Fly Pan Am – Frontera
(39:42, CD, Vinyl, Digital, Constellation Records / Cargo Records, 2021)
Eine der interessantesten Post Rock-Veröffentlichungen des laufenden Jahres kommt von einem der Urgesteine der Szene. Die Rede ist hier von der kanadischen Band Fly Pan Am, die aus dem Dunstkreis von Godspeed You! Black Emperor stammt und zusammen mit diesen, Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra und Do Make Say Think zu den Grundpfeilern von Constellation Records zählt und integraler Bestandteil der experimentellen Montréaler Instrumental Rock-Szene ist.
Zwar ist “Frontera” erst das fünfte Album in über 20 Jahren Bandgeschichte, doch liegt dies nicht an der geringen Produktivität der mittlerweile auf Quartettgröße zusammengeschrumpften Band, sondern an einem 14-jährigen Hiatus, den die Gruppe nach ihrem 2004er Werk “N’écoutez pas” eingelegt hatte. Hiernach war man dann sehr aktiv, denn auf das 2019 Comeback-Album “C’est ça” folgte eine Collaboration mit der Choreographin Dana Gingras und der Animals of Distinction Dance Company, während welcher die Musiker die Show aus Tanz und Lichteffekten mit ihrer Musik interpretierten. Leider musste die gemeinsame Tour aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen werden und so tat man sich daran, genau jene Musik als Studioalbum aufzuarbeiten.
Das Ergebnis ist atemberaubend, denn niemals zuvor war Post Rock so rhythmisch, hypnotisch und tanzbar wie auf “Frontera”. So verbindet die Scheibe die typischen Crescendos und Walls of Sound des Post Rock mit elektronischen Spielereien und treibenden Rhythmen, die selbst in Berliner Techno-Clubs für volle Tanzflächen sorgen sollten. Doch während Techno und Co. fast ausschließlich auf elektronische Sounds und Beats zurückgreifen, klingen Fly Pan Am zum überwiegenden Teil organisch und krautig.
Ich mag mir kaum ausmalen, wie die Musik der Quebecoise im Rahmen einer multimedialen Tanzvorstellung gewirkt haben muss, denn schon für sich alleine genommen wirken die pulsierenden Rhythmen und die sich immer weiter verdichtenden Arrangements wie ein wahrer Rausch, in welchem man zwischen Glücksmomenten und klaustrophobischen Angstzuständen hin- und herpendelt. Ein Umstand, der besonders dadurch unterstrichen wird, dass im prominenten Stück ‘Parkour ‘ sogar Elemente aus dem Black Metal zum Tragen kommen.
Doch “Frontera” hat auch seine ruhigen Momente, und das ist auch gut so, denn ohne diese wäre das Album so ermattend wie ein durchgetanztes Wochenende ohne Schlaf und Erholung.
Bewertung: 12/15 Punkte
Tracklist:
1. ‘Grid Wall’ (7:56)
2. ‘Parkour’ (8:15)
3. ‘Scanner’ (3:25)
4. ‘Scaling’ (3:54)
5. ‘Parkour 2’ (6:10)
6. ‘Body Pressure’ (3:19)
7. ‘Fences’ (2:31)
8. ‘Frontier’ (4:13)
Besetzung:
Roger Tellier-Craig (Computer, Synthesizer)
Jean-Sebastian Truchy (Computer, Synthesizers, Schlagzeug-Programmierung, Bass, Stimme)
Felix Morel (Schlagzeug, “Schrott”-Becken)
Jonathan Parant (Verstärkte und computerisierte Gitarre, Synthesizer)
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