhnliche Konzept auch unter Livebedingungen funktioniert.
Bewertung: 11/15 Punkten (CA 11, KR 12)
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Rezension “Ice Fleet” (2021)
Abbildung: Art of Fact Records / Gordeon Music