(36:22, CD, Digital, Eigenveröffentlichung, 2021)
Fish würde jetzt wohl sagen: “Call it synchronicity, call it deja vu.” Und dass gleich in doppelter Hinsicht, denn so wie “Cognitive”, das Debüt-Albumvon Soen, wie ein musikalischer Klon von Tool klang, so könnte man “Leap Of Faith”, die Debüt-EP der kanadischen Band Derev, beim Hören der Single ‘Turab’ für das neueste Album von Soen halten.
Beschäftigt man sich jedoch weiter mit der EP, so muss man schnell feststellten, dass dieser Vergleich zwar gerecht ist, jedoch viel zu kurz greift. Denn Derev erinnern in anderen Momenten an Riverside und vor allem auch immer wieder an die Finnen von Wheel. Und obwohl Wheel genauso wie Soen gerne als Tool-Klone verschrien werden bzw. worden sind, haben Derev mit den US-Amerikanern nichts gemein.
Und auch als Epigone der oben aufgezählten Gruppen gehen die Wahl-Kanadier nur eingeschränkt durch, denn Gitarrist Armando Bablanian (Gitarre), Schlagzeuger Michel Karakach und Bassist Liam Horrigan verfeinern ihren melancholischen wie atmosphärischen Progressive Metal mit exotischen Zutaten aus dem Nahen Osten und dem Kaukasus. Grund hierfür ist die Herkunft der Bandköpfe, denn während Bablanian italienisch-armenische Wurzeln hat, besitzt Karakach einen syrisch-armenischen Hintergrund. Getroffen hatten sich die beiden Musiker übrigens zum ersten mal in Kuwait, wo beide die High School besuchten. Schon damals war die Idee für Derev geboren worden, doch konnte das Projekt aufgrund der Umstände im Nahen Osten erst acht Jahre später umgesetzt werden, nachdem die beiden nach Toronto umgesiedelt waren.
Eingeleitet wird ‘Leap of Faith’ durch ein sehr atmosphärische Intrumental namens ‘Tunnel Vision’, das perfekt die Stimmung für das nun Folgende bereitet, denn schon hier wird der Sound des Trios durch arabisch anmutende Klänge geprägt, bevor ein leicht nervöser Rhythmus in das schon oben erwähnte ‘Turab’ überleitet. Hier tritt zum ersten Mal Gastsänger Adel Saflou (Ambrotype) in Erscheinung, der trotz aller stimmlicher Ähnlichkeit zu Joel Ekelöf starke eigene Akzente setzen kann. Denn vor allem in den tiefen Stimmlagen unterscheiden sich die beiden Sänger doch gewaltig. Textlich sind Derev vor allem bei diesen Stück um einiges tiefgründiger als viele ihrer Kollegen, denn man setzt sich auf fast schon poetische Art und Weise mit der derzeitigen Situation im Nahen Osten auseinander.
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Auch bei den folgenden vier Stücken bleibt Saflou dem Trio aus Toronto als Gastsänger erhalten, doch eigentlich muss man zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr weiter hören, um die Frage stellen zu können, warum dieser noch kein integraler Bestandteil der Band ist. Denn Saflou einfühlsame Stimme und der tiefgründig emotionale Progressive Metal von Derev scheinen wie gemacht für einander.
Und so überrascht es dann auch nicht, dass die Kanadier mit der Single ‘Futile’ (8:22) und ‘Delayed’ zwei eingängige Stücke nachschieben, die beide ohne Absstriche das Niveau von ‘Turab’ halten können. Musikalisch geht es allerdings von Song zu Song ein wenig sanfter zur Sache, so dass die Emotionalität der Stücke in ihrem Ablauf nur noch gesteigert wird.
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Ihren atmosphärischen Höhepunkt erreichen Derev jedoch erst, wenn sie mit dem wunderschönen ‘Slipping Down Again’ in arabisch-balladeskes Territorium vordringen. Denn durch die einzigartige Verbindung von Stimme, Stimmung und Gitarrenspiel schlagen Derev derzeit, zumindest in Sachen Emotionen, ihre Kollegen Soen um Längen. Zumindest wenn man deren aktuelles Werk “Imperial” betrachtet.
Doch Derev belassen es nicht dabei, sondern setzten mit dem abschließenden ‘Ghost Of Guilt’ noch einmal starke eigene Akzente, indem sie Orient und Okzident progressiv und abwechslungsreich zu einer Einheit verschmelzen. Zu schade, dass das Lied am Ende ausgefaded wird, denn diese wundervolle Scheibe hätte ein würdiges Ende mehr als verdient gehabt.
Bewertung: 12/15 Punkte (FF 12, KR 12)
Tracklist:
1. ‘Tunnel Vision’ (1:04)
2. ‘Turab’ (5:15)
3. ‘Futile’ (8:22)
4. ‘Delayed’ (7:07)
5. ‘Slipping Down Again’ (5:59)
6. ‘Ghost of Guilt’ (8:35)
Besetzung:
Armando Bablanian (Gitarre)
Michel Karakach (Schlagzeug)
Liam Horrigan (Bass)
Gastmusiker:
Adel Saflou (Gesang)
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Derev zur Verfügung gestellt.