(42:05, Digital, CD, Vinyl, Silver Lining Music, 2021)
Ich muss bekennen: seitdem ich Soen vor vier Jahren zum ersten Mal gehört habe, bin ich dem unverkennbaren Sound der Schweden verfallen. Daran konnte weder die relativ schlechte Produktion des 2017er Albums “Lykaia” etwas ändern, noch die klangliche Nähe zu Tool und Opeth, welche die Skandinavier auf den Vorgängeralben “Tellurian” (2014) und insbesondere dem Debüt “Cognitive” (2012) gepfelgt hatten. “Schuld” an diesem trotzdem waren neben dem herausragenden harmonischen Gesang von Frontmann Joel Ekelöf und dem vielseitigen Schlagzeugspiel von Bandkopf und Ex-Opeth-Mitglied Martin Lopez vor allem Soens Gespür für herzerweichende Ohrwurmmelodien, die mir bis heute unzählige Male die Tränen in die Augen getrieben haben. Vor allem ‘God’s Acre’ ist ein Song für die Ewigkeit geworden und gehört für mich in den Koffer für die einsame Insel. Auch als 2019 das vierte Album Soens erschien, war ich schon beim Hören der ersten Single hin und weg so dass sich “Lotus” bis heute unzählige Male auf meinem Plattenteller gedreht hat.
Das bereits im Januar erschienene neue Album “Imperial” vereint nun ein weiteres Mal jene altbekannten Trademarks der Schweden, welche ich so liebe. Trotzdem ist irgendetwas anders als sonst, denn anstelle von Euphorie und grenzenloser Begeisterung macht sich erstmalig so etwas wie leichte Gleichgültigkeit breit. Soen zeigen erste Abnutzungserscheinungen.
Die Riffs von Gitarrist Lars Enok Åhlund sind zwar fetter als jemals zuvor und dringen in ungewohnte Härten vor, was für sich genommen, ein klanglicher Zugewinn ist. Zudem scheint Joel Ekelöf seinen stimmlichen Umfang nur noch vergrößert zu haben und die lyrisch-floydigen Gitarren-Soli von Cody Ford lassen bei mir ein um das andere Mal Gänsehaut entstehen. Und auch an der Rhythmusarbeit gibt es bei weitem nichts auszusetzten, denn Oleksii “Zlatoyar” Kobel ist ein hochwertiger Ersatz für Basslegende Steve DiGiorgio und Martin Lopez Schlagzeugspiel ist abwechslungsreich und stilprägend wie eh und je.
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Doch erstmals treten auch Nebenerscheinungen auf, die den Spaß am Gesamterlebnis Soen etwas schmälern. Das erhöhte Maß an Dynamik zwischen göttlich balladesken Melodien und metallischer Härte ist auf “Imperial’ so groß wie niemals zuvor, so dass der Kontrast zwischen verschiedenen Songfragmenten oft zu stark ist. So wirkt das Intro von ‘Lumerian’ beispielsweise fast so, als habe man einem klassischen Soen-Song ein Machine Head-Riff vorneweggestellt. Und auch das mich an Paul McCartneys ‘Live and Let Die’ erinnernde Riff von ‘Monarch’ ist für meinen Geschmack, im Verhältnis zu Ekelöfs Gesang, ein wenig zu aufdringlich, genauso wie das in der Mitte des Songs erklingende, etwas zu schneidende Gitarrensolo.
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Zudem wirken die Gesangslinien von Joel Ekelöfs, trotz grandioser stimmlicher Leistung, häufig eintöniger als auf anderen Scheiben, so dass auch die Melodien auf ‘Imperial’, selbst bei eingängigen Stücken wie ‘Deceiver’ und ‘Illusion’, nicht mehr ganz so tränentreibend sind wie noch auf den Vorgängeralben.
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Versteht mich nicht falsch, Soen spielen auch mit ‘Imperial’ noch immer in der oberen Liga des Progressive Metal mit, doch lege ich nach einem ersten Hördurchgang die Nadel meines Plattenspielers nur selten noch für eine zweiten Durchgang auf. Das mache ich dann erst wieder am folgenden Tag.
Bewertung: 11/15 Punkte (FF 11, KR 12)
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Tracklist:
1. ‘Lumerian’ (5:31)
2. ‘Deceiver’ (4:34)
3. ‘Monarch’ (4:52)
4. ‘Illusion’ (5:11)
5. ‘Antagonist’ (6:02)
6. ‘Modesty’ (4:34)
7. ‘Dissident’ (5:38)
8. ‘Fortune’ (5:43)
Besetzung:
Joel Ekelöf (Gesang)
Martin Lopez (Schlagzeug)
Lars Enok Åhlund (Keyboards und Gitarre)
Oleksii “Zlatoyar” Kobel (Bass)
Cody Ford (Lead-Gitarre)
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Rezension: “Lotus”
Konzertbericht: 21.03.19, Köln, Helios 37
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Head Of PR zur Verfügung gestellt.