(2DVD/2CD, 3:58:30/50:54/50:32, Tigermoth/Just For Kicks, 2020)
Zwar hat Robert Reed sich mit seinem letzten Soloalbum aus dem Fahrwasser von Mike Oldfield weitgehend verabschiedet, so ganz ohne den Großen Michel geht’s für den Magenta-Boss wohl doch nicht. So zeichnet er als Ko-Produzent verantwortlich für eine Film-Dokumentation über die Entstehung von Oldfields Jahrhundertalbum “Tubular Bells”, welches nicht nur eines der erfolgreichsten und einflussreichsten Werke der Rockmusik ist, sondern auch gleichzeitig als Initialzündung für das Virgin-Imperium von Richard Branson diente. In satten vier (!) Stunden zeichnet “From The Manor Born” die Geschichte des Meilensteins nach.
Nun, zunächst einmal muss man schlucken, dass weder Mike Oldfield noch Multimillionär Branson in der Doku selbst auftauchen. Auch das Verwenden der Originalmusik wurde den Machern nicht gestattet, weshalb für den Soundtrack in Zusammenarbeit von diversen Oldfield-Tribute-Acts wie Tubular Bells For Two, Tubular Bells Live und Tubular Live mit ein paar Oldfield-Wegbegleitern wie Rick Fenn, Steve Hillage und Phil Spalding sowie natürlich Robert Reed selbst das komplette Tubular Bells-Werk nachgespielt wurde. Besagter Soundtrack ist auf den beiden Audio-CDs enthalten und macht für sich gesehen nur bedingt Sinn: mit Ausnahme einiger ganz seltener Passagen wurde eben eine bis zum kleinsten Soundfitzelchen ganz exakte Kopie des 1973er Albums angefertigt, die in ihrer Detailtreue einerseits durchaus technisch beeindruckt, aber eben auch nichts bietet, was das Original nicht hat. CD 1 wurde von Tom Newman gemixt und CD 2 von den jeweiligen Künstlern – Unterschiede hört man freilich kaum, was natürlich auch so gewollt ist.
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Auch die Dokumentation muss sich gefallen lassen, dass sie trotz vierstündiger Laufzeit eigentlich nichts bieten kann, was nicht in der einstündigen 2013er BBC-Doku “Tubular Bells – The Mike Oldfield Story” zu finden war – tatsächlich eher noch ein bisschen weniger. Die hatte nämlich durch Oldfields eigenen, überraschend offenen Input viel Persönliches zu bieten und gab einen sehr guten Einblick in des Künstlers Intention und seine Psyche während der Entstehung des Albums – und danach. Tom Newman, Simon Heyworth (die Produzenten von “Tubular Bells”), Bruder Terry Oldfield und Bransons Businesspartner Phillip Newell und Simon Draper dürfen heute ihre besten Anekdoten aus der BBC-Doku wiederholen – erwartungsgemäß in ungekürzter Form. Dass die selben Ereignisse aus verschiedener Sicht betrachtet mehrfach erzählt werden, ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Leider scheinen sich die Protagonisten aber alle recht einig zu sein, wie das damals so lief, so dass man zu oft einfach nur jede Menge Wiederholungen zu hören bekommt. Ein wenig sollte man sich auch schon mit der Studiotechnik der frühen 1970er auskennen, ansonsten dürften die langen Geschichten über Zwei-,Vier-, Acht- und letztlich Sechzehn-Spur-Rekorder, Clicktracks und endlose Overdubs ein wenig über das Interesse respektive Verständnis des “Normalos” hinausgehen – speziell, weil über die musikalische Seite nur wenig berichtet wird. Dafür sind mit Steve Broughton (Bruder von Edgar und Drummer auf Seite 2 von “Tubular Bells”) und Steve Hillage (wie immer grundsympathisch) auch zu wenige “richtige” Musiker vor der Kamera.
Unterm Strich ist dieses Paket also trotz des offensichtlichen Herzblutes nur für die härtesten Röhrenglocken-Enthusiasten zu empfehlen – und selbst die werden vermutlich nur einmal die komplette Länge von “From The Manor Born” aushalten. Eine auf 90 Minuten geschnittene Fassung hätte eventuell einen höheren Unterhaltungswert gehabt. So oder so bleibt “From The Manor Born” mit seinem Soundtrack eine Kuriosität für’s Sammlerregal, während die oben erwähnte BBC-Doku (bestimmt irgendwo auf den üblichen Video-Portalen zu finden) ein absolutes Muss darstellt.
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Ohne Bewertung
Surftipps zu Tubular World:
Robert Reed Homepage
Bandcamp
Tubular Bells Live – Facebook
Tubular Bells For Two
Mike Oldfield Homepage