Purple Avengers – Let The Compass Sink

(43:44, Vinyl, Digital, Clostridium Records, 2021)
Die australischen Psychies Purple Avengers können auf eine recht lange Historie zurückblicken. Gegründet 1987, kann man die Band durchaus als Teil des Psych-Revivals Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger sehen, die unter anderem Porcupine Tree, Bevis Frond und Primal Scream hervorgebracht hat. Ihr aktuelles Album “Let The Compass Sink” erscheint nun beim deutschen Überzeugungstäter-Label Clostridium Records. Und das konsequenterweise nur auf Vinyl – schwarz oder marbled – oder, ganz schnöde, digital.

Die genretypischen instrumentalen Weltall-Reisen interessieren die Purple Avengers allerdings nur wenig. Stattdessen gibt’s auf dem neuen Album hauptsächlich psychedelisch veredelten Neunziger-Indierock, dazu eine Portion Grunge (‘Cupid’, ‘Twigs’). Auch produktionstechnisch klingt “Let The Compass Sink” ausgesprochen garagenlastig – das rumpelt schon ordentlich in der Kiste. Das Fundament steht auf Gitarre, Bass und Drums, die bisweilen sogar richtig schön punkig-schlampig eingespielt sind, die Keyboards (meist Orgel, null Elektro-Blubbern) werden eher unterstützend eingesetzt. Als Kontrapunkt dazu stehen eine Handvoll Songs, die der reinen Pink-Floyd-Lehre anno 1969 folgen und die sogar mit an den jungen Waters erinnernden Vocals aufwarten können. Die Erwähnung einer “eiderdown” (typisch britische Art von Daunendecke, die von Syd Barrett und Rick Wright gerne besungen wurde) in den Lyrics von ‘Polar Bearings’ spricht hier eine deutliche Sprache. ‘Lover’s Knots’ hingegen lebt von einem sehr an Peter Hook (Joy Division, New Order) oder The Cure gemahnenden Bassriff und geht somit stilistisch gesehen als klassischer Post-Punk der ersten Generation durch.

Allerdings ist das weitgehende Fehlen von musikalischen Ausbrüchen auf Dauer ein echtes Problem des Albums. Denn auch wenn kein Song so wirklich schlecht ausgefallen ist, bleibt auch keiner so wirklich hängen oder schafft es einen Höhepunkt zu setzen. Dafür sind die Stücke in melodischer Hinsicht einfach ein wenig zu schlicht geraten, das Meiste plätschert ein wenig zu unauffällig vor sich hin. Das Material schafft es nicht, eine eigene Identität zu entwickeln. So klangen 1988 bis 1990 verdammt viele Demos. Gerade aufgrund der langjährigen Erfahrung der Band war da mehr zu erwarten.

Für Psych-Fans, die sich dem Genre eher aus dem Neunziger-Indierock nähern, dürfte das Album eventuell interessanter sein als für die, die dem progressiven und experimentellen Spektrum der Psychedelia zugewandt sind. Wäre man böse, könnte man behaupten, dass für ein Psych-Album hier einfach zu wenig Farbe und Kosmos im Spiel sind. Dem nostalgisch interessierten Indierocker hingegen sei eine Hörprobe hiermit ausdrücklich empfohlen.
Bewertung: 9/15 Punkte (SG 9, KR 11)

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