Plenty – Enough

Plenty - Enough (Burning Shed, 9.7.21)(45:42, 29:19;  2CD, Burning Shed, 2021)
Man hat ein Herz für eine längst ausgestorbene Spezies: Den öffentlichen Münzfernsprecher. Wie bereits beim Debüt “It Could Be Home” ziert auch auf dem neuen Output von Plenty der einst so allgegenwärtige Kommunikationsdino das Front Cover. Seinerzeit wäre das Artwork mit dem giftgrünen Münztelefon  im Plattenladen sicher ein Eyecatcher gewesen.

Auch musikalisch macht die Formation um Wilson-Buddy Tim Bowness genau dort weiter, wo das verspätete Debüt 2018 aufhörte. Man arbeitet die eigene Vergangenheit erneut auf sehr charmante Weise auf. Das Zweitwerk mit dem Titel “Enough” wird in drei Kapitel unterteilt: “Old”, “Borrowed” und “Older”.

“Old” versteht sich als EP aus sieben weiteren Neuinterpretationen von Plenty-Songs die in den Achtzigern entstanden sind. Also genau der Ansatz, der auch auf “It Could Be Home” zum Tragen kam. Das Spektrum der Einflüsse reicht erneut über The Blue Nile, The Cure, Roxy Music bis hin zu Japan und David Sylvian. Letzterer erfährt seine Huldigung in dem verträumten ‘Towards The Shore’, das nach Bowness‘ Aussage von Sylvians Solo-Album “Gone To Earth” inspiriert ist. Überraschender Weise klingen die ausgewählten Stücke durchaus noch überzeugender als die des Debüts. Gerade ‘Forest Almost Burning’, ‘The Blessed Ones’ und ‘War Games By The Sea’, sollten Fans dieser Epoche nicht verpassen.

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Auf “Borrowed” covern die Jungs um Tim Bowness fünf Titel von Interpreten die sie selbst als Einfluss sehen. Hier sticht insbesondere ‘New Brighton’ heraus, das im Original von It’s Immaterial stammt. ‘Soap & Water’ hingegen bringt man in der vorliegenden Version wohl kaum mit Suzanne Vega in Verbindung.

“Older” enthält schließlich sieben Original-Aufnahmen von Plenty aus den Jahren 1986-1990. Vier davon sind jeweils die Blaupausen der Neuinterpretationen von “Old”. Broken Nights wurde bereits auf “It Could Be Home” neu interpretiert. Die Titel ‘Brave Dreams’ und ‘Sacrifice’ existieren nur als Zeitdokumente. Die zum Teil mit spärlichen Equipment aufgenommenen Stücke bringen jenen Demo-Charme mit, dem man auch klangliche und produktionstechnische Unzulänglichkeiten verzeiht.

Fans von Tim Bowness können bei “Enough” sicher zugreifen. Plenty hat wohl auch durch den Input der Mitmusiker Brian Hulse und David K. Jones ein durchaus lebendigeres stilistisches Spektrum als die letzten Bowness Solo-Alben. Man darf gespannt sein ob es nun auch mal ein Plenty-Album geben wird, dass anstatt zurück zu schauen, seinen Blick auf Gegenwart und Zukunft hat. Es verspräche, lohnenswert zu sein.
Bewertung 12/15 Punkten

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Abbildung: Burning Shed / RedSandPR.com