Starless – Hope Is Leaving You
(48:36, Digital, Eigenveröffentlichung, 2021)
Starless sind Meister darin, den Hörer auf eine falsche Fährte zu locken. Denn das kurze, verzerrte Orgel-Intro des Openers ‘Pendulum’ mit dem anschließenden stimmungsvollen Gesangsteil im Stile von Jan-Henrik-Ohme lässt auf ein New-Artrock-Konzeptwerk hoffen, wie es eigentlich nur Gazpacho abliefern können. Doch spätestens wenn die doomigen Gitarren einsätzen und die Vocals immer grungiger werden, merkt man, dass “Hope Is Leaving You” sich in eine ganz andere Richtung entwickelt.
Die Presseinfo spricht von atmospährischem Post Rock, doch auch dieses Statement kratzt nur an der Oberfläche des sternenlosen Klangkosmos’. Die Genre-Bezeichnung Doomgaze, passt da vielleicht schon besser. Es ist ein Begriff, den man auf der Bandcamp-Seite des Chicagoer Quartetts findet. Doch egal, wie man die Musik auf “Hope Is Leaving You” nun bezeichnen möchte – für viele Menschen, die auf eine Kombination von tief-düsteren Stimmungen und bittersüßen Harmonien stehen, dürfte das Album eine anziehende Wirkung entfalten, die langfristig süchtig machen könnte.
Denn Starless mixen altbekannte musikalische Drogen zu einem ganz neuen brandgefährlichen Cocktail. Post Rock und Doom Metal miteinander zu verbinden mag vielleicht nicht unbedingt die allerneueste musikalische Offenbarung zu sein. Diese Mischung dann allerdings mit Gesang zu kombinierem, der an den seeligen Layne Staley erinnert, dagegen schon. Und so hat man das ein oder andere Mal das Gefühl, als sei der Alice In Chains-Sänger von den Toten auferstanden und habe mit Musikern von Paradise Lost und My Dying Bride ein neues Projekt gegründet, um gemeinsam Post Rock im Stile von Crippled Black Phoenix zu spielen. So unglaublich das vielleicht klingen mag, aber die Einflüsse von Alben wie Mad Seasons “Above” und “Jar Of Flies” von Alice In Chanins sind auf “Hope Is Leaving You” genauso allgegenwärtig, wie die genreprägenden Klänge der Doom-Metal-Veteranen. Und während Jessie Ambriz und Jon Slusher auf ‘Helvetii’ mit ihrem Gitarrenspiel noch eindeutig die Brücke zu Gregor Mackintosh und Paradise Lost spannen, entfernt man sich mit jedem weiteren Stück weiter in Richtung My Dying Bride. Was bei ‘Forest’ vor allem noch an Gastmusikerin Alison Chesley und ihrem Cello liegt, ist spätestens ab ‘All The Winter’ im Gesamtsound der Musiker begründet. “The Angel And The Dark River” lässt grüßen.
Und so schaffen es Starless, zwei der melancholischsten Genres der 90er Jahre miteinander zu verbinden und scheinbar Unvereinbares zu einer harmonischen Einheit zu verbinden. Harmonisch, schwelgerisch, düster und melancholisch. Der perfekte Soundtrack zum herzzerbrechenden Liebeskummer.
Bewertung: 13/15 Punkte (FF 13, KR 13)
Tracklist:
1. ‘Pendulum’ (6:03)
2. ‘Helvetii’ (8:10)
3. ‘Forest’ (5:27)
4. ‘All The Winter’ (7:16)
5. ‘Devils’ (7:42)
6. ‘Citizen’ (7:08)
7. ‘Hunting With Fire’ (6:50)
Besetzung:
Jessie Ambriz (Gitarren, Gesang)
Jon Slusher (Gitarren, Gesang)
Alan Strathmann (Bass, Gesang)
Quinn Curren (Schlagzeug, Gesang)
Gastmusiker:
Alison Chesley (Cello – Tracks 3 & 7)
Surftipps zu Starless:
Facebook
Instagram
Bandcamp
YouTube
Spotify
Apple Music
Amazon Music
Deezer
Tidal
Napster
last.fm
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Earsplit PR zur Verfügung gestellt.