(54:25, CD, Digital, Avalon Records/Just For Kicks, 2021)
Schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres hauen Stuart Nicholson und Dean Baker ein Album ihres gemeinsamen Sideprojects Galahad Electric Company ‘raus – wohlgemerkt alles, während auch einem regulären Galahad-Studioalbum gewerkelt wurde. Ob die beiden einfach mit der Veröffentlichungsoffensive von Bandkollege Lee Abrahams konkurrieren wollen, sei dahingestellt – bei der Qualität des Dargebotenen nimmt man in beiden Fällen gerne ein paar unerwartete Extrascheiben.
Musikalisch ist “Soul Therapy” sehr nahe am Vorgänger “When The Battle Is Over”. Das ist wenig verwunderlich, handelt es sich doch bei einigen Songs um Ideen, die auf besagtem Album keine Verwendung mehr gefunden hatten, und auch das Cover ist ganz ähnlich ausgefallen. Was sich allerdings geändert hat, ist die lyrische Seite des Albums: Nicholson verarbeitet in gleich mehreren Stücken den letztjährigen Tod seiner Mutter, und zusammen mit den Lockdown-Themen Einsamkeit und Isolation wirkt vieles hier düster, hoffnungslos und, ja, depressiv. Nicht auf kindische “Edgelord”-Weise, sondern ganz faktisch, als ob einfach alles für den Schreiber dieser Lyrics einfach zu viel gewesen sei. Es ist zu hoffen, dass die Arbeit an “Soul Therapy” für den Sympathikus Stuart tatsächlich ebendas bieten konnte.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Musikalisch gilt hier erneut “für Galahad-Fans wohl geeignet, für reine Progger nicht”. Synthiepop hätte man das in den Achtzigern vermutlich genannt, und so klingt’s mal nach den Soundtrack-Jahren von Tangerine Dream, mal nach den “Architecture & Morality”-OMD und mal nach frühen Tears For Fears. Urtypisch hingegen die Gesangslinien des stimmlich völlig alterslosen Stuart Nicholson, die auch fraglos zur Hauptband passen würden. Gerade die “rockigeren” Stücke des Albums, ‘When Darkness Comes’ und ‘Monster In The Dark’, schreien ganz besonders nach dem Full-Band-Treatment – auch wenn bei Letzterem der textliche Inhalt (eine Kampfansage ans COVID-19-Virus) ein wenig zu plakativ ausgefallen ist. Die Songs wirken insgesamt etwas weniger nackt, etwas ausproduzierter als auf “When The Battle Is Over”, was das Album insgesamt etwas smoother und auch abwechslungsreicher durchlaufen lässt. Aber keine Frage, der Grundton ist trotzdem auch diesmal durchweg melancholisch und persönlich.
Man kann es Stuart und Dean nicht hoch genug anrechnen, dass sie den Lockdown nicht für irgendwelche Streaming-Events oder ähnliche Mätzchen genutzt, sondern stattdessen wirklich kreative Arbeit abgeliefert haben – und die auch noch auf hohem musikalischem Niveau. Umso gespannter darf man nun also auf das hoffentlich demnächst erscheinende “richtige” Galahad-Album “The Last Great Adventurer” sein… die Jungs haben aktuell eindeutig einen verdammt guten Run.
Bewertung: 12/15 Punkte (SG 12, KS 11)
Surftipps zu Thema Galahad:
Homepage
Facebook
Twitter
Bandcamp
Soundcloud
Spotify
iTunes