Kardashev – The Baring of Shadows

Kardashev – The Baring of Shadows (Eigenveröffentlichung, 12.05.20/Metal Blade Records, 07.05.21)
Credit: Karl E.

(51:46, Vinyl, Digital, Eigenveröffentlichung, 2020/ Metal Blade Records, 2021)
Theatre of Tragedy waren im Jahre 1995 so etwas wie eine Offenbarung für mich, denn sie etablierten als eine der ersten Bands über Albumlänge, was Paradise Lost zuvor auf ihrem “Gothic”-Album zum ersten Mal in Angriff genommen hatten. Nämlich das kontrastreiche Aufeinandertreffen von Death-Metal-Growls und engelsgleichem Gesang.

Auch die US-Amerikanische Band Kardashev geht mit ihrer – ursprünglich schon 2020 in Eigenregie veröffentlichten und nun von Metal Blade Records neu aufgelegten – EP “The Baring of Shadows” strukturell einen ähnlichen Weg. Doch liegen hier die Stimmen von Engelchen und Teufelchen nicht in den Händen zweier Individuen unterschiedlichen Geschlechtes, sondern werden in der Person von Sänger Mark Garrett vereint.

Allerdings widmet sich die vierköpfige Band aus Tempe, Arizona, nicht, wie oben aufgeführte Bands, dem Genre des Gothic Metal, sondern bezeichnet die von ihr erschaffene Musik als Deathgaze, wohl in Anlehnung an und Abgrenzung zu Shoe- und Blackgaze.

Dies klingt erst mal aggressiver und für viele Hörer wohl auch abstoßender, als es eigentlich ist, da die Musik der Nordamerikaner erst durch die einsetzenden Growls von metallischem Shoegaze in die Regionen des Death Metal getragen wird. Hört man sich nämlich die Instrumentalversionen der vier auf “The Baring Shadows” vertretenen Songs an, so kann man diese nur bedingt mit dem Wörtchen Death in Verbindung bringen. Denn vorherrschend sind hier atmosphärische Songstrukturen, die sich zwischen Post Metal und Shoegaze und technischer Härte bewegen. Dabei haben die vier Stücke ganz unterschiedliche musikalische Ausprägungen, denn während ‘A Frame. A Light’ mit seiner gefühlvollen Gitarrenarbeit Nico Mirollas eindeutig Progressive-Rock-Strukturen aufweist, tangieren die Single ‘Snow-Sleep’ mit ihren Blastbeats (Sean Lang am Schlagzeug) und das abschließende ‘Heartache’ eindeutig den technischen Metal. ‘Torchpassing’ hingegen ist ein sphärischer Post-Metal-Song, wie er im Buche steht. Ein Album also wie gemacht, für Liebhaber atmosphärischer Töne, bei denen Schönheit auf Härte trifft. Zumindest, wenn man bei den Instrumentalversionen der Stücke bleibt.

Möchte man sich nämlich mit den finalen Versionen der vier Lieder beschäftigen, so darf man extremem Gesang nicht abgeneigt sein. Denn Frontmann Mark Garrett packt ganz tief in die Death-Metal-Kiste, aus der er Growls der allerdunkelsten Sorte zieht. Gleichzeitig stehen diesen jedoch seine cleanen Vocals gegenüber, die so zerbrechlich klingen, dass man sich nur schwierig vorstellen kann, dass beide Stimmen von den gleichen Stimmbändern erzeugt werden. Doch gerade durch diesen Kontrast gewinnt die Musik von Kardashev ihr Alleinstellungskriterium und verhilft den – schon rein instrumental faszinierenden – Liedern zu einer atmosphärischen Tiefe, die im Vergleich zu den Instrumentalen wie der Marianengraben neben einer flachen Pfütze wirkt.
Bewertung: 11/15 Punkte

The Baring of Shadows by Kardashev

Kardashev – The Baring of Shadows (Eigenveröffentlichung, 12.05.20/Metal Blade Records, 07.05.21)
Tracklist:
1. ‘A Frame. A Light.’ (7:56)
2. ‘Snow-Sleep’ (7:46)
3. ‘Torchpassing’ (5:27)
4. ‘Heartache’ (4:45)
5. ‘A Frame. A Light’ (Instrumental) (7:55)
6. ‘Snow-Sleep’ (Instrumental) (7:46)
7. ‘Torchpassing’ (Instrumental) (5:26)
8. ‘Heartache’ (Instrumental) (4:45)

Besetzung:
Nico Mirolla (Gitarren)
Mark Garrett (Gesang)
Alex Rieth (Bass)
Sean Lang (Schlagzeug)

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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Metal Blade Records zur Verfügung gestellt.