Wheel – Resident Human
(51:38, CD, Digital, Vinyl, Odyssey Music Network / Rough Trade, 2021)
Wie so viele Künstler hatten Wheel für das letzte Jahr eigentlich ganz andere Pläne. Eine USA-Tour war bereits gebucht, doch dann veränderte ein Virus die ganze Welt. So fand man sich etwas früher als geplant im Studio wieder, wobei die in Helsinki ansäßige finnisch-britische Formation die Aufnahmen als Trio mit Sänger / Gitarrist James Lascelles, Bassist Aki Virta und Schlagzeuger Santeri Saksala begann, nachdem man sich vom zweiten Gitarristen JC freundschaftlich trennte.
Später stieß als neuer Gitarrist Jussi Turunen hinzu, so dass man das Album in gewohnter Vierer-Besetzung aufnahm. Doch dann traten bei James Lascelles im Sommer letzten Jahres Burnout-Symptome auf, was dazu führte, dass “Resident Human” erst einmal eine Weile ruhen gelassen wurde.
Die ungewollte Pause tat gut, denn anschließend entstanden überaus tiefgründige Texte, die über den wahren Charakter der menschliche Natur reflektieren. Die guten, bösen und hässliche Seiten, die zum Vorschein kommen, wenn man hinter die Oberfläche blickt, aber auch die Auswüchse der modernen Welt, wo man sich hinter der digitalen Anonymität verstecken kann.
Gleichfalls erwuchs musikalisch ein überaus vielschichtiges Album, was sich nun auf sieben Tracks in unterschiedlichen Songlängen und Stilmerkmalen widerspiegelt. Auf der einen Seite auf den Punkt gebrachte, powervolle Vierminüter wie das vorab veröffentlichte ‘Movement’, auf der anderen Seite drei abwechslungsreiche Longtracks jenseits der Zehn-Minuten Grenze.
Wheel vereinen unterschiedlichste Einflüsse aus dem modernen Metal-Bereich, ihr grooviges Rhytmusgeflecht lässt Ansätze aus zeitgemäßen Prog Metal, etwas Djent, aber auch klare, griffige Rockstrukturen erkennen. Vor allem der recht hohe melodische Anteil und die mannigfaltigen hymnischen Parts sorgen für ein gehöriges Maß an Zugänglichkeit, während man jede Menge kernige Riffs und verspielte Passagen in gekonnter Weise verbindet.
Die ergreifende Melodik gepaart mit einer gesunden Dosis Härte macht einfach Laune, wobei das Quartett besonders bei den Longsongs ‘Dissipating’, ‘Hyperion’ und dem Titelsong seine Vielseitigkeit und instrumentelle Fähigkeiten unter Beweis stellt und mit schwebender Melancholie bei ‘Fugue’ punktet.
“Resident Humans” ist nochmals eine klare Steigerung gegenüber dem Debüt “Moving Backwards” und sollte definitiv auf breite Zustimmung stoßen.
Bewertung: 12/15 Punkten (KR 12, KS 12)
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Abbildungen: Wheel / Odyssey Music Network