Verulium – Herald The New Age

Verulium - Herald The New Age (unsigned, 19.9.20)(41:48, CD, Download, Eigenproduktion, 2020)
Sowohl der Bandname als auch das Cover des Verulium-Debütalbums lassen auf den ersten Blick eher auf Pomp-Metal der italienischen Mittneunziger-Schule schließen – Labyrinth, Rhapsody, man erinnert sich eventuell. Das Projekt ist allerdings eine Fortführung der seit 2018 aufgelösten britischen Space-Rock-Band Outstation unter der alleinigen Regie von Outstation-Gitarrist Steve Blakeley und hat mit Metal überhaupt nichts am Hut – mit Spacerock aber auch nicht mehr, schon vorab gesagt.

Stattdessen gibt’s einen hochmelodischen, getragenen und breitwandig aufgezogenen Mix aus Pop, Rock und ein wenig Prog, der aufgrund der recht ruhigen, keyboardlastigen Ausrichtung unweigerlich an die Nach-“Phoenix”-Asia oder die letzten beiden ELP-Alben erinnert, mit ein wenig RPWL garniert. Ja, die Hammill-Fraktion darf nun in ungewohnter Eintracht mit der Meshuggah-Blase reihern gehen, das ändert aber nix an der Tatsache, dass Verulium (dient als Bandname und als Blakeleys Produzenten-Pseudonym) mit “Herald The New Age” eine ziemlich feine erste Visitenkarte abgegeben haben.

Das Album ist erfreulich kurz gehalten, was Füllmaterial verhindert – die Songs sind durch die Bank weg auf dem selben Niveau. Wer denn was auf dem Album gespielt hat, verrät weder das Digipack noch das beiliegende Textbüchlein – nur im Infosheet wird erwähnt, dass Verulium “mostly” das Werk von Steve ist. Der Gesang klingt allerdings verflucht nach Outstations Kris Aylesbury und zeigt deutliche Schwächen, die auch durch die oft übereinander geschichteten Backings nur teilweise ausgeglichen werden. Das Timbre ist nicht unangenehm und ruft Erinnerungen an Yogi Lang hervor, aber die Intonation ist zu oft ein wenig unsicher und der Vortrag etwas statisch. Was beim Spacerock durchaus akzeptabel ist, wird hier zum Problem: die pathosbeladenen Melodien verlangen nämlich durchaus nach einem Sänger vom Format eines Wetton, Lake oder auch Gilmour, der das Material nochmals auf eine ganz andere qualitative Stufe gehoben hätte.

Die Produktion ist – dem Genre untypisch – eher lo-fi gehalten, was aber mit Sicherheit dem semiprofessionellen Status der Band geschuldet ist und gar nicht so übel klingt, wie man meinen würde. Ein wenig dumpf, ja, aber fraglos hör- und genießbar. Wenn Steve an den positiven Punkten (Songwriting, Arrangements) festhält und an den Schwachpunkten (Gesang, Sound) ein wenig feilt, dürften Verulium durchaus ihren Platz in der melodischen Prog-Welt finden. Für alle, die beispielsweise vom letzten Multi-Story-Werk ähnlich enttäuscht waren wie der Schreiber dieser Zeilen, ist “Herald The New Age” schon einmal ein ziemlich guter Tip.

Herald The New Age by Verulium

Bewertung: 10/15

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