(61:43, CD, Vinyl, Digital, InsideOut / Sony Music, 2021)
Vor mehr als 20 Jahren, in den Jahren 1998/99, erschienen die beiden Studioalben von Liquid Tension Experiment. Die Zusammenarbeit von Tony Levin (u.a. King Crimson, Peter Gabriel), Mike Portnoy (mittlerweile ex-Dream Theater, u.a. Transatlantic, Sons Of Apollo), John Petrucci (Dream Theater) und Jordan Rudess (ex-Dixie Dregs, Dream Theater) lief bereits damals unter dem Etikett Supergroup.
Einige Jahre später spielte man noch einige gemeinsame Konzerte zusammen, anschließend jedoch schien diese Zusammenarbeit endgültig ad acta gelegt. Vor allem der Rechtsstreit von Mike Portnoy mit seinen ehemaligen Bandkollegen hinterließ einige hässliche Narben, doch mittlerweile scheint über die Sache genügend Gras gewachsen zu sein. Initialzündung war Mike Portnoys Mitwirken beim letzten Soloalbum von John Petrucci, so dass es an der Zeit schien, auch das Liquid Tension Experiment wieder zu reaktivieren.
Trotz der derzeitig sehr schwierigen Umstände fand man sich nach persönlicher Quarantäne im Sommer letzten Jahres für zwei Wochen in New York zusammen, um Album Nummer 3 aufzunehmen. Erstaunlicherweise funktionierte die Chemie zwischen den Beteiligten nach relativ langer Pause noch immer erstaunlich gut, so dass man nach anfänglichem Jamming und Improvisationen recht schnell in die gemeinsame Arbeit einstieg.
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Wie bei den Vorgängeralben verlief die Zusammenarbeit unheimlich flott und die eingebrachten Ideen fruchteten durch die gegegenseitige Inspiration. Teilweise wurden die Tracks bereits bei der ersten Aufnahme finalisiert. Musikalisch funktioniert “3” vor allem durch die erstaunlich schnelle Lernkurve der vier Beteiligten. Die acht Tracks des Albums teilen sich in vier Stücke auf, die komplett durchkomponiert wurden, zwei Duette, sowie ein spontaner Jam und der sehr eigenständige, rund 13-minütige Coverversion von George Gershwins ‘Rhapsody In Blue’.
Bereits der sehr schnelle, geradezu hyperaktive Opener ‘Hypersonic’ bietet typisches LTE-Material im Grenzbereich zwischen Progressive Rock / Metal und unterschwelligen Jazz-Rock-Einschüben. Durch virtuose Instrumental-Läufe und unheimlich beeindruckendes, geradezu erschlagendes Tempo entsteht hier zuerst einmal der Eindruck, dass primär “Musik für Musiker” abzugeliefert wird. Doch trotz erhöhter Schlagzahl und unglaublicher chnelligkeit verliert der Vierer nicht komplett die melodischen Ankerhaken aus den Augen.
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Dies sind die signifikanten Merkmale, die auch die weiteren Tracks des Albums bestimmen. Das Quartett steht komplett unter Strom, kreiert Musik in rasender Interaktion, trotzdem verliert man nicht komplett die Melodieführung aus den Augen. Glücklicherweise ist nicht das komplette Album auf gnadenlose Highspeed-Zurschaustellung getrimmt. Ruhigere Momente oder gar ganze Tracks wie ‘Liquid Evolution’ oder ‘Shades Of Hope’ bieten auch zurückgenommene, nachdenkliche Momente. Das avantgardistische, inhaltlich sehr offene und an King Crimson Improvs erinnerende ‘Chris & Kevin’s Amazing Odyssey’ schlägt als inhaltlicher Kontrast in eine ganz andere Kerbe.
Der amerikanische Vierer hangelt sich geschickt an der diffizilen Gratwanderung zwischen “zu viel des Guten” und ” Virtuosität in der genau richtigen Dosis” entlang. Während man gerade zu Beginn des Albums von den Noten quasi erschlagen wird, folgen im weiteren Verlauf des Albums die inhaltlich wesentlich vielschichtigeren Kompositionen, die deutlich erkennen lassen, dass hier eben nicht nur Könner und Flitzefinger am Werk sind, sondern diese genauso über die nötige kompositorische Reife verfügen. Gerade der das Album abschließende 13 Minüter ‘Key To The Imagination’ offenbart deren komplettes Potenzial.
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Das Album ist in diversen Formaten erhältlich: als Limited Deluxe Hot Pink 3LP + 2CD + BluRay Box Set, Limited 2CD + BluRay Artbook, Limited 2CD Digipak, Gatefold 2LP + CD und im digitalen Format.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Abbildungen: Liquid Tension Experiment / InsideOut Music