Cyan – For King and Country 2021
(67:13, CD+DVD, Tigermoth Records/Just for Kicks, 2021)
Satte 28 Jahre ist es schon her, dass Robert Reed unter dem Namen Cyan (blau) im Alleingang sein Solo-Debüt „For King and Country“ einspielte und veröffentlichte, auf das noch einige folgen sollten, bevor aus Cyan schließlich die vielbeachteten Magenta (Purpur) wurden, die man in der Neo-Prog-Szene sicherlich nicht mehr großartig vorstellen muss.
Plötzlich taucht der Name Cyan wieder auf, allerdings nicht mit einem neuen Album, sondern mit einer neuen Fassung des Debüts. Macht das Sinn? Lohnt sich denn der Kauf des Albums für den Fan, der schon im Besitz des Originals ist? Der direkte Vergleich ist mir momentan aufgrund der Jahrhundertflut nicht möglich, aber schon der erste Hördurchgang bestätigt: es lohnt sich zu 100%! Denn Reed war schlau genug, nicht wieder alles – wie beispielsweise auch beim ersten „Sanctuary“ Album – selbst einzuspielen. Schließlich geht es hier nicht etwa um Oldfield inspirierten Instrumental-Prog, sondern um ein Neo-Prog-Album. Seinerzeit noch vom Protagonisten selbst gesungen, gibt es hier schon den ersten entscheidenden Unterschied. Als Sänger holte er sich nämlich Mr. Tigermoth Pete Jones ins Boot. Und landete damit einen Volltreffer, denn er passt perfekt zu den neu arrangierten Songs. Das Multitalent konzentriert sich dabei hauptsächlich auf seine Rolle als Sänger, lediglich Kurzeinsätze an Saxophon und Whistles kommen hinzu. Die Tastenarbeit übernimmt der Chef natürlich persönlich und zeigt sich dabei von seiner besten Seite. Da kommen typische Synthesizerläufe im Stile der frühen Marillion zu Gehör, aber auch Meister Wakeman klingt dabei durch.
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Bei der weiteren Zusammenstellung der Band musste Reed in Sachen Bass nicht großartig suchen, denn hier fiel die Wahl auf seinen Magenta-Kollegen Dan Nelson. Im Inlet werden vier Mitglieder vorgestellt, dabei fehlt allerdings der Schlagzeuger. Diesen Part übernimmt Tim Robinson, der bei einem weiteren Reed-Projekt aus den 90ern dabei war, nämlich The Fyreworkers, aber ebenso bei den Nachfolgealben von Cyan… und auf den ersten Veröffentlichungen von Magenta. Cyan enthält also viel Magenta.
Aber da fehlt doch noch einer in der Aufzählung: Reed, Jones, Nelson und …? Die Gitarrenarbeit hätten Reed und/oder Jones ebenfalls übernehmen können, doch hier landete Reed den nächsten Volltreffer. Es handelt sich dabei nämlich um Luke Machin, der mit seiner Band Maschine, aber insbesondere durch sein Mitwirken bei The Tangent auf sich aufmerksam gemacht hat. Er steuert auf diesem Album ausgesprochen gefühlvolle wie auch sehr einfallsreiche Soli bei, die die Neufassung noch einmal um ein ordentliches Maß aufwerten.
Ebenfalls sehr gelungen sind orchestrale Arrangements wie auf ‚Don’t Turn Away‘, das zu Beginn wie Filmmusik klingt. Aber auch Ausflüge in folkige Gefilde werden stilvoll gemeistert.
Wie bei Herrn Reed üblich, wird zur CD zusätzlich noch eine DVD mitgeliefert. In diesem Fall mit der Audio-Fassung in Dolby Digital und DTS5.1, dazu noch Promo-Videos, auf denen unter anderem die Band live im Studio zu sehen ist (inklusive Schlagzeuger) , sowie Interviews. Einziges Manko hier: das seltsam abrupte Ende des Beitrags von Luke Machin, das wirkt etwas unprofessionell.
Beim Lesen des Infomaterials fällt dem Schreiberling etwas auf, was ihm vorher gar nicht bewusst war: die Herren Jones und Machin spiel(t)en in Francis Dunnerys It Bites. Offenbar sind sie vor ein paar Jahren zusammen live aufgetreten. Interessante Kombination!
Sucht man ein Referenzalbum dafür, wie aktueller Neo Prog klingen sollte: hier ist es!
Tendiert zu 13 Punkten.
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 12, JM 12)
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Abbildungen: Cyan