(54:12, CD, Digital, Lizard Records, 2020)
Seit knapp 15 Jahren sind Scherzoo, die Band um den französischen Multi-Instrumentalisten François Thollot aktiv. Die Namen ihrer Alben hat die Formation ganz simpel durchnummeriert, so das man mittlerweile bei Album Nummer 5, sprich “05” angekommen ist. Von Beginn an bevorzugte man einen instrumentalen Mix aus Jazz Rock mit leichtem Canterbury Einschlag und deutlich erkennbaren Zeuhl Anleihen, was sich ganz logisch ebenfalls auf dem aktuellen Output fortsetzt.
Gehörte bei den ersten Alben eine deutliche Prise Saxophon dazu und agierte man früher als agiler Fünfer, so ist man seit Album Nummer 4 nur noch als Quartett aktiv. Auf “05” ist die gleiche Besetzung wie beim Vorgänger zu hören, nämlich François Thollot (Bass), Clément Curaudeau (Schlagzeug), Anthony Pontet (E-Piano, Orgel, Synthesizer) und Grégoire Plancher (E-Piano, Mellotron). Doch trotz der doppelten Besetzung an den Keyboards wird hier ein interessanter Wettstreit aus diffizilem, treibenden Rhythmusgeflecht und verspielter Tastenvirtuosität geboten.
Der Vierer aus Lyon mag es verwirbelt, bevorzugt jedoch keineswegs eine zu düstere Spielart, wie man sie von anderen Formation aus dem Zeuhl-Kosmos kennt. Zu leichtfüßig ist die Herangehensweise von Scherzoo jedoch keineswegs, man muss sich hier schon auf hypnotische, verspielte Tastenexkursionen mit gewissem Retro-Flair einlassen. Dabei dominieren in erster Linie Figuren auf dem Fender Rhodes und auch ein paar massive Mellotron-Akkorde dürfen nicht fehlen. Dabei vermisst man jedoch mitunter einen gewissen klanglichen Gegenpol zu den Keyboards. Etwas Gitarre oder das von früher gewohnte Saxophon hätte zur Abwechslung stellenweise gut getan.
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Abgesehen von diesen kleinen Makeln bietet “05” einmal mehr gewohnt gute Scherzoo-Qualität. Da dieses Album zudem in einem Live-Umfeld aufgenommen wurde, atmet es lebendige Vitalität und den beeindruckende, gefestigte Kraft der gemeinsamen Interaktion.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildungen: Scherzoo / Lizard Records