Gaspar Claus – Tancade

Gaspar Claus - Tancade (InFiné/Al!ve, 10.09.21)(41:16, Digital, CD, LP, InFiné/Al!ve,, 2021)
Dies hier ist wenn überhaupt, dann interessant für Menschen, die bei Cello nicht an Udo Lindenberg oder Apocalyptica denken. Sondern z.B. an die hinreißende Jo Quail, an Daniela Savoldi, das verzaubernde Echo Collective, an die großartigen Hinterlandt, vielleicht auch an Sickerman.

Es geht also um so etwas wie moderne Kammermusik und um das Cello als Solo-Instrument. “Tancade” ist das Solodebüt des Cellisten und Kurator des Labels Les Disques du Festival Permanent Gaspar Claus. Es befasst sich laut Waschzettel “mit dem imaginären Strand Tancade, an dem sich eine kleine Gruppe gleichgesinnter Individualisten zwischen den abgelegenen Felsen und dem Meer, der Erde und dem Himmel trifft, um Träume miteinander zu teilen.”

Apropos traumhaft – mit ‘Une Île’ beginnt das Werk minutenlang so leise, dass man im Straßenverkehr geneigt ist, die Lautstärke voll aufzudrehen oder nachzuschauen, ob die CD überhaupt IM Player gelandet ist. Ist sie aber, hier wird nur endlich mal Dynamik wirklich ausgeschöpft, wie das nun doch langsam, aber gewaltig aufbauende Stück beweist. Dann verweht es wieder so leise wie es kam, ja mit einer langen Generalpause.

Das oft recht perkussive Pizzicato-Spiel und die wunderbar mitnehmende Rhythmik – fast möchte man von Walking Cello statt Walking Bass sprechen – von Kompositionen wie ‘Une Foule’ erinnern dabei ein wenig an Signora Savoldi, die teils innigen Melodien wie auch der Einsatz von Effektpedalen, z.B. in ‘2359’, an Mrs. Quail. Und genau wie bei diesen beiden wird es, trotzdem es außer etwas schönem Vogelzwitschern (bei ‘E.T.’) und einer weiteren kurzen Ausnahme (s.u.) wirklich nur Cello zu hören gibt, niemals auch nur ansatzweise langweilig – im Gegenteil. Man bemerkt die Instrumenten-“Diät” überhaupt nicht, da es dennoch ohne Ende neue Klangfarben zu entdecken gibt. Die Grundstimmung bleibt dabei nachdenklich bis teils schwer melancholisch.

Das Schlusswort gehört wieder dem (endlich mal richtig guten) Waschzettel:
“Das Album endet am Meer mit dem Stück ‘Mer des Mystères Amoureux’ und lässt den Schimmer des Tagesanbruchs erahnen, akzentuiert durch eine sanfte weibliche Stimme (Lyna Zouaoui, d. Red.), die ein arabisches Gedicht vorträgt.”
Bewertung: 12/15 Punkten


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Abbildungen: Uta Bretsch Communications / InFiné Music