(79:17, CD, Digital, Mellow Records, 1977-78/1992/2021)
Manchmal lohnt es sich, den Blick auch einmal ein wenig rückwärts gewandt gerichtet zu lassen. Gibt es doch so viele, vor allem heute, weniger beachtete Musikperlen der 70er und 80er Jahre, die es verdient haben, (neu) entdeckt zu werden. Dabei kommt einem zu Gute, dass die alten Recken der Vergangenheit sich ihrer frühen Alben erinnern und so manches Label bereit ist, in begrenztem Umfang, einer Neuauflage zuzustimmen. Diesem Beispiel ist nun auch der aus dem italienischen Sanremo stammende Keyboarder, Produzent und Songwriter Ciro Perrino gefolgt. Den meisten Italoprog-Freunden dürfte er als Frontmann der Progressive Rocker Celeste noch sehr gut in Erinnerung sein. Perrino steht allerdings auch für ein weiteres Projekt namens St.Tropez.
Die Aufnahmen zu „Icarus”, dem einzigen Album von St. Tropez, entstanden bereits zum Ende der 70er Jahre, allerdings dauerte es noch bis 1992, bis Mellow Records das Archivmaterial erstmals veröffentlichte. Das fast vergessene Album erlebt nun durch Ciro Perrino seine wohlverdiente Wiedergeburt. Mit gebührender Wertschätzung hat man die Neuauflage mit einem Bonus-Titel versehen. Für Jäger nach alten musikalischen Schätzchen ist das jetzt eine gute Gelegenheit, die Sammlung zu ergänzen. Immerhin bietet das Album „Ikarus“ gut 79 Minuten italienischen Prog. Wer allerdings den typisch italienischen Symphonic Prog erwartet, dürfte möglicherweise etwas überrascht sein. Nach Celeste klingt das jedenfalls nicht. Während Cerrino mit seiner Formation Celeste in feinster Weise dem sanften symphonischen Prog huldigte, bediente er sich mit St.Tropez voll und ganz aus der Genrekiste des Jazz Rocks / Fusion, des klassischen Prog, der elektronischen Musik und nicht zuletzt beim etwas schrägeren Spacerock. Eine interessante Mischung, die einige Überraschungen mit sich bringt, besonders die an Canterbury-Jazzrock erinnernden spacigen Rockpassagen verbreiten einen starken 70er Jahre Vintage-Eindruck. Abgesehen von einigen wenigen, gefühlt etwas zu langatmig gestalteten Passagen gewinnt das Album im Verlauf aber immer mehr an Fahrt. Dabei weckt „Icarus“ zeitweise Erinnerungen an Steve Hillage und Gong, aber auch an weitere Vertreter des Space Rock oder des Canterbury-Stils. Hier und da blinzeln einmal die alten Caravan oder Hatfield & The North durch, eine bunte Mixtur die den damaligen Zeitgeist des Ausprobierens und Entwickelns sehr gut widerspiegelt. Trotz einiger fast schräger Soundeffekte und musikalisch vielseitiger, kreativer Ideen bleibt das Album weitgehend seiner alles in allem melodischen Grundformel treu. Bemerkenswert und daher unbedingt zu erwähnen ist, dass die Neuauflage über eine hochwertige Klangqualität verfügt, ob die Altaufnahmen überarbeitet wurden, ist allerdings nicht näher erläutert.
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Das Album „Icarus“ gehört zu den interessanten und gleichzeitig originelleren Veröffentlichungen der italienischen Progszene. Mit dieser Art von Canterbury-Spacerock gelingt es Ciro Perrino, der italienischen Musikszene ein weiteres I-Tüpfelchen aufzusetzen. Wer diese Form des Progressive Rocks mag, dem sei die Neuauflage von „Icarus“ wärmstens ans Herz gelegt.
Bewertung: 12/15 Punkten
Line-up / Musicians: St. Tropez
Ciro Perrino – Various Synths, Eminent, Fender Rhodes e-piano, ARP Sequencer, Drums, Bass, Flutes, Vocals, Percussions, Marimba, Glockenspiel & Rhythm Machines.
Giorgio Battaglia – Bass
Silvano Cecchini – Bass
Francesco “Bat” DiMasi – Drums
Enzo Cioffi – Drums
Mimmo De Leo – Drums
Alex Magazzino – Guitars, Bass, Vocals
Lady Mantide – Space Voices
Surftipps zu St. Tropez:
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Abbildungen: Ciro Perino/ Mellow Records