trajedesaliva – Ultratumba
(41:46, Digital, CD, áMarxe/Ferror Records/GH Records, 2021)
Selten zuvor habe ich ein Cover-Artwork gesehen, welches so präzise die Klänge einer Platte wiederspiegelt, wie es das Gemälde von Emilie Lagarde mit der Musik von trajedesalivas “Ultratumba” vermag. Obwohl das Kunstwerk der französischen Malerin auf den ersten Blick ein harmonisches Familiengefüge zeigt, entfaltet das Bild beim Betrachter schon nach kurzer Dauer Gefühle des Unbehagens und der Beklommenheit.
Mit “Ultratumba” ergeht es dem Hörer ähnlich, denn trotz aller musikalischen Perfektion ist das neueste Werk der aus dem galizischen Vigo stammenden Formation eine musikalische Tour de Force. Dies liegt vielleicht daran, dass es sich bei dem Album mehr um akustische Kunst handelt als um Unterhaltungsmusik im herkömmlichen Sinne.
“Ultratumba” ist dabei als Familiendialog voller Traurigkeit, Akzeptanz und Hoffnung zu verstehen, der sich mit den Ursprüngen der Melancholie beschäftigt. Musikalisch setzen trajedesaliva dies um, indem sie analoge elektronische Klänge auf Industrial Noise und Drone Musik treffen lassen. Harmonische Klanglandschaften stehen hierdurch immer wieder im Kampf mit abstoßend düsteren Störgeräuschen. Es ist Musik, die nicht für zartbesaitete Seelen gedacht ist und welche, kurz vor dem Schlafengehen gehört, zu schaurigen Albträumen führen könnte.
Vervollständigt werden die von Mon Ninguén erzeugten elektronischen Sounds durch poetisch vorgetragene, immer wieder die Musik überlagernde, Spoken Words-Passagen von Sprecherin unavena. Als klangliches Gesamtbild ergibt sich so eine Konstellation, welche derart intensiv gestaltet ist, dass sie unterschwellig penetrant wirkt.
Für den Hörer ist “Ultratumba” somit keine leicht zu verdauende Kost. Es ist Musik, die für den täglichen Hausgebrauch eher ungeeignet ist. Betrachtet man trajedesalivas aktuelles Werk jedoch als reine Kunst, so muss man sagen, dass die Spanier hier alles richtig gemacht haben. Allerdings gehörte “Ultratumba” in diesem Falle als Klanginstallation in einem Museum ausgestellt und nicht auf den heimischen Plattenspieler.
Bewertung: 10 (FF: Kunst: 13, Hörvergnügen 7, KR 12)
Tracklist:
Part 1
1. ‘Todo era blanco’ (6:02)
2. ‘A casa por las vías’ (4:55)
3. ‘Familia Ferro’ (5:03)
4. ‘Arenas calientes’ (4:42)
Part 2
5. ‘Mamá es un animal morado’ (4:47)
6. ‘mammillaria sempervivi’ (6:18)
7. ‘Queremos verte’ (3:28)
8. ‘Ultratumba’ (6:31)
Besetzung:
Mon Ninguén (Synthesizer, Musik)
unavena (Stimme, Text)
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von trajedesaliva zur Verfügung gestellt.