(1:03:16: CD, Vinyl, Digital, Mellow Records, 2020)
Mit dem Album „Il Principe Del Regno Perduto“ gibt es ein weiteres Lebenszeichen der Band Celeste. Keinesfalls sollte Celeste mit der gleichnamigen, aus dem französischen Lyon stammenden Metal/Hardcore Band oder der aktuell gehypten britischen Sängerin verwechselt werden. Vielmehr handelt es sich um den junggebliebenen, aus San Remo stammenden Progrocker Ciro Perrino samt seiner fünf Mitstreiter. Zur Freude aller Progressive Rock-Fans lebt dieses Genre, trotz aller wiederkehrenden Pausen, Neubesetzungen und Neugründungen weiterhin. Strenggenommen handelt es sich aber seit jeher nur um eine Musiknische und das nicht nur innerhalb der italienischen Musikszene. Celeste sind mit Unterbrechungen bereits seit den 1970er Jahren aktiv. Mit „Celeste“ (1976), „Second Plus“ (1991), „I Suoni In Una Sfera“ (1992), „l Risveglio Del Principe“ (2019) und „Flashes From Archives Of Oblivion“ (2020) veröffentlichten sie bereits einige beachtenswerte Alben. Die aktuelle Besetzung besteht, an vorderster Front, aus dem Urgestein und Multiinstrumentalisten Ciro Perrino. Verantwortlich ist er für Gesang und Keyboards. Zur weiteren Besetzung gehören aktuell auch der Flötist/Saxophonist Marco Moro, Gitarrist Mauro Vero, Bassist Francesco Bertone, Drummer Enzo Cioffi und, last but not least, der Violinist Sergio Caputo. Auf dem vorliegenden Album verstärkt u.a. die Sängerin Anna Marra das Sextett. Die Sopranistin verfügt über eine enorme Strahlkraft, stimmlich sorgt sie wiederholt für überraschende Momente. Insgesamt steht allerdings weder der weibliche noch der männliche Gesang bei Celeste im Vordergrund.
Neu- und Umbesetzungen änderten in der langen Bandgeschichte weder an der Qualität noch an der musikalischen Ausrichtung etwas. Celeste steht für gefühlvollen, malerischen Progressive Rock mit einem erheblichen mediterranen Retro-Touch. So entspricht auch das aktuelle Album „Il Principe Del Regno Perduto“ der Tradition des italienischen Progs. Ob im langsamen oder mittleren Tempomodus, die Kompositionen erscheinen jederzeit gereift und ausgeglichen. Dabei bleibt immer ausreichend Zeit für Improvisationen und die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten auszuleben, was die Streicher-, Flöten- bzw. Saxophoneinlagen deutlich belegen. Die sieben Songs, mit einer Gesamtlänge von 63 Minuten, sind eingängig und verlieren sich nicht unnötig in komplexen Strukturen.
Die Suche nach härteren Riffs, übermäßig virtuosem Gitarrenspiel oder ausufernden Drum-Passagen ist vergeblich. Dagegen dominiert der klassische Italo Prog in der unaufgeregten Variante, mal stimmungsvoll-lyrisch, dann wieder elegisch und ein ums andere Mal auch würdevoll, genauso wie es der Fan des Genres liebt. Dazu tragen auch die einfühlsamen Tastenklänge bei, natürlich unter Einbeziehung des im Prog unverzichtbaren Mellotrons. Nicht übermäßig, so dass, wie bereits angedeutet, auch Violine, Saxophon oder Flöte zu ihrem Recht kommen. Freunde des klassischen Italo Progs werden vermutlich auf die Neuerscheinung von Celeste bereits ungeduldig gewartet haben und das völlig zu recht. Alle anderen, die diese Stilrichtung des Progs noch nicht kennen, einen Versuch ist „Il Principe Del Regno Perduto“ allemal wert. Das Album ist sowohl in digitaler Form als auch als CD oder in einer streng limitierten Vinyl-Variante direkt bei der Band erhältlich.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mit „Il Principe Del Regno Perduto“ bietet die italienische Band Celeste feinen Progressive Rock zum Genießen. Der Verzicht auf Ecken und Kanten ist hier sicherlich kein Nachteil. Ein Hörversuch der sich lohnt. Celeste verdient es, nicht nur mit dem aktuellen Album, bei der Aufzählung der großen italienischen Progressive Rockbands, wie Banco, PFM, Le Orme usw. nicht unerwähnt zu bleiben.
Bewertung: 12/15 Punkten (HR 12, KS 11)
Line-up Celeste :
Ciro Perrino – Mellotron, Solina, Eminent, Elka Rhapsody, Farfisa, Hammond Organ, Mini Moog, Arp 2600, Arp Odyssey Synthesizer, Piano, Small Percussion, Vocals
Francesco Bertone – Electric Bass
Enzo Cioffi – Drums
Sergio Caputo – Violin
Marco Moro – Flutes, Beak Flutes, Tenor Sax, Baritone Sax
Mauro Vero – Acoustic Guitars, Electric Guitars
Gastmusiker
Marco Canepa – Piano
Paolo Maffi – Soprano, Alto & Tenor Sax
Anna Marra – Vocals (1,2,4,6)
Edmondo Romano – Soprano Sax, Clarinet, Chalumeau, Duduk, Low Whistle
Alessandro Serri – Vocals (2), Electric Guitar (6)
Ciro Carlo Antonio Perrino – Reciting Voice (6)
Surftipps zu Celeste:
Facebook Ciro Perrino
Homepage Ciro Perrino
Twitter Ciro Perrino
Bandcamp
MySpace
Wikipedia (Italien)
Proggnosis
Progarchives
YouTube 1
YouTube 2
Abbildungen: Celeste