Cynic – Ascension Codes
(49:09, Vinyl/CD/Digital, Season of Mist, 2021)
“Ascension Codes” lautet der Name des aktuellen, vierten Albums der Progressive Metal-Legende Cynic. Ein Album, mit dem die wenigsten überhaupt noch gerechnet hatten, geschweige denn in diesem Jahr. Denn nach zwei fürchterlichen Schicksalsschlägen hatte es kaum noch danach ausgesehen, als könnte es mit der Band überhaupt weitergehen. So war im Januar 2020 (Ex-)Schlagzeuger und Gründungsmitglied Sean Reinert wie aus heiterem Himmel, im Alter von lediglich 48 Jahren, an Herzversagen verstorben. Nur elf Monate später, am 7. Dezember 2020, ereilte die Band die nächste Schreckensnachricht, als die Neuigkeit von Bassist Sean Malones Tod die Runde machte. Für lange Zeit blieb im Dunkeln, was der Grund für Malones Tod gewesen war. Erst im September 2021 trat Paul Masvidal mit der Nachricht an die Öffentlichkeit, dass Malone den Freitod gewählt hatte, woran der frühe Tod seines langjährigen Weggefährten Reinert wohl keinen unerheblichen Anteil hatte.
“Ascension Codes” ist damit ein mehr als passender Name für dieses Album, da der Begriff ‘Ascension’ in der englischen Sprache, nicht nur ‘Aufstieg’ bedeutet, sondern im religiösen Sinne auch die ‘Himmelfahrt’ beschreibt. Es ist ein Titel, der sich auch in der Atmoshäre der Aufnahme wiederspiegelt, denn die Platte umgibt eine sphärisch-spirituelle Aura. Ganz so, als hätte Gründungsmitglied Paul Masvidal mit dieser Musik Kontakt zu seinen verstorbenen Kollegen aufnehmen wollen.
Masvidal griff dabei auf die Hilfe zweier Musiker zurück. Zum einen Matt Lynch, der bereits 2017 als Nachfolger Sean Reinerts den Platz hinterm Schlagzeug eingenommen hatte. Zum anderen Keyboarder Dave Mackay, der nicht nur für die futuristischen Soundscapes des Albums verantwortlich zeigt, sondern mit seinem Bass-Synthesizer auch die bisherige Rolle Sean Malones einnimmt. Der Verzicht auf einen echten Vier-Saiter ist dabei ein geschickter Winkelzug, da Cynic seinem Bassisten so Respekt erweisen kann, ohne dabei den Anschein zu erwecken, diesen einfach ersetzen zu wollen – oder zu können.
Entstanden ist so ein Album, dass sowohl modern und progressiv wirkt als auch auf die gesamte Bandhistorie Bezug nimmt. Eine Platte, die fast wie eine Zukunftsvision erscheint, die in in der Vergangenheit erschaffen worden ist. Die Versatzstücke des technischen Death Metal der Anfangstage sind auf “Ascension Codes” zwar nicht mehr zu finden, dafür aber umso mehr die lässigen Jazz-Fusion-Elemente, die bereits auf dem 1993er Klassiker “Focus” vorhanden waren. Ein Album, das seiner Zeit weit vorraus war. Und auch die mit Vocoder verfremdete Gesangsstimme Paul Masvidals erklingt noch immer genauso entrückt wie eh und je. Auch der Metal ist auf “Ascension Codes” natürlich allgegenwärtig, ist jedoch hinter den ambienten Klangcollagen ein wenig aus dem Vordergrund gerückt. Denn genauso wie die technischen Parts der Scheibe, verstecken Cynic ihre Härte geschickt hinter chilligen Melodiebögen und eingängigen Hooklines.
Neben neun Stücken im herkömmlichen Sinne, gibt es auf “Ascension Codes” zudem genauso viele Interludes mit kryptischen Namen, die nicht als simple Gimmicks zu verstehen sind, sondern welche die einzelnen Lieder zusammenhalten und einen gehörigem Anteil an der verträumten Atmosphäre des Albums haben. So kann “Ascension Codes” am Ende als in sich schlüssiges Gesamtwerk verstanden werden, das von einer Leichtigkeit getragen wird, die das oft technisch anspruchsvolle Spiel der Musiker wie einfache Fingerübungen erscheinen lässt. Es ist ein Album, mit dem Cynic dem Andenken ihrer Verstorbenen gerecht werden und das als Ehrerbietung angesehen werden kann.
Bewertung: 13/15 Punkte (FF 13, MK 14, KR 12)
Tracklist:
1. ‘Mu-54*’ (0:32)
2. ‘The Winged Ones’ (5:08)
3. ‘A’-va432′ (0:28)
4. ‘Elements and their Inhabitants’ (3:09)
5. ‘Ha-144’ (0:30)
6. ‘Mythical Serpents’ (6:24)
7. ‘Sha48*’ (0:19)
8. ‘6th Dimensional Archetype’ (4:07)
9. ‘DNA Activation Template’ (5:25)
10. ‘Shar-216’ (0:23)
11. ‘Architects of Consciousness’ (6:20)
12. ‘DA’z-a86.4’ (0:34)
13. ‘Aurora’ (4:34)
14. ‘DU-*61.714285’ (0:30)
15. ‘In a Multiverse Where Atoms Sing’ (3:48)
16. ‘A’jha108’ (0:28)
17. ‘Diamond Light Body’ (5:43)
18. ‘Ec-ka72’ (0:47)
Besetzung:
Paul Masvidal (Guitars, vocals, lyrics)
Dave Mackay (Bass-synthesizer, Keyboards)
Matt Lynch (Drumscapes)
Gastmusiker:
Guitar Codes Artifacts: Dark
Voice Code Activations: Anrita Melchizedek
Reptilian Collective: Max Phelps
TWO Soloscape: Plini
Crystal Bowl Attunements: Michael Devin
Light Language Teachers: Amy Correia ^ Joshua Leon
DLB MetaTerrestrial: Ezekial Kaplan
Diskografie (Studioalben):
“Focus” (1993)
“Traced in Air” (2008)
“Kindly Bent To Free Us” (2014)
“Ascension Codes” (2021)
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