(76:38: CD, Digital, Progressive Promotion Records, 2021)
Jetzt ist es wieder soweit – die Mexikaner von Cast um Mastermind und Keyboarder Alfonso Vidales schlagen nach 4 Jahren des Wartens wieder einmal zu. Wobei Mexikaner nicht ganz korrekt ist, da die im Grenzgebiet zu Kalifornien, konkret in Mexicali, ansässigen Progger von Cast sich durch den Italiener Roberto Izzo und dem Chilenen Claudio Cordero verstärken. Nach „Power And Outcome“ endlich ein neues Studioalbum der wohl renommiertesten Progressive Rockband Mexikos. Obwohl die Musiker sich seit Ende der 70er Jahre formiert haben und ab Mitte der 90 iger fleißig ein Album nach dem anderen veröffentlichen und das stets auf höchsten Niveau, haben sie außerhalb des amerikanischen Kontinents bisher immer noch nicht den verdienten Bekanntheitsgrad erlangen können.
Der teils sehr komplexe Symphonic Prog von Cast ist stark geprägt durch Keyboards, Gitarren und Gesang. So sind auf den vergangenen Alben deutliche Einflüsse von Emerson, Lake & Palmer, Genesis und sonstigen immer wieder Genannten unverkennbar. Trotz dieser musikalischen Vorbilder prägt Cast eine eigene Spielart, die voller Dynamik und Temperament steckt aber auch die weichbesaitete Seite beherrscht. Das gilt nicht ganz unerwartet auch für das aktuelle Album „Vigesimus“. Dieser Titel bedeutet einfach nur, dass es sich um das 20. Studioalbum der Band handelt, bei einer Gesamtzahl von 28 Veröffentlichungen. Das mit „Vigesimus“ ein spezielles und vor allem ein sehr emotionales gar sentimentales Album entstanden ist, unterstreicht u.a. auch das Artwork des Digipacks. So wurde dieses und weitere Cast Alben zuvor durch den ehemaligen und letztes Jahr viel zu früh verstorbenen Schlagzeuger Enrique Slim gemalt. Das Album ist ihm, aber vor allem auch Alfonso´s 2017 verstorbener Schwester Ana Lisa Vidales, sowie dem ehemaligen Cast Sänger und Flötisten Dino Brassea gewidmet, der vor zwei Jahren plötzlich und unerwartet verstarb.
Was macht nun Cast auf Ihrem neuesten Werk hauptsächlich aus?. Das ist schnell beschrieben, es sind Claudio Cordero´s ausdrucksstarke und zeitweise rasante Gitarrenläufe, Alfonsos Vidales irrwitzige aber auch einfühlsame Tastenarbeit und der über alles schwebende Roberto Izzo, als der Teufelsgeiger. Dazu die ausdrucksstarken Vocals von Alfonsos Sohn Bobby sowie im Background des Meisters Ehefrau Lupita Acuña. Dabei sollten aber auch der Bassist (und nebenbei bemerkt zuständig für die Organisation) Carlos Humarán sowie der Virtuose an den Drums Antonio Bringas nicht unterschlagen werden.
Wer nun fürchtet, vor lauter Dynamik und Tempo während der 76 Minuten erdrückt zu werden, wird erstaunt und gleichzeitig erfreut sein über die wiederholt eingestreuten symphonisch, klassischen, ja fast hymnischen, epischen Passagen. So bleiben immer wieder ausreichend Momente zum Durchatmen und Regenerieren, um dann dem mexikanischen Feuerwerk mit der ausreichenden Aufmerksamkeit weiter lauschen zu können. Genau das macht Cast seit vielen Jahren aus – exzellente Musiker, komplexe, abwechslungsreiche Kompositionen und viele anspruchsvolle Tempowechsel. Auf dem aktuellen Album zelebriert Cast Progressive Rock auf ihre eigene, besondere Weise, in dem sie unterschiedliche Stile miteinander verbinden. Härtere, fast metallische und klassisch symphonische Elemente stehen gleichberechtigt nebeneinander. Auch eine Prise Musical ist spürbar, das verwundert allerdings nicht, da Bobby Vidales über entsprechende Erfahrungen verfügt und diese überzeugend mit einzubringen weiß.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Wer es symphonisch, sentimental aber auch gleichwohl dynamisch komplex druckvoll mag, für den führt kein Weg an der mexikanischen Band Cast vorbei. Dank Oliver Wenzler vom Label Progressive Promotion Records ist das neueste Album der Musiker ohne große Suche auch bei uns als Digipack erhältlich.
Bewertung: 12/15 Punkten
Line-up / Musicians
– Luis Alfonso Vidales / Keyboards, Composer
– Bobby Vidales / Vocals
– Lupita Acuña / Vocals
– Claudio Cordero / Guitar
– Roberto Izzo / Violin
– Carlos Humarán / Bass, Backing Vocals
– Jose Antonio Bringas / Drums, Percussion
Surftipps zu Cast:
Homepage
Facebook
Progarchives
Wikipedia (englisch)
Progressive Promotion Records
Abbildungen: Cast