Toehider – To Hide Her (Re-Release)

(47:26, CD, Vinyl, Digital, The Bird’s Robe Collective, 2011/2021) Toehider - To Hide Her (Re-Release)
Was macht man, nachdem man innerhalb eines Jahres zwölf EPs aufgenommen hat? Natürlich, man arbeitet “endlich” an seinem Debütalbum. Mit genau dieser “matter of fact-ness” ging also Toehider aka Michael Mills 2011 an sein erstes Full-Length-Album “To Hide Her”. Und zehn Jahre später erscheint das gute Stück dank Bird’s Robe Records jetzt auch hierzulande ganz konventionell in den Plattenläden – sogar auf Vinyl.

“To Hide Her” nimmt in der Discographie von Mills eine gewisse Sonderstellung ein, handelt es sich doch hierbei um ein fast reinrassiges Alternative-Rock-Album mit überraschend klarer stilistischer Linie. Natürlich präsentiert das Album auch die übliche Gesangsakrobatik und die typisch wortgewandten Texte, doch Metal-Riffs, Synthpop-Hooks und – leider auch – Prog-Gefrickel sucht man hier (fast) vergeblich. Toehider sitzen mit dem Albumdebüt eher in der Mitte von The Flaming Lips, Polyphonic Spree und Bowling For Soup als, sagen wir mal, am Tisch von Devin Townsend. Wenn man damit klarkommt, findet man natürlich auch hier jede Menge cooler Refrains, virtuoser Gitarren und unkonventioneller Ideen – es muss sich aber diesmal alles dem Song unterwerfen. Zehn Jahre vor Erstveröffentlichung (also vor insgesamt zwanzig Jahren) hätte das eventuell sogar noch eine Platzierung auf einem “Scrubs”-Soundtrack bedeuten können, doch 2011 war augenzwinkernder Alternative Rock schon ganz genauso abgemeldet wie heute, so dass “To Hide Her” deutlich älter als zehn Jahre klingt. Aus der Reihe fällt eigentlich nur die abschließende Dark-Ambient-Soundcollage ‘Weren’t They Just Playing Out Near The Swings?’, die eher an Bohren erinnert als an den Rest des Albums.

Da Mike Mills (ebenso wie seine Fans) aber ehedem schon seit dem Toehider-Start einen großen Haufen darauf gibt, was angesagt ist und was nicht, stellt das für ihn damals wie heute überhaupt kein Problem dar. Eventuell haben wir ja demnächst ein Revival dieser Klänge, und Toehiders Erste gilt dann als Vorreiter eines ganzen Trends? Zugegeben, kaum zu erwarten, aber für Mills-Fans ist diese Wiederveröffentlichung ganz eindeutig eine schöne Sache – speziell natürlich auch, weil die kongenialen Artworks von Andrew Saltmarsh (das offizielle zweite Toehider-Mitglied) im LP-Format bestimmt noch besser wirken.
Bewertung: 11/15 Punkte

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