(1:07:21, CD, Vinyl, Digital, Metal Blade Records, 2021)
“Etemen Ænka” ist das zweite Studioalbum der aus der schottischen Hauptstadt Edinburgh stammenden Formation Dvne. Die fünfköpfige Band, bestehend aus Daniel Barter (Gitarren, Gesang), Jack Kavanagh (Gitarren, Bass), Dudley Tait (Schlagzeug) und Frontmann Victor Vicart (Gitarren, Keyboards, Gesang), existiert bereits seit 2013 und konnte seitdem mit ihren beiden EPs “Progenitor” (2013) und “Aurora Majesty” (2014), aber vor allem mit ihrem 2017er Debütalbum “Asheran” erste Achtungserfolge in der Progressive Metal-Szene für sich verbuchen. Wobei Progressive Metal vielleicht ein bisschen eng gefasst ist, denn der Sound der Briten bewegt sich zwischen Post Metal, Progressive Rock, Sludge und Doom, so dass Freunde von The Ocean, Gojira und Elder an diesem Album genauso ihre Freude haben werden wie Anhänger von Baroness und Tiamat. Und obwohl Dvne schon auf “Asheran” so etwas wie einen bandeigenen Sound gefunden zu haben schienen, ist man klangtechnisch nicht auf der Stelle getreten, sondern hat das eigene Soundspektrum durch den verstärkten Einsatz von Synthesizern um eine weitere Ebene erweitert.
Sänger Victor Vicart dazu:
Wir wussten, dass wir Keys und Synths in die Gleichung einbeziehen wollten. Wir wollten in der Lage sein, neue Texturen und neue Klänge hinzuzufügen, die es auf unseren vorherigen Veröffentlichungen nicht gab, und wir hatten das Gefühl, dass dies etwas war, das uns kreativ mehr Möglichkeiten geben würde. Im Nachhinein betrachtet war das eine großartige Entscheidung, denn wir haben Synthesizer für alles verwendet, mit Ambient-Sounds, schweren Subs und echten Leads, was dem Album wirklich eine neue Dynamik verliehen hat. Wir haben auch diese Balance zwischen heruntergestimmten, schweren Riffs und cleanen Sätzen beibehalten, die bereits in “Asheran” vorhanden waren, aber wir wollten wirklich sicherstellen, dass wir mehr Details und Feinheiten einfangen können, sobald wir sie aufgenommen haben.
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Es ist eine Entwicklung, die der Gruppe gut steht, denn die Synthesizer geben den dynamischen Kompositionen zwischen zarten, verschachtelten Melodien und erdrückend bis brutalen Klanglandschaften so etwas wie einen übernatürlichen Rahmen. Es sind Kontraste, mit denen vor 27 Jahren auch schon Tiamat experimentierten, als die Mannen um Johan Edlund ihren Doom & Gothic Metal um psychedelische Soundscapes à la Pink Floyd erweiterten und einen der Metal-Meilensteine der 90er Jahre erschufen. Ganz so überragend wie “Wildhoney” ist “Etemen Ænka” zwar nicht geraten, doch das Album ist nichtsdestotrotz ein Erlebnis. Ein Erlebnis, insofern man sich darauf einlässt, auf eine Reise mitgenommen zu werden, die einen nicht nur in himmlische Welten entführt, sondern auch genauso in dystopische Abgründe. Denn Emotionen sind es, die Dvne über mehr als eine Stunde hinweg erzeugen und mit denen sie ihre Zuhörer fesseln können:
Es ist ein sehr dichtes und vielschichtiges Album, das mehrfaches Anhören belohnt, und während dies zu einem wiederkehrenden Aspekt unserer Musik wird, haben wir das Gefühl, dass wir dieses Mal noch weiter gegangen sind. Es ist auch ein sehr polarisierendes Album, gefühlsmäßig gesehen. Die schweren Abschnitte sind, nun ja, sehr schwer, während die cleanen Abschnitte viel komplizierter und zarter sind – und auf eine Art und Weise, die in einem Studio Ghibli Anime-Soundtrack nicht fehl am Platz wäre.
Besonders gut kommen diese Kontraste bei ‘Omega Severer’ zum Vorschein, der ersten Single des Albums, da Dvne hier teilweise göttlich erhaben erscheinen, während sie einem gleichzeitig Einblicke in die Seele des Teufels gewähren.
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Einzelne Stücke aus dem Kontext des Albums herauszugreifen wird jedoch nicht wirklich dem Wesen von “Etemen Ænka” gerecht. Größter Pluspunkt der Scheibe ist nämlich seine Kohärenz. Denn obgleich ihrer unterschiedlichen Einflüsse, Stimmungen und Gesangsstile erscheinen die zehn Stücke des Albums wie aus einem Guss. Eine Tatsache, die nicht nur den vielen atmosphärischen Übergängen in Form kurzer Interludes mit Gastsängerin Lissa Robertson geschuldet ist, sondern vor allem auch im Songwriting begründet liegt, das zu keiner Zeit seinen erzählerischen roten Faden verliert. Und so erscheint “Etemen Ænka” wie ein monumentaler akustischer Science Fiction-Film, der seine ganze mystische Schönheit erst dann entfaltet, wenn man ihn am Stück und auch bis zum Ende erlebt.
Bewertung: 13/15 Punkte (FF 13, KR 12)
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Tracklist:
1. ‘Enûma Eliš’ (4:39)
2. ‘Towers’ (9:05)
3. ‘Court of the Matriarch’ (7:14)
4. ‘Weighing of the Heart’ (3:06)
5. ‘Omega Severer’ (9:43)
6. ‘Adræden’ (3:13)
7. ‘Sì-XIV’ (6:23)
8. ‘Mleccha’ (8:09)
9. ‘Asphodel’ (4:42)
10. ‘Satuya’ (11:07)
Besetzung:
Victor Vicart (Gitarren, Keyboards, Gesang)
Daniel Barter (Gitarren, Gesang)
Jack Kavanagh ( Gitarren, Bass)
Dudley Tait (Schlagzeug)
Gastmusiker:
Lissa Robertson (Gesang, Spoken Words)
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