(17:14, Digital, Eigenveröffentlichung, 2021)
Nowosibirsk, die drittgrößte Stadt der Russischen Föderation ist in hiesigen Gefilden nicht unbedingt für seine Musikszene bekannt. Dass aber auch interessante aufstrebende Bands in der knapp 5.000 km entfernten Hauptstadt Sibiriens existieren, beweist die uns vorliegende EP “Breach” der Formation So Far As I Know. Das russische Quartett um Sänger und Gitarrist Sergei Guselnikov existiert bereits seit dem Jahre 2009 und hat in diesem Zeitraum drei Alben sowie diverse EPs veröffentlicht. Auf denen es größtenteils Instrumental-Musik spielt, die Art Rock, Progressive Rock und verschiedene Post Music-Stile miteinander vereint.
“Breach” ist, genau wie sein 2020er Vorgänger “Stellar Sense” eine EP, deren Titeltrack einmal Teil eines zukünftigen Albums werden soll. Konzeptionell beschäftigt sich die aktuelle Scheibe und insbesondere das Titelstück mit dem Übergangszustand des menschlichen Wesens, welcher in diesem Falle “Breach” (dt. für Übertretung, Bruch, Verstoß) genannt wird. Dieser Übergang spiegelt dabei die Gefühle und Emotionen einer Person wider, wenn sich deren innere Welt oder die Welt um sie herum verändert. Dabei geht es nicht nur um beängstigende Dinge, sondern auch um inspirierende neugierige Gefühle, welche die Person in diesem Zustand durchläuft. Musikalisch wird dieser Übergang durch ein fast siebenminütiges Instrumetalstück zum Ausdruck gebracht, das sanft, mit leicht folkloristisch angehauchten Gitarren-Klängen beginnt, die langsam von synthetischen Streichersounds überlagert werden. Die erste Transition des Stückes beginnt nach ca. zwei Minuten, als ein genauso repititives wie eingängiges Gitarrenmotiv einsetzt, das sich immer weiter nach oben schraubt. Ein klanglich reduziertes Interlude bringt das Stück nach einer weiteren guten Minute noch einmal runter, bevor es zum Ende hin in einer für den Post Rock so typischen Wall of Sound kulminiert.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Die beiden weiteren Stücke widmen sich thematisch den verschiedenen Aspekten des oben beschriebenen Geisteszustandes. So erzählt ‘Lockdown’ von einer Art apokalyptischen Vorahnung, von Angst, Hoffnungslosigkeit und einem Gefühl der Unsicherheit, das Menschen in kritischen Zeiten umgibt. Musikalisch wird dies perfekt umgesetzt, denn die Stimmung des Stückes ist viel dramatischer und beklemmender als die von ‘Breach’. Zudem kommt dem Thema des Stückes die dunkle wie eindringliche Stimme von Gastsänger Igor Shapransky zu Gute. Musikalisch irgendwo zwischen The Cure und athmospärischem Post Rock angesiedelt ist ‘Lockdown’ das spannenste Stück der Platte.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Das abschließende ‘Polaris’ wiederum ist das hoffnungsvollste und positivste der drei Lieder, denn es handelt von der Akzeptanz und Hoffnung, wie sie nur in den dunkelsten Zeiten entsteht. Das Lied wird aus der Perspektive des Polarsterns erzählt, der eine verzweifelte Person dazu ermutigt, seinem Licht zu folgen, um so den richtigen Weg zu finden. Musikalisch fährt ‘Polaris’ auf einer komplett anderen Schiene als die beiden anderen Stücke, da hier Akustikgitarre, der zarte Gesang von Daria Shakhova sowie atmosphärische Hintergrundgeräusche eine wundervolle abendliche Lagerfeuerstimmung aufkommen lassen, die stark an a Steve Rotherys Nebenprojekt The Whishing Tree erinnert.
Zusammengefasst haben wir es auf “Breach” also mit drei stilistisch sehr unterschiedlichen Stücken zu tun, die jedoch sowohl thematisch als auch produktionstechnisch zu einer Einheit verbunden werden. Trotz seiner Kürze vermögen es So Far As I Know auf ihrer neuen EP durch klangliche Perfektion und stilistische Vielfalt zu überzeugen. Die Vorfreude auf das kommende Studioalbum ist somit geweckt worden.
Bewertung: 12/15 Punkte (FF 12, KR 12)
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Tracklist:
1. ‘Breach’ (6:53)
2. ‘Lockdown’ (feat. Igor Shapransky) (5:58)
3. ‘Polaris’ (feat. Daria Shakhova) (4:23)
Besetzung:
Sergei Guselnikov (russ. Сергей Гусельников) (Gitarren, Electronics)
Dmitry Ilyasov (russ. Дмитрий Ильясов) (Gitarren)
Dmitry Shelomentsev (russ. Дмитрий Шеломенцев) (Schlagzeug)
Andrey Rodin (russ. Андрей Родин) (Bass)
Gastmusiker:
Igor Shapransky (russ. Игорь Шапранский) (Gesang – Track 2)
Daria Shakhova (russ. Дарья Шахова) (Gesang – Track 3)
Surftipps zu So Far As I Know:
Facebook
VK
Instagram
Twitter
Bandcamp
Soundcloud
Reverbnation
YouTube
Spotify
Apple Music
Deezer
last.fm
Discogs
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von So Far As I Know zur Verfügung gestellt.