Kyros – Celexa Streams

Kyros – Celexa Stream (White Star Records, 26.03.21)(1:16:47, Digital, CD, White Star Records, 2021)
‘In Vantablack’ von Kyros war vielleicht einer der herausragensten Longtracks des vergangenen Jahres, doch leider fand das dazugehörige Album “Celexa Dreams”, genauso wie die nur kurze Zeit später veröffentlichte EP “Four Of Fear”, auf den Seiten von BetreutesProggen.de bisher keine Würdigung.

Es ist daher an der Zeit, die Werbetrommel für die Band aus der englischen Hauptstadt zu rühren. Denn Kyros klingen vor allem auf “Celexa Dreams”, genau so, wie Prog in den 80ern hätte klingen sollen, jedoch nur selten klang. Denn es ist weder eine Fortführung des Sounds der 70er im 80er Gewand, noch eine Anbiederung an den damaligen populärmusikalischen Zeitgeist. Stattdessen gelingt es Kyros, die Prog Sounds dieser beiden Jahrzehnte so geschickt zu vermischen, dass sie auch in den Zwanzigzwanziger Jahren des dritten Jahrtausends noch innovativ und interessant klingen. Von der Einbindung elektronischer Elemente u.a. aus Dubstep auf der bereits oben genannten EP ganz zu schweigen.

“Celexa Streams” ist nun die jüngste Veröffentlichung der Briten, und wie der Name schon erahnen lässt, eine Sammlung von Live-Aufnahmen, die während den sogenannten Isolation Sessions der Band, im Laufe des Jahres 2020, in die heimischen Wohnzimmer gestreamt worden war. Jedoch beinhaltet das Streaming-Album, wie man leicht denken könnte, nicht einfach eine Live-Fassung der letztjärigen Studio-Scheibe, sondern es stellt eine Art “Best Of Kyros” dar. Denn Lieder vom Erstlingswerk “Vox Humana” (2016) und “Synaesthesia” (2014), der einzigen Veröffentlichung der Vorgängerband gleichen Namens, stehen hier gleichberechtigt neben jenen von “Celexa Dreams”. Dass man auf Stücke der diversen EPs komplett verzichtet hat, ist vor allem im Falle von “Four Of Fear” tragisch, jedoch auch irgendwie konsequent. Viel schwerwiegender wiegt da schon der Verzicht auf die Longtracks der verschiedenen Scheiben, da insbesondere ‘In Vantablack’ eigentlich viel zu hervorragend ist, um ausgelassen zu werden. Vielleicht liegt es daran, dass die Stücke das Format des Albums gesprengt hätten, denn gespielt wurden die Epen der Briten allesamt während der Isolation Gigs.

Für alle, die den Isolation Gigs live vor ihren Bilschirmen beiwohnen durften, bietet “Celexa Streams” natürlich keinerlei Überraschungen. Und doch lohnt sich die Scheibe, denn die ausgewählten 13 Stücke sind für das Album nicht eins zu eins übernommen, sondern soundtechnisch aufbereitet worden.

Schlagzeuger Robin Johnson hierzu:

Als wir das Album zusammenstellten, gingen wir noch einmal zurück und hörten uns durch die gesamten Livestream-Aufnahmen, die wir in letzten Jahr gemacht hatten. Wir pickten uns das heraus, von dem wir glaubten, das es die besten Darbietungen für das Album wären. Die Aufnahmen sind für dieses Album komplett neu gemischt worden, was ihnen, meiner Meinung nach, neues leben einhaucht.

When putting this album together, we went back and listened through the livestream recordings we made last year, and picked out what we felt were the best performances to go on the album. The recordings have been completely remixed for this album which I think gives them a new lease of life. I hope people enjoy them!

Und ja, für manche Stücke, vor allem aus den Anfangstagen der Band, wirkt “Celexa Streams” wie eine Frischzellenkur. Schade nur, dass von dem Live-Setting, aufgrund der gegebenen Umstände, kaum etwas auf dem Album wiederzufinden ist. Denn “Celexa” Streams” mangelt es aufgrund der technischen Überarbeitung und vor allem wegen der fehlenden visuellen Begleitung an einem wirklichen Live-Feeling. Ein Manko, das dieses Album natürlich mit vielen anderen Live-Mitschnitten diverser Streaming-Konzerte teilt.

Nichtsdestotrotz ist “Celexa Streams” eine Scheibe, welche die Spielfreude der einzelnen Bandmitglieder gut vermittelt und daher einen einfachen Zugang zu den verschiedenen Stücken vermittelt. Es ist ein Album, das sich eher wie ein Best Of der Engländer anfühlt als wie eine Live-Aufnahme.

Schlecht ist dies fürwahr nicht, vor allem, wenn man mit dem Back-Katalog des Quartetts noch nicht vertaut ist. Denn “Celexa Dreams” macht Spaß und gleichzeitig Lust auf mehr. Und genau dies war auch die Absicht der Band, hinter der Veröffentlichung ihrer Live-Streams, nämlich die Fans bestmöglich zu unterhalten und sie darüber hinaus an diesen kleinen Schimmer von Positivität in einem ziemlich deprimierenden Jahr 2020 zu erinnern.

Gut gelungen!
Bewertung: 11/15 Punkte


Kyros – Celexa Stream (White Star Records, 26.03.21)
Tracklist:
1. ‘Two Frames Of Panic’ (6:36)
2. ‘Monster’ (4:55)
3. ‘Cloudburst’ (6:49)
4. ‘Phosphene’ (5:21)
5. ‘The Lamb, The Badger & The Bee’ (6:45)
6. ‘Rumour’ (4:29)
7. ‘Life’s What You Make Of It’ (7:27)
8. ‘Sacrifice’ (5:34)
9. ‘UNO Attack’ (5:24)
10. ‘Sentry’ (4:08)
11. ‘Boiling Point’ (5:53)
12. ‘Ego’ (5:13)
13. ‘Dilate’ (8:13)

Besetzung:
Adam Warne (Gesang, Keyboards)
Joey Frevola (Gitarre)
Peter Episcopo (Bass)
Robin Johnson (Schlagzeug)

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Rezension: “Vox Humana” (2016)

Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Incendia Music zur Verfügung gestellt.