(69:59, CD, Eigenproduktion, 2021)
Artnat – ein irgendwie seltsamer Bandname. Doch leicht erklärbar, allerdings mit der daraus resultierenden Schwierigkeit für den Sammler, wie er/sie es denn in der eigenen Sammlung einzusortieren hat. Man schaue sich Herkunftsland, die Kopfform auf dem Cover, den Bandnamen rückwärts gelesen, und den Namen des Gitarristen in der Bandauflistung an, oder hält das Cover in den Spiegel:
Sara Freitas – vocals
João Samora – drums / percussions
Guilherme Da Luz – synthesizer / percussions
Paulo Bretão – basses
André Hencleeday – keyboards
Manuel Cardoso – guitars / vocals
Dann ist die Auflösung recht einfach: es handelt sich um eine neue Version der portugiesischen Band Tantra, die Ende der 70er mit „Misterios e Maravilhas“ (1978) und speziell mit „Holocausto“ (1979) zwei exzellente Alben im klassischen Prog-Bereich herausbrachten. Danach folgte mit dem Album „Humanoid Flesh“ eine völlige musikalische Kehrtwende weg vom Prog. Die Band verschwand dann von der Bildfläche, um schließlich 2003 überraschend mit dem Album „Terra“ in neue Besetzung wieder aufzutauchen. Aus dem gleichen Jahr stammt ein Live-Album, zwei Jahre später erschien das Album „Delirium“. Danach war wieder Funkstille.
Und nun also Artnat. Einziger gemeinsamer Faktor ist Gitarrist Manuel Cardoso, aus der Spätphase von Tantra ist außerdem noch Keyboarder Guilherme Da Luz übrig geblieben. Vielleicht wollte Cardoso ja auch den Neustart mit einem neuen, leicht veränderten Namen beginnen. Der Schreiberling ordnet es jedenfalls unter Tantra ein.
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Der Start mit ‚Riding the Edge of Darkness‘ ist irgendwie recht holprig geraten, auch wenn da schon einige schöne Ideen durchschimmern, wirkt es etwas unpassend für einen Opener. Der englischsprachige Gesang von Sara Freitas erinnert hier durch das eigenwillige Arrangement etwas an Kate Bush, während später eine Art Gesang hinzukommt, der an eine Light-Version von Devil Dolls „Mr. Doctor“ erinnert. Ein mutiger Beginn also, der schon einiges abverlangt. Es folgt mit ‚Eternal Dance of Love‘ eine schöne, melodische Nummer in einer Mischung aus Symphonic Prog und Neo Prog, an die sich der einzige Longtrack des Albums anschließt, das 14-minütige ‚Return to Om‘. Auch hier ist man wieder eher im Symphonic Prog Bereich unterwegs, wobei sie mal recht melodisch, dann aber auch mal recht frickelig agieren. Und das ist zudem ihr Ansatz im weiteren Verlauf, wobei die Sängerin durchaus eine ordentliche Figur abgibt und so der Musik von Tantra, pardon: Artnat, eine neue Note gibt.
Das (digitale) Album wird mit dem feinen Keyboard-Titel ‚Finale‘ gebührend abgeschlossen. Es folgen auf der CD-Version danach noch drei Bonustracks mit den Titeln ‚Jam Chaos‘, ‚Jam Machinery‘ und ‚Jam Celebration‘ – die Titel sind Programm, denn genau so klingt es. Und in diesen Jams beweisen sie durchaus Klasse. Nach mehreren Durchgängen wächst somit auch die Grundlage für eine zweistellige Benotung.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 11)
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Abbildungen: Artnat