AHU und Amen für ein Hallelujah
Was für ein Live-Package! Eine ideale Manier, den Oktober einzuläuten, fanden wir. Sowie für den Autor (beinahe) auch die diesjährige Konzertsaison. Doch vor den – in diesem Fall gigantischen – Konzertspaß haben die Götter und die Veranstalter ja bekanntlich den Einlass gesetzt. Und das war bei diesem Club-Gig ein unnötig unspaßiges Thema…
Der Event-Beginn, gewöhnlich als Doors/Einlass zu übersetzen, war überall mit 19 Uhr kommuniziert worden. Und schon deutlich vor diesem Zeitpunkt belagerte eine erfreulich große Meute den Club – und sperrte gleichzeitig die freitagsabends auch ohne Metalheads schon recht belebte Zülpicher Straße beinahe ab, naja zumindest den Bürgersteig auf der Straßenseite des rundum renovierten MTC. Doch veranstalterseitig rührte sich ewig nichts. Zwar gingen Offizielle ständig ein und aus, doch für Konzertbesucher blieb die Tür verschlossen. Und das bis circa 20 Uhr.
Da aber – welch’ Überraschung! – das Einlassprozedere durch “3G”-Check mit Ausweiskontrolle nicht eben flüssiger wird, mussten gefühlt noch 60 bis 80 Ticketinhaber auf der Straße warten, als Ayahuasca gegen 20:20 Uhr loslegten, wie wohl nur diese Truppe das kann. Zumindest die Glücklichen im Club vergaßen beim einleitenden zwanzigminütigen und noch unveröffentlichten wie unbetitelten Instrumental den Ärger über den Orga-Fuck-up schnell wieder. Einerseits Blastbeats der zwei Drummer und dieser charakteristische Mix aus Tribal Drums und Death Metal. Andererseits aber auch sehr melodische, zart gezupfte Passagen, soweit der leider den ganzen Abend müllige, undifferenzierte Sound das überhaupt erkennen ließ (und das, obwohl der Soundmensch es sich nicht nehmen ließ, mit Mixing-Konsole auf dem Tablet bewaffnet, den Klang von unterschiedlichsten Positionen im Raum aus zu evaluieren).
Wie auch immer – falls diese Komposition beispielhaft für die künftigen Entwicklungsrichtungen dieser Formation steht, dann bleibt es hier extrem spannend!
Ein herzliches “Guten Abend” von Gitarrist Kirill Gromada später ging es mit ‘Abyss” und einem Intro von schon Michael Amottscher Melodik-Power weiter. Als keine weitere Steigerung mehr vorstellbar war, tauchte zu ‘Cendre et Ruines’ am von uns aus rechten Bühnenrand schließlich auch der mit Spannung erwartete neue Sänger auf. Sang allerdings einstweilen nicht. Wenig später erschütterten aber doch noch deftige Growls den MTC-Schacht und lassen zur Wahl des neuen Vokalisten Pat gratulieren, der sich mit einem breiten “Servus bei’nand'” vorstellte und als Münchner Mannsbild zu erkennen gab.
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Ab ‘Cult’ gab es dann auch erstmals so etwas Ahnliches wie eine Lightshow, ‘Eternal Embrace’ goss noch mal ordentlich Öl ins Feuer und zum programmatischen Intro von ‘Instinct’ gab das mittlerweile das MTC komplett ausfüllende Auditorium nochmal alles – einschließlich Crowdsurfing (bzw. eher, aufgrund der niedrigen Decke, Ceilingcrawling)!
Mit mehreren kräftigen “AHU!”s, dem “Schlachtruf” des Kollektivs, endete ein trotz Soundabstrichen denkwürdiger Auftritt gegen 21:20 Uhr. Das würde natürlich nicht einfach zu toppen sein…
Setlist Ayhuasca
1. Untitled
2. Abyss
3. Cendre et ruines
4. Cult
5. Eternal embrace
6. Instinct
Bereits eine halbe Stunde später beeilten sich die Gastgeber des Abends Chaosbay, das noch ordentlich heiße Publikums-Eisen weiter zu schmieden. Sie stiegen mit ‘Three Brothers’ vom 2015er “Vasilisa”-Konzeptalbum wunderbar vehement ein. Gleichzeitig wurde aber leider auch deutlich, dass der Sound tatsächlich nicht besser, sondern sogar noch mieser geworden war. Traurigerweise waren nun oft die einzelnen Instrumente kaum noch voneinander zu unterscheiden, was bei einem derart ausgetüftelten Gesamtkunstwerk wie der Chaosbay-Musik eine echte Schande ist.
Der Chef der Chaosboygroup Jan bedankte sich sogleich als echter Gentleman bei Ayahuasca und sogar noch beim MTC (Wer die Konditionen für Auftritte dieses Clubs kennt, zieht möglicherweise an dieser Stelle den Hut vor so viel Höflichkeit).
Und erneut kamen wir alle in den Genuss einer Song-Premiere: Deutlich vor dem Start auf YouTube (s.u.) durfte sich die MTC-Gemeinde an ‘Y’ erbauen – kraftvoll, growlig und dennoch catchy bis zur Radiotauglichkeit. Oder?
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Wenig später stieg die Band in die komplette Live-Darbietung ihres letzten Götter-Albums “Asylum” ein, inklusive des dieses als Thema durchziehenden und zusammenhaltenden Über-Songs ‘Amen’. Kann man sich da noch mehr wünschen?
Jo, aber das ist wishful thinking auf hohem Niveau:
1. Ein Sound, bei dem man Bass noch von Bass Drum unterscheiden kann.
2. Mindestens für einen der “Asylum”-Songs mindestens einen der Ayahuasca-Drummer mit auf der Bühne, das hätte sich auch thematisch durchaus angeboten.
Dauerklatschendes und –hüpfendes Publikum gab es aber auch so. Gut so.
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Konzertbericht Chaosbay & Soulsplitter, 2020)
Rezension “Asylum” (2020)
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Gilles’ Interview mit der Band (2018)
Rezension “Beneath The Mind” (2018)
A big thank you for the excellent stage pix goes to: JacQue Photography
Ein Kommentar
Hat es jemals eine Konzert-Review gegeben bei dem mehr Fotos zu sehen waren?
Allesamt wirklich sehr cool. Fangen den Moment der Live Darbietung grossartig ein.