(37:12, CD, CD+BluRay, 2-LP, Digital, Eigenveröffentlichung (Alucard)/Soulfood, 1975/2021)
Viele Fans sind sich einig: auf “Free Hand” ließen Gentle Giant zum letzten Mal die Zuhörer-Hirne so richtig schön rauchen. Sollte also niemanden überraschen, dass Steven Wilson auch dem siebten Studioalben der durchgeknallten Barden des 70er-Prog einen 5.1-Mix widmet.
Dabei hört man fraglos hier schon, wo die Reise in der Zukunft gehen sollte. Die kanonartigen Mittelalter-Chöre sind immer noch da, die jazzige Sprunghaftigkeit und die polyrhythmische Vertracktheit auch. Aber auf “Free Hand” kommt im Direktvergleich zum oft klaustrophobisch, düster und schwergängig anmutenden Vorgänger “The Power And The Glory” erstmals eine poppige Leichtigkeit hinzu, die es dem Zuhörer viel leichter macht, die Kompositionen hinter dem vermeintlichen Flickenteppich zu erfassen. Der Opener ‘Just The Same’ beispielsweise wird auch den durchschnittlichen Supertramp-Hörer nicht verschrecken, und ‘Time To Kill’ groovt sogar mit richtigem Funk – wenn auch in untanzbarer Zeitsignatur. Ehrensache, natürlich. Selbst die Mittelalter-Tribute ‘Talybont’ und ‘On Reflection’ gehen überraschend fix ins Ohr – das erstere hätte eigentlich eine prächtige Single abgegeben, und der Titelsong klingt wie ein Outtake des Vorgängers, inklusive der haarscharf am Rand zum falschen Ton balancierten, irrwitzig-psychotischen Lead-Vocals – wahrscheinlich der Klassiker des Albums. Soviel zum Album an sich – eines der besten der Band, deutlich zugänglicher als die ebenso genialen “Octopus” und “The Power And The Glory” und somit ein guter Einstieg in das Schaffen der Briten.
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Was den Remix anbelangt: die zu jedem Album einen kompletten Flohmarkt an verschiedenen Instrumenten bedienenden Shulman-Brüder und ihre Erfüllungsgehilfen sind natürlich perfekte Nutznießer für das Surround-Format. Besagter 5.1-Mix lag den Prog-Betreuern allerdings leider nicht vor. Der Stereomix ist, wie bei Wilson üblich, sehr luftig, mit deutlich klarerer Definition der einzelnen Instrumente, aus genau dem selben Grund aber ein Quentchen weniger “rockig” ausgefallen – das ist bei den ehedem nicht unbedingt animalisch drauflos preschenden Songs von “Free Hand” aber auch ziemlich schnuppe.
Man darf gespannt sein, wie lange die Gentle-Giant-Reissue-Welle noch weitergeht, denn schon mit dem Nachfolger “Interview” ging es langsam bergab Richtung leicht jazzigem Mainstream-Pop. Eine Schande wäre es hingegen, das 1977er Livealbum “Playing The Fool” nicht zu überarbeiten: am Besten dann mit allen vier für die Scheibe mitgeschnittenen Shows ungekürzt in ‘ner fetten Niederkniebox….
Ohne Bewertung
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