(140:11, 2CD/2DVD-Set, Tigermoth/Just For Kicks, 2021)
Es scheint schon länger her zu sein, als es ist: vor zwei Jahren feierten Magenta mit einem Konzert in – warum eigentlich ausgerechnet? – Newbury mit einer Reihe Gastmusiker das zwanzigjährige Bandjubiläum. Das “Home”-Album stand dabei im Mittelpunkt, ebenso wie eine Reihe Songs, die schon länger nicht mehr gespielt wurden.
Nun, “Home” wurde auch an diesem Abend nicht komplett aufgeführt. Tatsächlich wurde so Einiges an diesem Abend gekürzt: ‘Trojan’ wird in der Single-Version gespielt, auch aus ‘The Ballad Of Samuel Layne’ und ‘Man The Machine’ gibt’s hier nur Auszüge zu hören. Auch in großzügigen 140 Minuten ist es eben unmöglich, sämtliche Bandhighlights unterzubringen. Dafür wird aber das ebenfalls vom Debütalbum “Revolutions” stammende ‘The White Witch’ – Magentas ‘Supper’s Ready’, sozusagen – in seiner kompletten 24minütigen Gloria aufgeführt. Und “aufgeführt” ist da schon ein wichtiges Wort. Während der Show darf sich Christina Booth (voc) nämlich mehrfach passend zu den Songs umziehen, auf einer Leinwand gibt’s diverse Clips zu sehen, und auch eine Handvoll Props kommen zum Einsatz. Das wirkt natürlich aufgrund der kleinen Bühne und der de facto nicht existenten Licht-Show nicht so beeindruckend wie, sagen wir mal, bei Peter Gabriels Spektakeln, aber das ist eben das Los der kleineren Helden im Prog. Und speziell Christina und Gitarrist Chris Fry nehmen das Ganze auch mit einem Augenzwinkern als das, was es ist: einfach ein wenig Extra-Spaß.
Zum Thema Extra-Spaß: auch eine Reihe musikalischer Gäste haben sich Robert Reed (keys) und Co. eingeladen. Für besagten Herrn Reed dürfte Percussionist Simon Brittlebank dabei am wichtigsten gewesen sein, bedient der doch – recht oft sogar – die geliebten Tubular Bells. Katie Axelsen und Karla Powell unterstützen an Querflöte, bzw. Oboe und Peter Jones (Camel, Tiger Moth Tales) hilft an Saxophon, Gitarre und Keyboards aus. Den größten Starfaktor bietet aber der Auftritt von Goldkehlchen David Longdon (Big Big Train), der beim umarrangierten Steve-Hackett-Cover ‘Spectral Mornings’, wie auf der dazugehörigen EP mit Christina duettiert und dabei nicht nur besagte Stimme und die Querflöte in die Waagschale wirft, sondern auch seine ungeheure Ausstrahlung. Longdon schafft es tatsächlich irgendwie, die Bühne größer wirken zu lassen. Charisma nennt man das wohl. Im Übrigen beweist Peter Jones an der Gitarre, dass er tatsächlich in der Lage ist, den Siebziger-Hackett-Sound heuer authentischer zu reproduzieren als Steve und sein digitaler Effekteschrank selbst.
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Performancetechnisch gibt’s natürlich auch nicht viel zu meckern – doch ausgerechnet der Opener ‘Gluttony’, eigentlich ein “Standard” der Band, wirkt noch etwas wacklig. Im Laufe des “Home”-Sets fängt sich die Sache aber und bietet auch dank der großartigen Rhythmusgruppe Dan Nelson (bs) und Jiffy Griffths (dr), die im Gesamtsound vielleicht etwas direkter präsent sein könnten, wieder jede Menge launiges Neoprog-Entertainment.
Das einzige, was an “Angels & Damned” wirklich seltsam anmutet, ist, dass diese Veröffentlichung tatsächlich weniger aktuell wirkt als sie ist. Das liegt daran, dass sich der Magenta-Sound seit Hinzufügen erwähnter Rhythmusgruppe auf den letzten beiden Studioalben “We Are Legend” und “Masters Of Illusion” durchaus in eine griffigere, groovigere Richtung weiterentwickelt hat. “Masters Of Illusion” ist aber erst nach dieser Show entstanden und von “We Are Legend” gibt’s nur die Fünf-Minuten-Fassung von ‘Trojan’ – alle anderen Songs sind vor deren Einstieg entstanden und werden hier auch rhythmisch gesehen größtenteils eben ziemlich exakt im Originalarrangement gespielt. Das macht das Ganze nicht schlechter, da Magenta auch früher eine großartige Band waren, aber etwas anachronistisch wirkt es dann doch.
Fans der Band können aber – wie immer – ohne Zögern ihr Geld rüberschieben, denn Magenta, respektive Robert Reed, stehen immer für Qualität und das feine Vier-Disc-Digisleeve macht hier auch keine Ausnahme.
Ohne Bewertung (Livealbum)
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