(50:02, CD, digital, Roth-händle Recordings/Just for Kicks, 2021)
Mit “Are You There?” liegt nun die bereits fünfte Veröffentlichung des Projektes Molesome von Multitalent Mattias Olsson vor. Er komponierte sämtliche Songs, auch wenn es Nummern ohne seine Beteiligung gibt, nämlich ‚Sport Bag‘, ein Cello-Solo, und ‚The Second Voice‘ mit akustischer Gitarre und Oboe. Auf fast allen der insgesamt 18 (!) Songs wird er von Hampus Nordgren-Hemlin begleitet, der ebenfalls eine breite Palette an Instrumenten spielt, wie die Auflistung weiter unten belegt.
Laut Angaben im Booklet handelt es sich um ein Konzeptalbum. Doch nicht im Sinne einer groß angelegten Erzählung oder eines großen Themas, sondern es dreht sich um alltägliche Dinge, die man in der Regel zu ignorieren versucht; beispielsweise Dinge, die in deinem Spam Ordner landen. Plötzlicher Reichtum, der dir von irgendwem in Timbuktu versprochen wird und so weiter. Das Album schmeckt angeblich nach einem muffigen Cocktail aus (O-Ton) „ewiger finanzieller Freiheit, Lebensmittelvergiftung und Klaus Wunderlich“ – was immer das auch bedeuten mag. Da diverse Orgeln benutzt wurden, scheint zumindest mit erwähntem Klaus Wunderlich der frühere Organist gemeint sein.
Es liegt hier wahrlich kein homogenes Album vor – das will es auch ganz offensichtlich nicht sein, denn zu unterschiedlich sind die vielen kleinen, aber zum Teil eben doch großen weil großartigen Stücke Musik auf diesem Album. Und so fällt schon eine finale Bewertung in Form einer einzigen Zahl sehr schwer, denn es liegt am Grundansatz dieses Albums, dass es kaum möglich ist, dass alle Stücke gefallen, sondern eher einige Nummern eventuell sogar übersprungen werden, andere wiederum nach dem eigenen Geschmack als grandios einzustufen sind. Schon stilistisch lässt sich dieses Werk nicht eindeutig zuordnen, zu viele Facetten sind hier mal mehr, mal weniger deutlich ins Spiel gebracht. Fast schon gesetzt ist bei Alben von Mattias Olsson, dass das Mellotron eine wichtige Rolle spielt – so auch hier. Doch neben den vielen Tastensounds und elektronischen Spielereien sowie perkussiven Arrangements sind auch einige spannende akustische Momente mit akustischer Gitarre, Cello oder Oboe eingebaut.
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Die Songs sind – keine Überraschung bei achtzehn Titeln – meist sehr kurz ausgefallen, und so ist ‚Naturales‘ mit 4:21 Spielzeit der „Longtrack“ des Albums geworden. Die Mehrzahl ist rein instrumental gehalten, die Songs mit Gesang werden auf mehrere Sängerinnen verteilt. Der vierte Track, das gerade erwähnte ‚Naturales‘, ist der Song, auf dem zum ersten Mal Gesang zu hören ist, in diesem Falle von Trinidad Carollo, die entfernt ein wenig an Björk erinnert. Nicht nur die Stimme, der ganze Song ist sehr eigenwillig, auch das Ende weiß zu überraschen, nämlich mit einem „Cello Ensemble“, gespielt von David Keller. Zwischen Klangcollagen, Symphonic Prog, Ambient und Juxnummern wie ‚Long Island‘ gibt es auch exquisite Art Pop Perlen wie zum Beispiel ‚Blues Soaked Hope‘ mit der sehr angenehmen Stimme von Wendy McNeill.
Mattias Olsson – mellotron / optigan / Philicorda organ / Flame synthesizer / Casio VI-1 / VCS3 / Roland CR-78 / Hohner guitaret / electric guitars / electric bass / turntables / Roland TR-707 drums / glockenspiel / drum machines / percussion electro-harmonix space drum / electro-harmonix super replay / timpani / tubular bells / radio / Bandmaster powerhouse / xylophone / talk box / Mother modular system / Dhruva box / baritone guitars / Texas Instruments Speak & Spell / Persephone / Electro-Harmonix mini synthesizer / Boss DR-220e / clap trap
Hampus Nordgren-Hemlin – grand piano / fender Rhodes piano / Roland JV 1080 synthesizer / microkorg / Baldwin Orga-sonic organ / Fender VI / Moog Minitaur / mellotron / Roland Vp-330+ vocoder / Hammond L-100 organ / clavioline / Vako orchestron / toy piano / Yamaha CP-30 / Musser Ampli-Celeste / Korg minilogue / ARP Odyssey / Electro-Harmonix mini synthesizer / Casio SK-1 / Koto synthesizer / Solina string ensemble / Schiedmayer celeste / Malmsjö M500 organ / acoustic guitar / electric guitars / Jerry Jones electric sitar / Hohner guitaret / electric bass / Hohner bass 2 / Rickenbacker 6 string / vibraphone
Valter Kinbom – congas / guiro / shakers / timbra / tamborim / cuica / blocks / darbouka / frame drum / cowbells / triangle / additional percussion
Wendy McNeill – vocals / lyrics
Tiger Olsson – vocals
David Keller – cello
Martin von Bahr – oboe
Trinidad Carillo – vocals / lyrics
Anthony J. Resta – guitar solo
Mai Tanaka – narration
Ein Album, auf dem es dank der Liebe zum Detail sehr viel zu entdecken gibt und das sicherlich mehrere Hördurchgänge erfordert.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 12)
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Abbildungen: Molesome