(41:57, CD, Vinyl, Digital, Pelagic Records, 2021)
Der Schwede Johan G. Winter ist ein musikalischer Tausendsassa, den man nicht wirklich auf ein einziges Genre reduzieren kann. Während seine Band Barrens im Post Rock zu Hause ist und er mit seinem langjährigen Projekt Scraps of Tape die Felder der Rockmusik beackert, tendiert seine Band Blessings eindeutig in Richtung schwarzgebrannter Hardcore.
“The Rupturing Sowle” hingegen, das neueste Album des Künstlers, passt in keine der oben genannten Kategorien. Es ist unter seinem eigenen Namen veröffentlicht worden und ist eine Scheibe, für die der Begriff “Musik” nicht weit genug gefasst ist, da Soundaufnahmen einen mindestens genauso großen Anteil an “The Rupturing Sowle” haben, wie die sämtlich von Johan G. Winter eingespielten Instrumente. Wollte man ein Genre finden, mit welchem man die Platte etikettieren könnte, so müsste man wohl den Begriff des Post Folk erschaffen. Denn “The Rupturing Sowle” ist in seinem Wesen recht einzigartig, so dass mir als Referenz-Werk lediglich die im Jahre 2000 über Prophecy erschienene Platte “Skiftninger” der norwegischen Formation Nærvær einfällt.
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Winther hatte sich für die Aufnahmen des Albums schon vor Beginn der Corona-Pandemie in freiwillige Selbstisolation begeben und in eine Hütte in den einsamen Wäldern Schwedens zurückgezogen. Nachdem der Künstler im Jahre 2010 zum ersten mal Vater geworden war, hatte er sich nämlich aufgrund der fundamentalen Veränderungen in seinem Leben dazu gezwungen gesehen, sein Wesen neu zu bewerten und sein Leben und seine Erfahrungen gründlicher zu untersuchen. Das Ergebnis dieses Selbstfindungsprozesses ist das vorliegende Album, auf dem sich Winther mit dem Kernkonzept der angeborenen Dualität der menschlichen Seele beschäftigt.
Ich habe versucht, dies auf dem Album darzustellen, indem ich so viele Ideen und musikalische Teile als Paare präsentierte, mit einer hellen und einer dunklen Seite, um so ein anhaltendes Gefühl der Spannung aufbauen zu können. Schöne Klänge gemischt mit hässlichen Klängen, Traurigkeit gemischt mit Freude, akustische Klänge und elektronische Klänge.
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I tried to represent this on the album by presenting as many ideas and musical parts as pairs, with a light and a dark side to try to create a persistent sense of tension throughout. Beautiful sounds mixed with ugly sounds, sadness mixed with joy, acoustic sounds and electronic sounds.
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Es ist ein Konzept, das in seiner Gesamtheit wunderbar aufgegangen ist, denn “The Rupturing Sowle” wirkt wie ein tiefer Einblick in die Seele des Künstlers. Es sind Klänge, die nackt und zerbrechlich erscheinen und eine unglaubliche Intimität ausstrahlen. Besonders gut stehen den hauptsächlich mit akustischen Instrumenten, wie Akustikgitarre, Geige und Piano, aber auch Synthesizern eingespielten Liedern die beigemischten Hintergrundgeräusche, wie singende Vögel, knarrende Bretter, quietschende Türen oder loderndes Feuer, so dass man förmlich das Ambiente spüren und atmen kann, unter dessen Einfluss das Album entstanden ist.
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Und so ist “The Rupturing Sowle” gleichzeitig eine Art Konzeptalbum über das Seelenleben des Künstlers, wie über die Atmosphäre einer einsamen Hütte in den abgeschiedenen Wäldern Schwedens. Es ist ein Werk, das keiner Texte bedarf um das zu vermitteln, was der Künstler mit ihm ausdrücken wollte.
Bewertung: 12/15 Punkte (FF 12, KR 12)
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Tracklist:
1. ‘Outward Bound’ (2:20)
2. ‘As Above So Below’ (5:04)
3. ‘The Chastening Star (Preludium)’ (3:25)
4. ‘The Drifting Boat/Drunk On Blood’ (3:46)
5. ‘Black Clouds’ (3:04)
6. ‘The Rupturing Sowle’ (3:18)
7. ‘Coiling Smoke’ (1:28)
8. ‘Blacken The World’ (4:53)
9. ‘Evighetstonen’ (4:49)
10. ‘Acquiescene’ (1:31)
11. ‘Whithen The World’ (3:07)
12. ‘Tills Vi Inte Räds Förfärliga Tankar Längre’ (2:45)
13. ‘No Horizon’ (2:27)
Besetzung:
Johan G. Winther
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Pelagic Records zur Verfügung gestellt.