Lazuli, 20.10.21, Bonn, Harmonie
Oops they did it again
3G statt 2G, keine Bestuhlung, kein Mund-Nasen-Schutz bei recht vollem Haus während des Konzerts. So richtig einladend wirkten die Voraussetzungen zum Lazuli-Auftritt in Bonn für den hier schreibenden Betreuer nicht, aber als Genesener und Geimpfter wog dann doch die Freude auf ein Wiedersehen mit den Franzosen mehr als die Angst vor einer Reinfektion mit dem Corona Virus.
Ungefähr 3 1/2 Jahre nach dem ersten himmlischen Konzertgenuss sind die Erwartungen an den neuen Auftritt in der Bonner Harmonie entsprechend groß. Dabei gelten anno 2021 leicht andere Voraussetzungen: So ist Gédéric Byar als Gitarrist nicht mehr Teil der Band. An seiner Stelle spielt nun mit Arnaud Beyney ein ebenbürtiger Ersatz. Auch neu: Sänger Dominique Leonetti braucht mittlerweile eine Lesebrille, um die in die deutsche Sprache übersetzten Ansagen, die er wie gehabt vom Zettel abliest, erkennen zu können. Und last but not least: Corona-bedingt lässt der Frontmann in der Ansage direkt zum Auftakt verlauten, dass die Band das Publikum im sehr gut gefüllten Club leider nicht umarmen kann, aber sehr wohl hofft, dass die dargebotenen Songs diesen Teil übernehmen.
Die Songs schließlich lassen sich wunderbar in zwei Teile splitten. So besteht die erste Hälfte des Abends aus den neun Liedern des letzten (richtigen) Studioalbums “Le Fantastique Envol De Dieter Böhm” in exakt der Reihenfolge wie auf Platte. Und in der zweiten Hälfte des Abends, die nahtlos und ohne Pause an die erste Hälfte anknüpft, performen die Franzosen einen bunten Mix aus Highlights ihrer Diskographie inclusive Songs wie ‘Le Lierre’, ’15h40′, ‘J’Attends Un Printemps’, ‘Nos ames saoules’ und natürlich dem abschließenden ‘9 Hands Around The Marimba’.
Auch in Bonn fährt das sympathische Quintett um Sänger Dominique Leonetti wieder all das auf, was die Live Auftritte der Band so besonders und liebenswert macht und den hier schreibenden Betreuer beim ersten Konzert zu Freudentränen rührte. So verlässt Keyboarder Romain Thorel vor allem in der zweiten Hälfte des Öfteren seinen angestammten Platz hinter den Keyboards, um an seinem Waldhorn zu musizieren oder auch, um den Trommler zu mimen währenddessen Trommler Vincent Barnavol lieber auf einer kleinen Djembe perkussiv unterwegs ist.
Auch gibt es wieder diesen Moment, in dem Dominique Leonetti und Romain Thorel zusammen auf einer kleinen Trommel hämmern, um die Band auf diese Art und Weise zu unterstützen. Und natürlich sucht auch der neue Gitarrist Arnaud Beyney immer wieder die Nähe zum Frontmann von Lazuli, der dann meist mit einer Akustikgitarre bewaffnet zusammen mit dem jungen Gitarristen rockt. Apropos neuer Gitarrist: Arnaud Beyney passt ganz hervorragend zur Band, rockt er doch den ganzen Abend über sehr leidenschaftlich an dem Platz vorne rechts, den zuvor der charismatische Gédéric Byar inne hatte. Und so steht er dem Rest der Gruppe in nichts nach, denn auch die anderen vier Mitglieder von Lazuli sind mit ganzem Herzen bei der Sache.
Natürlich wird auch der Abend in Bonn nach gut zwei Stunden durch die gemeinsame Performance der Gruppe an der Marimba beendet. Es ist nun mal ein Markenzeichen der Band, zum Abschluss das Instrument, das bis dato unbenutzt auf der Bühne ein Schattendasein pflegt, gemeinsam zu bespielen und auch die kurzweiligen zwei Stunden in Bonn bilden hier keine Ausnahme. Ein letztes Mal wird der Fünfer gefeiert bzw. lässt sich feiern, und dann ist das Konzert schließlich vorbei. Einmal mehr zeigen sich Lazuli in Bonn von ihrer besten Seite und festigen ihren Ruf als außergewöhnlich tolle Live-Band. Es bleibt ein wohlbehütetes Geheimnis, warum der Abend in der Harmonie nicht restlos ausverkauft, sondern nur gut gefüllt stattfindet. Diese Band hat ausverkaufte Häuser verdient. Immer. Und überall.
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Fotos des Konzerts
Fotos: Andrew Ilms