(29:33, Vinyl, Digital, Eigenveröffentlichung (Cave & Canary Goods), 2021)
The Dear Hunter ist eine Band, deren Name in Beiträgen auf BetreutesProggen.de zwar schon oft gefallen ist, die bisher aber weder in Plattenrezensionen noch in Konzertberichten berücksichtigt worden ist. Und das, obwohl die Gruppe aus Rhode Island vielleicht zum Interessantesten gehört, was der US-Amerikanische Markt in den letzten 20 Jahren in Sachen experimentellem bzw. progressivem Rock zu bieten hat.
Genau wie Coheed and Cambria mit ihrer fortlaufenden Geschichte um das Ehepaar Coheed und Cambria Kilgannon widmeten Bandkopf Casey Crescenzo und seine Mitstreiter den Großteil ihrer Studioalben einem übergeordneten Konzept. So sind zwischen 2006 und 2016 fünf Alben (“Act I” – “Act V”), erschienen, welche die Geschichte des Dear Hunters erzählen. Zudem veröffentlichten die Amerikaner ein neunteiliges EP-Boxset namens “The Colour Spectrum” (2011) sowie ein in sich geschlossenes Studioalbum namens “Migrant” (2013). Seitdem allerdings war es, bis auf “The Fox and the Hunt”, einer im letzten Jahr erschienenen Orchestral-Version verschiedener Themen der fünf “Acts”, sehr still um The Dear Hunter geworden.
Dies hat sich geändert, als am 22. Oktober 2021 der Kurzfilm “The Indigo Child, Prologue: Cycle 8” veröffentlicht worden ist. Hierbei handelt es sich um den Auftakt einer von Casey Crescenzo ersonnen Sci-Fi-Geschichte, die den Auftakt für das nächste großangelegete Projekt der Band The Dear Hunter markiert.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Bevor 2022 jedoch ein erstes Longplay-Studioalbum zu diesem neuen Zyklus erscheinen soll, haben The Dear Hunter zeitgleich mit dem Kurzfilm eine EP namens “The Indigo Child” veröffentlicht. Nach der Beschreibung auf der Homepage, der Soundtrack zu “The Indigo Child, Prologue: Cycle 8”. Dieser entpuppte sich nach erstmaligem Hören jedoch vielmehr als Score. Das heißt: die Musik auf der EP entspricht bis auf die beiden ersten Stücke exakt der musikalischen Untermalung des Filmstreifens.
Ob Etikettenschwindel oder Missverständnis, für den erwartungsfrohen Fan dürfte die Tatsache, dass auf “The Indigo Child” lediglich zwei “echte” Stücke vorhanden sind, eine herbe Enttäuschung darstellen. Denn so stimmungsvoll die ambient-lastige Musik der Neuengländer den Streifen auch untermalen mag, für sich alleine gesehen ist diese Filmmusik nur bedingt genießbar.
Bleiben also lediglich die beiden ersten Stücke des Albums, wobei sich das zweite Lied schon dem Namen nach als eine “Reprise” des ersten Songs entpuppt. Und auch diese beiden Lieder können nur mit Abstrichen mit dem musikalischen Backkatalog von The Dear Hunter mithalten. Zwar experimentell wie eh und je und genretechnisch durchaus zwischen den Stühlen sitzend, wie man es von der Band kennt und liebt. Doch kann das Titelsück mit seiner poppig-funkigen Attitüde und den vielen Synthie-Sounds nur in Ansätzen überzeugen. Vor allem die sich ständig wiederholende Gesangslinie mit den Worten »The Indigo Child« wirkt auf Dauer weniger erfreulich als vielmehr cheesy und nervend.
Gefälliger erscheint da schon ‘The Indigo Child (Reprise)’, da sich der Gesang von Gastmusikerin Tivoli viel besser in den neugefundenen Sound der Band integriert und weniger aufgesetzt klingt.
Alles in allem dennoch eine Enttäuschung im wahrsten Sinne des Wortes, da das Endresultat dem Hörer die falschen Erwartungen vor Augen bzw. vor Ohren führt.
Bewertung: 7/15 Punkte
Tracklist:
1. ‘The Indigo Child’ (7:04)
2. ‘The Indigo Child (Reprise)’ (6:18)
3. ‘To Your Cycle’ (1:27)
4. ‘Prayer | Uncle Boot | Breach’ (4:38)
5. ‘A Guide to Retrievals’ (1:25)
6. Your Reward Is Not To Exempt’ (2:36)
7. ‘Disruptor Spphere | Sprawl | Antimai’ (1:49)
8. ‘Credits’ (4:16)
Besetzung:
Casey Crescenzo (Gesang, Gitarre)
Maxwell Tousseau (Gitarre)
Nick Sollecito (Bass)
Rob Parr (Gitarre)
Gavin Castleton (Keyboard, Gesang)
Nick Crescenzo (Schlagzeug)
Gastmusiker:
Tivoli
Surftipps zu The Dear Hunter:
Homepage
Facebook
Pillar Club
VKontakte
Instagram
Twitter
MySpace
Bandcamp (Tripple Crown Records)
Bandcamp (Cave & Canary)
Soundcloud
Reverbnation
YouTube
Spotify
Apple Music
Amazon Music
Deezer
Tidal
Napster
Qobuz
Last.fm
Discogs
Prog Archives
Wikipedia
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von The Dear Hunter zur Verfügung gestellt.
3 Kommentare
Mit Verlaub: wo soll der Unterschied zwischen Soundtrack und Score sein? Die Begriffe werden synonym verwendet. Von “Etikettenschwindel” zu schreiben, ist da nicht angemessen. Noch weniger, aus diesem Grund dann die wesentlichen Stücke nicht zu besprechen.
Also bitte noch einmal nacharbeiten!
Dank und Gruß!
Hier zu Erläuterung. Ich hoffe, du kannst Englisch. So wie hier beschrieben kenne ich den Unterschied auch:
Film Score:
A film score is original (usually instrumental) music composed and recorded especially for a film. Written by a single composer, though sometimes more, it is designed to fit the film and its story perfectly, adhering to a strict timecode. Film scores were traditionally performed by orchestras, and many still are, but today a film score might feature all manner of sounds and instruments.
Soundtrack
A film soundtrack is more a selection of songs chosen to be featured in a film. In most cases they are existing tracks that have been licensed by the film’s producers; in rarer cases films feature original songs, written especially with the film’s story in mind.
Für The Crow gibt es beispielsweise Score und Soundtrack.
Soundtrack:
https://www.amazon.de/Original-Motion-Picture-Soundtrack-Explicit/dp/B004DTXP38
Score:
https://www.amazon.de/Crow-Original-Motion-Picture-Score/dp/B07J2C12WD