(44:13, CD, Digital, MiG, 2021)
Man gehen nicht kaputt. Punktum. Komplett ohne Gründungsmitglieder touren die “walisischen Grateful Dead” nach wie vor geführt von Mittsiebziger-Bassist Martin Ace und Sohnemann Josh (guitar) unermüdlich und legen mit “Anachronism Tango” jetzt sogar ein neues Studioalbum vor.
Sechs Jahre nach “Reanimated Memories” hat sich fast nichts geändert. Höchst entspannter, bodenständiger Folk-/Country und gitarrenlastiger Westcoast-Poprock zwischen Tom Petty, Eagles, Grateful Dead, späten Brandos und Jefferson Airplane. Wie immer mit geschmackvollen Soli, null Geschnörkel und viel Atmosphäre. Hochsympathisch klingt die ganze Scheibe und der Sound ist enorm transparent und durchsichtig ausgefallen – man hat auch auf Nicht-High-End-Equpiment das Gefühl, die Band hätte direkt im Wohnzimmer aufgeschlagen. “Handgemachte” Musik für die, die sich nach solchen Werten sehnen, quasi. Hörer unter 50 dürften Man mit “Anachronism Tango” auch überhaupt nicht mehr ansprechen wollen, wenn man den Titel und die Texte betrachtet. Die psychedelischen Elemente der Frühphase bleiben vollständig außen vor, ebenso wie die ausufernden Gitarreneskapaden der Siebziger.
Wo man leider ebenfalls Abstriche machen muss, ist bei der Hookline-Dichte. Auch wenn kein Song so richtig schwach ausgefallen ist, gibt es aber auch keinen einzigen, der sich so wirklich ins Ohr setzen will. Positiv ausgedrückt könnte man sagen, das Material fließt, böse Zungen würden sagen, es plätschert – gemeint wäre das Gleiche. Selbst wenn wie auf ‘Manor Farm’ (ohne Oldfield-Zitate) etwas zupackender mit Neil-Young-Sounds und Schweineorgel agiert wird, geht die Band nicht so wirklich aus sich heraus, was dazu führt, dass “Anachronism Tango” einfach ein wenig zu harmlos wirkt, um richtig Begeisterung auszulösen – viel Anachronismus, wenig Tango-Feuer.
Ohne Frage, die Qualität des Materials geht definitiv in Ordnung, und live wird das vermutlich alles Laune machen – spätestens nach dem nostalgisch machenden Rauchwerk-Genuss. Ob das aber ausreicht, mehr als die seit Jahren treue Fanbasis in Begeisterungsstürme ausbrechen zu lassen, bleibt abzuwarten…
Bewertung: 9/15
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