(105:27, CD, Digital, Moonjune Records, 2020)
Moonjune Records hat letzten Dezember ein weiteres Dokument von einer der vielen Reinkarnationen der legendären Soft Machine auf den Markt geworfen. Es handelt sich um das recht kurzlebige Projekt Soft Works, der Vorläuferformation von Soft Machine Legacy. Es existierte bisher eine einzige Veröffentlichung in dieser Konstellation, “Abracadabra”, erschienen im Jahre 2003. Hier haben wir nun einen Konzertmitschnitt dieses Materials vorliegen, aufgenommen in Osaka am 13. August 2003. Die Entstehungsgeschichte mit den unzähligen kleinen Geschichten und Begebenheiten kann der interessierte Liebhaber gut auf der ausführlichen Bandcamp-Seite nachlesen – und staunen, welche Fäden da alle zusammenlaufen mussten, bis das Projekt endgültig bereit war, das Licht der Welt zu erblicken. Sehr interessante Lektüre!
In jedem Fall ist es mit diesen vier Protagonisten eine dieser Bands, die den (manchmal doch etwas inflationär und leichtsinnig gebrauchten) Begriff “Supergroup” absolut verdient. Die einzelnen Musiker vorzustellen, macht überhaupt keinen Sinn, ja, und jeder der doch noch mehr wissen möchte: Das Netz ist voll von Informationen, Hör- und Lesestoff. Kurz, hier versammelt sich die crème de la crème der Canterbury-Szene und legt uns eine Art von Musik in den Player die so perfekt ist, dass es fast schon wieder “zu gut” ist. Ein Widerspruch? Ja und Nein. Die Musik fließt wie geschmiert aus den Boxen, kein Zaudern, keine Unsicherheit, keine Ecken und Kanten. Und genau das ist vielleicht auch das, was den Hörer davon abhalten könnte, hier völlig auszuflippen. Canterbury-Musik kann eben auch deutlich sperriger und vor allem auch kontroverser sein.
Klagen auf (zu) hohem Niveau ist das wohl, aber es spiegelt das Gefühl beim Verfassen dieser Rezi deutlich wider. Freilich, die Musik, das Zusammenspiel, das blinde Verstehen und die Virtuosität ist atemberaubend. Meist geht ein deutlich spürbarer Groove durch jedes Stück, jedoch ist er mehr zu fühlen als zu hören – so verspielt und versteckt können die das. Unglaublich! Und doch sticht noch etwas aus dem schon so perfekten Ensemblespiel heraus, das ist das Gitarrenspiel von Holdsworth (RIP). Die Gitarrensoli fließen wie Honig in jede sich bietende Ritze, die die anderen Drei wohlwollend frei lassen, der Mann verschmilzt mit seinem Instrument auf eine derartig intensive und faszinierende Weise – das ist ganz hohe Kunst. Und zeigt so wieder einmal ganz schmerzlich und deutlich, was für ein großer Musiker da von uns gegangen ist.
Die Aufnahmen sind glasklar und gut abgemischt. Das Konzert kommt insgesamt sehr ruhig, fast klassisch, daher, das Publikum lauscht wohl ganz verzückt (Japaner eben) und spendet frenetisch aber diszipliniert Beifall.
Ein tolles Zeitdokument mit großartigen und gereiften Musikern!
Bewertung: 12/15 Punkten
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Line-up:
Elton Dean – Saxello, Alto Saxophone, Electric Piano
Allan Holdsworth – guitar
Hugh Hopper – bass
John Marshall – drums
Surftipps zu Soft Works:
Homepage
John-Etheridge.com
Facebook Soft Machine Legacy
Bandcamp (Moonjune)
Spotify
Cuneiform
Konzertbericht Soft Machine, Bonn, 2018
Wikipedia
Abbildungen: Moonjune