Klaus Schulze – Richard Wahnfried’s Megatone
(43:04, CD, MiG, 1984/2021)
Fast zehn Jahre nach der, ähem, “eigenartigen” Wiederveröffentlichung des zweiten Richard Wahnfried-Albums “Tonwelle” hat sich das MiG-Label nun ans Drittwerk des Klaus-Schulze-Sideprojektes gewagt. Erneut wurde die Interpretenangabe zu “Klaus Schulze” geändert – etwas, dass dem Musiker schon bei besagtem “Tonwelle” nicht passte und tatsächlich auch dem Album keinen Gefallen tut. Denn das Projekt Richard Wahnfried hatte eigentlich mit dem “regulären” Schulze-Sound noch nie viel zu tun, und im Bestreben, diese Scheiben von seinem Hauptwerk zu trennen, hatte dieser eine Weile sogar eine Kunstfigur namens Richard Wahnfried als Boss und Komponist des Projektes und sich selbst nur als Keyboarder angeführt.
Ungeachtet dieses erneuten Fauxpas, den wir pflichtschuldig im Titel wiederholen, geht das Re-Release von “Megatone” aber schon in Ordnung, wenn es auch offen gesagt in der Gestaltung eine Menge Raum nach oben gäbe. Ganz spartanisch im Digisleeve gibt’s hier nur die Minimal-Ausstattung, auf ausführliche Linernotes oder Ähnliches muss man hier verzichten. Allerdings gibt’s diesmal keine großen Namen, nur der hauptsächlich durch Santana bekannte Drummer Michael Shrieve, der als hauptsächlicher Partner bei Richard Wahnfried gewertet werden sollte, ist erneut mit von der Partie. Für einen Arthur Brown beispielsweise ist diesmal also kein Platz.
Auch auf dem nach drei Jahren Pause 1984 erschienenen Drittwerk gibt es eine Mixtur aus elektronischem Unterbau und Improvisationen traditioneller Rock- bzw. Jazzrock-Musiker. Die beiden Longtracks ‘Angry Young Boys’ und ‘Rich Meets Max’ werden dabei von für das Erscheinungsjahr schon eindeutig nicht mehr aktuell klingenden Elektro-Drums nach vorne getrieben und klingen dadurch sogar einigermaßen discokompatibel, aber eher nach der “Blue Notte Bar” in Wanne-Eickel, als nach dem “Dorian Gray” oder gar dem Londoner “Blitz”. Ja, die Achtziger waren für viele der originalen Elektroniker schwierig, Schulze macht da keine Ausnahme. Wie Kraftwerk auch, sah er sich plötzlich von der alle bisherigen Regeln über Bord werfenden Synthie-Post-Punk-Jugend überholt. Richard Wahnfried war somit also sicherlich auch als “Forschungsprojekt” gedacht, mit dem Schulze mögliche Zukunftswege erforschte. Die matschige Produktion, die zu keiner Zeit die Elektronik mit dem “handgespielten” Instrumentarium eins werden lässt, tut ihr Übriges, “Megatone” wie ein reines Experiment wirken zu lassen.
So bleibt es natürlich für eingefleischte Fans schön, dass das Album endlich wieder auf CD erhältlich ist, aber ein “echtes” Klaus-Schulze-Werk ist “Megatone” natürlich trotzdem nicht – und offen gesagt auch nicht unbedingt essenziell im Schaffen des Musikers. Das sollte man sich auf jeden Fall vor Annäherung an “Megatone” ins Gedächtnis rufen.
Bewertung: 7/15 Punkte
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