(70:52, CD, InsideOut Music / Sony Music, 2021)
Wie bei vielen Künstlern, waren für Ton Scherpenzeel die letzten Monate ebenfalls nicht einfach: “Viele Leute betrachten wegen Covid das letzte Jahr als ein verlorenes Jahr. Ich nicht. Ich behaupte nicht, dass es großartig war, da es uns einmal mehr vor Augen führte, wie zerbrechlich wir sind. Mehr auf das wesentliche, auf die häusliche Umgebung konzentriert, war es logisch, dass das neue Kayak genauso ausfallen würde, wie es jetzt vorliegt”.
In den musikalischen Kontext umgesetzt bedeutet dies, dass die seit den frühen 70er aktiven Holländer einmal mehr auf verspielten, eleganten Sinfonic Rock setzen, sie aber gleichzeitig jede Menge balladenhafte, sowie eingängige Momente einfließen lassen. Die aktuelle Kayak-Besetzung bestehend aus Ton Scherpenzeel (Keyboards, Gesang), Bart Schwertmann (Gesang), Marcel Singor (Gitarre, Gesang), Kristoffer Gildenlöw (Bass, Gesang) und Hans Eijkenaar (Schlagzeug) versteht es, sich entsprechend in Szene zu setzen. Das wirkt gefällig, griffig, stellenweise opulent und ausschweifend arrangiert, hin und wieder melancholisch, nachdenklich, wenn auch in letzter Konsequenz nicht immer mit einer zwingenden Note versehen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Gerade die prägnante AOR-Tendenz (‘Traitor’s Gate’ wirkt wie ein lascher Toto Abklatsch), der Hang auch mal flachbrüstigen Ideen und Vokalarrangements ihren Raum zu geben (wie z.B. bei ‘Waiting’, ‘Cary’ oder der ersten Single ‘Mystery’) lässt deutliche inhaltliche Schwachpunkte erkennen. Auf der anderen Seite verstehen es die Niederländer immer noch, in den längeren Tracks Sinfonisches mit einer gewissen Power und ergreifender Verspieltheit zu präsentieren. Auf ‘Out Of This World’, ‘Critical Mass’ oder ‘A Winter’s Tale’, erweist sich vor allem Gitarrist Marcel Singor als gefühlvoller und kompetenter Saitenakteur.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Die 15 Tracks bieten ein breites Spektrum zwischen den zuvor angesprochenen musikalischen Bereichen, wobei Ge- oder Missfallen eben von den eigenen Erwartungen abhängen.
Bewertung: 9/15 Punkten
Surftipps zu Kayak:
Homepage
Facebook
Instagram
AppleMusic
Spotify
last.fm
Wikipedia (D)
Abbildungen: Kayak / InsideOut Music
2 Kommentare
Hallo Kristian,
vielen Dank für die Rezension des 18. Kayak-Albums. Ich hätte wahrscheinlich 13 Punkte vergeben, aber Kayak lässt sich eben nicht unter Prog-Rock subsumieren und ihre musikalische Bandbreite ist m. E. enorm mit dem Fokus auf Symfonic Rock. Mir gefällt Kayak immer dann am besten, wenn Keyboarder und Mastermind Ton Scherpenzeel virtuos über die Tasten gleitet – das sucht in der Pop- und Rockmusik seinesgleichen.
Die Kritik an manchen Songs (“… flachbrüstigen Ideen und Vokalarrangements”) kann ich maximal bei “Waiting” nachvollziehen. Dass ‘Traitor’s Gate‘ wie ein “lascher Toto Abklatsch” wirkt, ist wohl der Einstellung geschuldet, dass eine Band immer nach sich selbst klingen sollte – das gibt es faktisch nicht in der Musik. Das ist bei allen großen Bands so – egal, ob Genenis, Queen, Asia, Toto, Styx, Foreigner oder wer auch immer. Wenn ich nur an den Hit des Jahres 2020 denke, so müsste dieser in den 80ern vom kürzlichen verstorbenen Jim Steinman für Bonnie Tyler geschrieben worden sein. Und natürlich darf Kayak auch (besonders am Anfang und Ende) von Traitor’s Gate Synthi-Bläser einsetzen, die an Totos Rosanna oder I’ll supply the Love erinnern – der Song erinnert genauso an eigene Werke aus den späten 70ern oder an Songs des Albums “Close to the Fire”.
Und es stimmt: “Cary” könnte auch als locker-seichter Pop-Song auf WDR4 laufen – da laufen aber auch Bands wie Marillion, Genesis, Pink Floyd, ELP oder Queen.
Herzliche Grüße
Markus
Hallöchen, als eingefleischter, langjähriger Kayak Fan kann ich beide Seiten sehr gut verstehen. Aber den Freunden von Kayak (alt und neu) ist jegliche, auch fundierte Kritik einfach egal. Nachdem ich das Glück hatte die Niederländer bei Ihrem ersten Deutschlandkonzert in Dortmund erleben zu dürfen und auch mit den Jungs und der guten Seele der Band Irene Linders plaudern durfte, gehört Kayak einfach in meine Sammlung, egal was passiert.
Gruß Horst